Schwerer Chemie-Unfall am Harsefelder Gymnasium

Foto: Diedrich Hinrichs
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jd. Harsefeld. Gefährliche Bromdämpfe gefährdeten Schüler: Harsefelder Aue-Geest-Gymnasium wurde evakuiert.

Großeinsatz von Feuerwehr und Krankenwagen nach einem folgenschweren Unfall in der Chemiestunde: Das Harsefelder Aue-Geest-Gymnasium wurde am vergangenen Freitag vollständig evakuiert, weil sich in einem Trakt gesundheitsschädliche Bromdämpfe ausgebreitet hatten. Insgesamt waren rund 100 Einsatzkräfte vor Ort. Das Schulgelände wurde weiträumig abgesperrt. Was zunächst hoch dramatisch aussah, ging nach Auskunft von Schulleiter Johann Book glimpflich aus: Der Lehrer und die acht Schüler, die sich Verletzungen zuzogen, sollen keine bleibenden Schäden davongetragen haben. Sie wurden nach der Behandlung im Krankenhaus noch am Freitagabend wieder nach Haus entlassen.

Das Unglück ereignete sich Freitagmittag während des Unterrichts: 24 Schüler einer 9. Klasse hielten sich im Chemieraum auf, als dem 33-jährigen Lehrer eine Flasche mit der hochgiftigen und stark ätzenden Chemikalie Brom aus der Hand fiel. Nach Augenzeugenberichten war der Deckel offenbar nicht richtig verschlossen, sodass die Flasche zu Boden ging. Der Lehrer soll laut "raus, raus" gerufen und die Schüler umgehend aus dem Raum geschickt haben.
Mitschüler berichteten, dass sich ein Junge die Hose vom Leib riss und Mädchen in Panik über den Gang rannten.

Im Schulgebäude breitete sich rasch ein chlorähnlicher Geruch aus, der durch die Flure und Räume zog. Die Feuerwehr wurde alarmiert. Mehrere Notärzte und Rettungswagen rückten an.

Die Schüler der betroffenen 9. Klasse sowie der Lehrer erlitten durch die sich ausbreitenden Dämpfe Reizungen an den Augen, in den Atemwegen und auf der Haut. Die Eltern der Neuntklässler, die in die Klinik kamen, brachten ihren Kindern neue Bekleidung, da sämtliche Kleidungsstücke, die die Schüler zum Zeitpunkt des Unglücks trugen, noch vor Ort entsorgt werden mussten. Die Jugendlichen wurden von Feuerwehrleuten in Schutzkleidung dekontaminiert. Sie nutzten den Duschraum der benachbarten Sporthalle, um sich eventuell auf dem Körper haftende Chemikalien-Reste abzuspülen.

Auch in allen anderen Klassen wurde der Unterricht sofort abgebrochen, die Schulleitung schickte die rund 800 Schüler vorzeitig ins Wochenende. Viele von ihnen mussten ihre Schultaschen zunächst in den Klassenräumen zurücklassen.

Neben der Harsefelder Ortswehr wurden auch die Wehren aus Issendorf und Bargstedt sowie die Umweltgruppe Neukloster alarmiert. Der Chemieraum wurde später von einer Spezialfirma gründlich gereinigt. Messungen, die die Firma am Wochenende vornahm, ergaben keinen Hinweis auf eine Schadstoffbelastung. Laut Schulleiter Book soll der Chemieraum in den Herbstferien umfassend saniert werden.

Nach Mitteilung von Polizeisprecher Rainer Bohmbach ermittelt die Polizei gegen den Lehrer wegen des Verdachts auf fahrlässige Körperverletzung.

Hochgiftige Chemikalie
Die Chemikalie Brom ist sehr giftig und äußerst ätzend. Auf der Haut führt sie zu Verätzungen, die nur schwer heilen. Werden Bromdämpfe inhaliert, verursachen sie Atemnot. Es können schwerwiegende Folgenschäden wie eine Lungenentzündung und oder ein Lungenödem auftreten. Brom kann auch Stunden oder Tage nach dem Einatmen zu Beschwerden in den Luftwegen führen. Da Bromdämpfe dreimal schwerer als Luft sind, kriechen sie dicht über dem Fußboden entlang.

Aktuell zum Thema: "Beißender Geruch in der Nase" sowie "Elternkritik nach Chemieunfall"

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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