Einfache Angebote zur Kontaktaufnahme
Netzwerk gegen häusliche Gewalt im Landkreis Harburg bietet online Hilfe an

Beim Start der neuen Homepage des Netzwerkes gegen häusliche Gewalt (v. li.): Gleichstellungsbeauftragte Andrea Schrag, Jörg Schwarz, Katrin Richter-Fuss (beide Jugendamt), Carsten Bünger (Polizei), Tim Lilie, Dörthe Heien (beide BISS) und Evelyn König (Stiftung Opferhilfe Niedersachsen) | Foto: Landkreis Harburg
  • Beim Start der neuen Homepage des Netzwerkes gegen häusliche Gewalt (v. li.): Gleichstellungsbeauftragte Andrea Schrag, Jörg Schwarz, Katrin Richter-Fuss (beide Jugendamt), Carsten Bünger (Polizei), Tim Lilie, Dörthe Heien (beide BISS) und Evelyn König (Stiftung Opferhilfe Niedersachsen)
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Erst hagelte es Faustschläge, danach griff der Mann zum Messer – und schließlich band er die Frau sogar noch an die Anhängerkupplung seines Autos und raste los. Nach 200 Metern löste sich das Seil, das Opfer überlebte schwer verletzt. Die dramatischen Geschehnisse in Hameln sorgten vor fünf Jahren bundesweit für Entsetzen. Dieser versuchte Femizid, der Tötungsversuch, war besonders spektakulär und brutal. Häusliche Gewalt ist jedoch kein Einzelfall, findet aber meist im Verborgenen statt. Hilfe finden Betroffene im Landkreis Harburg beim Netzwerk gegen häusliche Gewalt – und diese Unterstützung ist künftig nur einen Online-Klick entfernt. "Um Frauen noch besser zu erreichen, gehen wir neue Wege und sind nun auch digital erreichbar“, sagt Andrea Schrag, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Harburg. "Hier finden Hilfesuchende ab sofort unkompliziert, gebündelt und kompakt alle Informationen“, ergänzt Katrin Richter-Fuss vom Kreis-Jugendamt.
Anlässlich des jüngsten Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen (das WOCHENBLATT berichtete) wurde die neue Homepage unter dem Motto "Gemeinsam gegen häusliche Gewalt im Landkreis Harburg“ (https://www.gghglkh.de) freigeschaltet. Das Netzwerk im Landkreis Harburg ist bundesweit Vorreiter als erster Zusammenschluss dieser Art, der digitale Angebote schafft. Gefördert wurde die Initiative vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung im Rahmen der
UN-Frauenrechtskonvention CEDAW. CEDAW ist ein internationales Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau und das wichtigste internationale Abkommen zum Schutz der Rechte von Mädchen und Frauen.
Die neue Website informiert über die verschiedenen Hilfemöglichkeiten für Betroffene, aber auch Angehörige und Fachkräfte können sich vertraulich und kostenfrei an das Netzwerk wenden. Die Homepage nennt Ansprechpersonen, verweist auf Beratungsstellen und andere Einrichtungen und erklärt Begriffe. Auch Gesetzestexte sind dort zu finden.
Unkompliziert und von zu Hause oder unterwegs können sich Betroffene informieren und Kontakt aufnehmen. "Das nimmt ihnen die Hemmschwelle und zeigt auf, welche Möglichkeiten und Hilfen sie haben“, so Carsten Bünger von der Polizei. „Das ist so übersichtlich, das nutzen wir künftig auch in der Beratung“, sagt Dörthe Heien von der Beratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt (BISS).
Die Website wird fortlaufend aktualisiert und erweitert. So hat das Netzwerk bereits Pläne für eine stärkere Barrierefreiheit. Dazu wird die Seite um Informationen in leichter Sprache und in Gebärdensprache erweitert.
"Mit der Website haben wir einen großen Meilenstein erreicht und stellen uns dem Leben in digitalen Zeiten“, so Evelyn König von der Stiftung Opferhilfe Niedersachsen. "Wir wollen sichtbarer werden und durch die Verknüpfung digitaler und analoger Kanäle eine einfache, niederschwellige Erreichbarkeit schaffen“, so Jörg Schwarz vom Jugendamt. Hinzu kommt: Oftmals hat der gewalttätige Partner immer mehr Kontrolle über die Betroffene übernommen, was den Kontakt zu einer Beratungsstelle erschwert. Das Netzwerk gegen häusliche Gewalt hat daher im vergangenen Jahr bereits den Instagram-Account @gemeinsamgegenhaeuslichegewalt initiiert und ist auf Facebook @gemeinsamgegenhäuslicheGewaltimLandkreisHarburg präsent.
"Wir wollen das Thema 'Gewalt gegen Frauen' aus der Tabuzone holen, die Gesellschaft sensibilisieren und auf Hilfsangebote aufmerksam machen. Vor allem aber wollen wir Frauen ermutigen, sich Hilfe zu holen“, fasst Andrea Schrag zusammen. Der Bedarf ist laut Schrag groß: Im vergangenen Jahr wurden 143.016 Fälle von Partnerschaftsgewalt zur Anzeige gebracht. Immer wieder kommt es sogar zum Femizid: Jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann, seine Partnerin zu töten. Jede vierte Frau in Deutschland wird Opfer körperlicher Gewalt durch ihren Partner, alle 13 Minuten erlebt eine Frau Gewalt durch ihren Partner. Allerdings ist die Dunkelziffer grundsätzlich hoch, da viele Betroffene aus Angst oder Scham schweigen. 
Kommt es in Niedersachsen wegen häuslicher Gewalt zu Polizeieinsätzen, stellt diese den Kontakt zur Beratungsstelle BISS her. Im Landkreis Harburg hatte die BISS 2021 zu 316 Frauen Kontakt. Doch dort kann nur eine Erstberatung stattfinden. Für weitergehende umfassende Unterstützung gibt es seit 2019 eine
Beratungsstelle für alle Mädchen und Frauen, unabhängig vom Zeitpunkt und der Art der erlebten Gewalt. Die Einrichtung verzeichnete im vergangenen Jahr 123 Fälle.

- Hilfe finden Betroffene bei folgenden Einrichtungen: 

- Beratungsstelle BISS (Tel. 04181 – 2197921)
- Frauenhaus im Landkreis Harburg (Tel. 04181 – 217151)
- bundesweites Hilfetelefon bei Gewalt gegen Frauen (Tel. 08000 – 116016)
- Beratungsstelle für gewaltbetroffene Mädchen und Frauen (Tel. 04171 – 6008850)
- Opferhilfe Lüneburg (Tel. 04131 – 7271910)
- Opferhilfe Stade (Tel. 04141 – 4030431)
Die Ehrenamtlichen des Weißen Rings, die beispielsweise zu Behörden begleiten und als Lotsen im Hilfesystem fungieren, sind unter Tel. 0151 – 55164733 zu erreichen. Die Krankenhäuer Buchholz und Winsen sind Netzwerkpartner im Projekt ProBeweis der Medizinischen Hochschule in Hannover. Das Hilfsangebot richtet sich an Opfer von häuslicher und/oder sexueller Gewalt, die noch keine Anzeige erstatten wollen. In den Krankenhäusern besteht die Möglichkeit, unmittelbar nach der Gewalterfahrung Verletzungen dokumentieren und Spuren professionell sichern zu lassen. Die Betroffenen können ohne Termin oder Anruf einfach in die Kliniken kommen.

"Gegen Gewalt an Frauen"
Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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