Neue Umfrage mit erschreckenden Ergebnissen
Gewalt gegen Frauen: Schlagen junge Männer öfter zu?

Fäuste geballt beim Streit: Laut einer Umfrage finden junge Männer es nicht falsch, Gewalt gegenüber der Partnerin einzusetzen, um sich Respekt zu verschaffen  | Foto: pexels-mart-production
  • Fäuste geballt beim Streit: Laut einer Umfrage finden junge Männer es nicht falsch, Gewalt gegenüber der Partnerin einzusetzen, um sich Respekt zu verschaffen
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JOBS und KARRIERE

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Diese Umfrage von Plan International sorgt für Schlagzeilen und auch für Widerspruch: Von 1.000 befragten Männern zwischen 18 und 35 Jahren gaben 34 Prozent an, gegenüber Frauen schon mal handgreiflich geworden zu sein, um ihnen Respekt einzuflößen. 33 Prozent der Männer dieser Altersgruppe finden es in Ordnung, wenn ihnen bei einem Streit mit der Partnerin mal die Hand ausrutscht. Wie kann das sein? Sind die jüngeren Generationen der Männer tatsächlich nicht weiter von festgefahrenen Verhaltensmustern entfernt als die Nachkriegsgeneration? Ist Deutschland ein Land der jungen Machos?

Diese Umfrage, lautet ein Kritikpunkt, sei zu plakativ. Zudem sei es eine Umfrage und keine tiefergehende Studie. Die Ergebnisse können daher nicht als allgemeingültig gelten. Aber: Auch Kritiker dieser Umfrage räumen ein, dass der negative Trend, den die Ergebnisse zeigen, zutreffend sein kann. Zumal viele Erhebungen zu diesem Thema vor Corona stattfanden.

"Gewalt kann nur der Täter stoppen"

"Diese Zahlen haben mich überrascht", sagt Elena Knoop, Gleichstellungsbeauftragte beim Landkreis Stade. Grundsätzlich sei die jüngere Generation - auch die Männer - diverser eingestellt, als es die Ergebnisse vermuten lassen. Es gibt jedoch ein Aber und die Umfrage von Plan International könnte eine Diskussion in die richtige Richtung anstoßen. Stichwort Täterarbeit. "Gewalt gegenüber Frauen kann nur der Täter stoppen", sagt Elena Knoop.

Im Landkreis Stade ist das "Netzwerk häusliche Gewalt" dabei, für die Täterarbeit Strukturen zu schaffen. Das sei wichtig, weil es nicht nur darum gehe, Frauen, die Opfer werden, aufzufangen.
Elena Knoop hat einen Vergleich parat: Wir wissen genau, was gesunde Ernährung ist. Trotzdem konsumieren wir Chips und Schokolade mitunter häufiger, als uns gut tut. Das eine ist das kognitive Wissen (Achtung: ungesund), das andere das emotionale. "Männer, die schlagen, wissen auf der kognitiven Ebene, dass ihr Verhalten grundfalsch ist, auf der emotionalen Ebene machen sie es trotzdem", sagt die Gleichstellungsbeauftragte.

Männerarbeit ist ein weißer Fleck

Das habe viel mit erlernten Dingen zu tun, so Knoop. Der Vater vererbe quasi seine gewalttätige Einstellung auf den Sohn. An dieser Stelle müsse stärker angesetzt werden. "Männerarbeit ist zu oft noch ein weißer Fleck."

Lothar Kleinschmidt von der pro familia Beratungsstelle in Stade geht es bei einer Bewertung der Umfrage nicht um die genauen Prozentzahlen: "Egal ob 15 oder 30 Prozent - jeder Fall, bei dem Frauen Gewalt angetan wird, ist einer zu viel." Das Potenzial an Gewalt in Beziehungen, davon ist er überzeugt, sei sehr viel größer, als "wir es wahrnehmen".

"Jeder Fall ist einer zu viel"

Auch Lothar Kleinschmidt betont, dass die Erziehung der Schlüssel ist. "Jungs, die mitbekommen haben, dass Gewalt zu einer Konfliktlösung führt, werden diese Verhaltensmuster eher wiederholen." Wobei Gewalt in Beziehungen nicht nur eine Partnerin, sondern auch Kinder treffen könne. "Ich setze mich durch, du musst mir folgen und darfst mich nicht hinterfragen", sei die Haltung, die zu Gewalt in Partnerschaften führe.

Die Ergebnisse der Plan International-Umfrage passen dazu: 71 Prozent der befragten jungen Männer glauben, persönliche Probleme selbst lösen zu müssen, ohne um Hilfe zu bitten. Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) ist der Überzeugung, sie sei schwach und angreifbar, wenn sie Gefühle zeigt. 53 Prozent der Teilnehmer sagen, es sei ihnen unangenehm, über ihre Gefühle zu sprechen. 52 Prozent der jungen Männer sehen ihre Rolle darin, im Beruf genug Geld zu verdienen. Für Hausarbeit ist ihrer Meinung nach vor allem die Partnerin zuständig. 49 Prozent finden es wichtig, in der Beziehung oder Ehe das letzte Wort bei Entscheidungen zu haben. 39 Prozent der jungen Männer möchten zudem, dass ihre Partnerin die eigenen Ansprüche zurückstellt, um ihnen den Rücken freizuhalten. Entsprechend würden nur 41 Prozent der Befragten länger als ein paar Wochen in Elternzeit gehen.

Zahlen von "BISS" aus Stade:
432 Fälle im Jahr 2022

Bei der Beratungsstelle gegen häusliche Gewalt (BISS) im Landkreis Stade sind im Jahr 2022 432 Fälle (incl. sieben Minderjährige) von häuslicher Gewalt bekannt geworden. Im Jahr 2021 waren es 445 Fälle. Die Dunkelziffer liegt weitaus höher.

Von den Betroffenen waren 372 Frauen und 53 Männer; hinzu kamen weitere Ratsuchende wie z.B. Angehörige, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anderer Institutionen und Beratungseinrichtungen.
Zwischen der Polizeiinspektion Stade und der BISS-Beratungsstelle wurde eine Kooperationsvereinbarung getroffen. Aufgrund dieser Vereinbarung wird die BISS durch die Polizei über einen Einsatz bei häuslicher Gewalt informiert.

Je nach Gefahrenlage hat die Polizei vor Ort die Möglichkeit, einen Platzverweis von bis zu 14 Tagen gegenüber dem Täter auszusprechen. Eine Mitarbeiterin der BISS nimmt zeitnah proaktiv den Kontakt zum Opfer auf.

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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