Interview: Refinanzierung sichern
Pflegedienste fürchten um ihre Existenz

"Stop - Pflege in Not", prangt an den Fahrzeugen von Lars Perlowski | Foto: Pflege 24
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Die fehlende Refinanzierung ihrer Leistungen durch Kranken- und Pflegekassen hat bereits zahlreiche ambulante Pflegedienste in die Insolvenz getrieben. Im Gespräch mit WOCHENBLATT-Redaktionsleiter Oliver Sander spricht Lars Perlowski, Geschäftsführer des Pflegedienstes Pflege 24 in Buchholz, über die aktuelle Situation. Er hatte vor Kurzem Vertreter von zahlreichen Pflegediensten aus vier Landkreisen - u.a. aus den Landkreisen Harburg und Stade - zu einem Gedankenaustausch eingeladen.

Interview mit Lars Perlowski (Pflegedienst Pflege 24)

WOCHENBLATT: Die Situation bei den ambulanten Pflegediensten ist sehr angespannt. Wie bewerten Sie die derzeitige Lage, auch für Ihr eigenes Unternehmen?
Lars Perlowski: Die aktuelle Situation macht uns allen sehr zu schaffen. Ich bin mit vielen Pflegediensten und Pflegeeinrichtungen im engen Kontakt und stetigen Austausch. Wir alle fürchten um unsere Existenz und um den Verbleib unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der pflegebedürftigen Menschen.

WOCHENBLATT: Erste, auch größere Pflegedienste, haben Insolvenz angemeldet. Was ist nötig, um weitere Insolvenzen zu verhindern?
Perlowski: Leider muss erst das Kind in den Brunnen fallen, ehe es sich etwas ändert. Es ist bedauerlich und für mich unverständlich, dass nicht sofort auf Insolvenzen reagiert wird. Um weitere Insolvenzen zu verhindern, muss jetzt ein Rettungsschirm greifen, bis eine endgültige Entscheidung der Bundesregierung in Kraft tritt. Wir können nicht weitere Gespräche abwarten. Es muss eine vernünftige Refinanzierung geben, damit wir unsere Unternehmen wirtschaftlich führen und die Pflege weiter gewährleisten können!

Die Politik muss den Ernst der Lage erkennen

WOCHENBLATT: Wer muss aus Ihrer Sicht handeln, damit sich die Situation nicht weiter verschärft?
Perlowski: Derzeit bekommen wir zum Beispiel für das Anziehen von Kompressionsstrümpfen 4,22 Euro plus 5,44 Euro Wegepauschale - das reicht nicht. Die Politik muss den Ernst der Lage erkennen, mit den Kranken- und Pflegekassen zeitnah über eine vernünftige Refinanzierung beraten und schnellstmöglich umsetzen. Wir können nicht länger darauf warten, dass etwas passiert. Es muss jetzt gehandelt werden!

WOCHENBLATT:
 Haben Sie den Eindruck, dass die Bevölkerung den Ernst der Lage erkannt hat?
Perlowski: Viele Menschen wissen nicht, worum es hier geht, was durch fehlenden Informationsfluss der Regierung verursacht wird. Uns wird oft etwas als ganz toll verkauft, aber was dahintersteckt, das weiß kaum einer. Daher kann ich nur jedem raten, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Denn wenn es uns Pflegedienste und Pflegeeinrichtungen nicht mehr gibt, stellt sich schnell die Frage: Wer versorgt dann die pflegebedürftigen Menschen? Am Ende sind es die Angehörigen, die selbst berufstätig sind oder gar selbst Pflege benötigen, die die Versorgung übernehmen müssen. Das würde erhebliche Konsequenzen für die wirtschaftliche Lage in Deutschland bedeuten.

Hupkonzerte an jedem Donnerstag als Protest

WOCHENBLATT: Sie haben vor Kurzem zu einem Treffen verschiedener Pflegedienste nach Buchholz eingeladen. Was wurde dort vereinbart? Sind gemeinsame Aktionen geplant, um auf den Pflegenotstand aufmerksam zu machen?
Perlowski: Jeden Donnerstag werden wir um 11 Uhr ein Hupkonzert in mehreren Landkreisen veranstalten, um auf die Lage aufmerksam zu machen. Über unser Logo und einen QR-Code, die in den Fahrzeugen hängen, kann man auf unsere Homepage www.pflegestop.de gelangen. Dort stehen alle aktuellen Informationen und Kampagnen zu unserem Protest. Wir hoffen, dass wir noch mehr Pflegedienste und Einrichtungen dazu bewegen können, sich uns anzuschließen. Nur gemeinsam können wir etwas erreichen!

WOCHENBLATT:
Herr Perlowski, vielen Dank für das Gespräch. (os).

Appell der Pflegedienste

Im Namen zahlreicher Pflegedienste appelliert Lars Perlowski:
"Liebe WOCHENBLATT-Leserinnen und -Leser, wir brauchen auch Ihre Unterstützung. Sollten die Politik sowie die Kranken- und Pflegekassen nichts unternehmen, werden viele Menschen Ihren Job verlieren. Pflegedienste und Pflegeeinrichtungen werden aussterben. Aber vor allem geht es hier um Menschenleben!
Zuspruch, Ideen, Anmerkungen oder auch ein Mitwirken können Sie an stop@pflege-im-landkreis-harburg.de schicken. Vielen Dank!"

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Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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