Taubenschlag als Problemlöser
Märchenstadt Buxtehude hat kein Herz für Tauben

Tauben bei der Fütterung | Foto: Griese-Peters
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"Ihr zahmen Täubchen kommt und helft mir lesen, die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen." Mit diesen Worten ruft Grimms Aschenputtel ihre gefiederten Freunde, die Tauben, zur Hilfe. Jedes Kind kennt diese Zeilen, die nur ein Teil der kraftvollen Symbolik bilden, die die Taube heutzutage umgibt. Ob Brieftaube, Friedenstaube oder Hochzeitstaube - sie alle haben das Image eines Überbringers froher Botschaft und Harmonie. Wieso also wird die Stadttaube derart stiefmütterlich behandelt und geächtet? Und wieso setzt sich gerade Buxtehude als Märchenstadt nicht mehr für die Taube ein?

Foto: Griese-Peters

"Ratten der Lüfte" werden sie auch genannt. Die Menschen stören sich am Lärm, am Kot oder an der vermeintlich erhöhten Krankheitsübertragungsgefahr. Dabei ist diese laut dem NABU gar nicht höher als bei anderen Vogelarten. Zwei Frauen, die sich besonders für das Wohlergehen der Taube engagieren, sind Liane Schneider und Svantje Griese-Peters. Vor drei Jahren machten sie es sich zur Aufgabe, sich um die Buxtehuder Tauben zu kümmern und die Bevölkerung aufzuklären. Denn, so betonen die Freundinnen, die Stadttaube sei kein Wildtier, sondern der verwilderte Nachkomme der Haustaube, die der Mensch jahrhundertelang für seine Nutzung gezüchtet hat. Das Problem sei demnach menschengemacht und gehöre auch durch den Menschen gelöst, denn auch die Taube leide oftmals unter den harten Lebensumständen. Ganz besonders leiden die Tauben unter dem vom Menschen angezüchteten Brutzwang. Der zwingt sie dazu, mehrmals im Jahr zu brüten, egal ob ausreichend Futter oder ein geeigneter Brutplatz zur Verfügung stehen. Das endet dann oftmals darin, dass die Tauben verhungern oder sie an gefährlichen Orten brüten, wie beispielsweise zwischen den "Metallspikes", die zur Abwehr der Tiere auf Fenstervorsprüngen oder Dächern angebracht werden. Tauben sind standorttreu, das heißt, dass sie die Innenstädte nicht einfach so verlassen, auch wenn sich ihnen dort keine gute Lebensgrundlage bietet.

Vergrämungsmaßnahmen enden oftmals im qualvollen Verenden der Tiere | Foto: Schneider
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Sie werden angefeindet weil sie Tieren helfen

Schneider und Griese-Peters haben während der Pandemie damit begonnen, Tauben zu füttern, da in der Innenstadt so wenig los war, dass die Tiere kaum noch Nahrung fanden. Mittlerweile verfüttern die tierlieben Frauen acht bis zehn Kilo am Tag - und zahlen das aus eigener Tasche. Doch dafür hat kaum jemand Verständnis. Auch wenn es in Buxtehude nicht verboten ist, Tauben zu füttern, so wurden die Freundinnen schon von allen Seiten angefeindet. "Wir wurden schon auf das Übelste beschimpft und bedroht. Eine Person klaut sogar regelmäßig die Wasserschalen, die wir aufstellen", erzählt Liane Schneider, die den Hass so vieler Menschen auf ein intelligentes Tier wie die Taube nicht verstehen kann. Vor allem aber werde das Problem nicht dadurch gelöst, dass die Tiere qualvoll verhungern.

Liane Schneider mit einer geretteten Taube | Foto: Schneider
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Viele Probleme könnten aber durch die Einrichtung eines betreuten Taubenschlags verhindert werden. Dort würden die Tiere artgerecht ernährt und Gebäude in den Innenstädten würden von Taubenkot entlastet werden. Zudem würden kontrollierbare Brutplätze zur Eindämmung der Population führen, denn die Eier der Tauben gegen Attrappen auszutauschen, ist eine gängige und tierschutzgerechte Praxis in Taubenschlägen. Ein positives Beispiel ist etwa der Taubenschlag in Buchholz, der im vergangenen Jahr errichtet wurde und bereits zum verbesserten Stadtbild, mit weniger Tauben, beigetragen hat.

Locktauben sind bereits erfolgreich

Dieses Engagement würden sich die Taubenfreundinnen Schneider und Griese-Peters auch von ihrer Heimatstadt Buxtehude wünschen. Doch es gibt aktuell weder offizielle Futterplätze noch einen Taubenschlag, obwohl die Errichtung eines solchen im vergangenen Jahr vom Land Niedersachsen gefördert wurde.
Auf Nachfragen des WOCHENBLATT hat die Hansestadt Buxtehude mitgeteilt, dass parallel in dieser Woche bereits Gespräche mit dem Ordnungsamt stattgefunden haben und das Thema demnach aktuell angegangen wird.

"Es braucht eine Stimme für die Taube", sagt Svantje Griese-Peters, die aktuell gemeinsam mit Liane Schneider noch Mitstreiter sucht, die sich ebenfalls für die Tauben einsetzen und bei der Gründung eines Vereins aktiv mitwirken möchten. Wer Interesse hat, meldet sich per E-Mail an frauschneider2@gmx.net oder svantjezmiewskigriese@web.de.

Taubenfreundinnen Liane Schneider (li.) und Svantje Griese-Peters wollen aufklären | Foto: pm
  • Taubenfreundinnen Liane Schneider (li.) und Svantje Griese-Peters wollen aufklären
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Pauline Meyer aus Neu Wulmstorf

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