WOCHENBLATT-Umfrage zu Tempo 30
"Tempo 30 ist das Ende des Fortschritts"

Vom Klimaschutz durch Tempo 30 sind nicht alle WOCHENBLATT-Leser überzeugt | Foto: climateWarrior/pixabay
  • Vom Klimaschutz durch Tempo 30 sind nicht alle WOCHENBLATT-Leser überzeugt
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Das WOCHENBLATT wollte wissen: Was sagen die Leserinnen und Leser zum Vorstoß des Deutschen Städtetags, dass die Städte und Gemeinden ohne großen bürokratischen Aufwand selbst über Tempo 30 auf ihren Straßen entscheiden sollen? Tempo 30, das zeigt die Umfrage, stößt bei vielen auf Kritik.

Magda Kremensky: "Die Diskussion ist abartig. Tempo 30 ist viel zu langsam und macht jeden Fahrer hochgradig aggressiv. Dadurch werden erst recht Staus verursacht und mir wird bösartig wertvolle Lebenszeit gestohlen. Fahrzeiten verlängern sich unnötig und es erhöht sich der Spritverbrauch. Tempo 30 vor Schulen ist schon eine Unverschämtheit. Vor unserer Schule wurde auch gerast und wir haben alle überlebt! Uns hat man nämlich noch beigebracht, dass man nicht ohne zu schauen auf die Straße läuft."

Reinhard Vogt: "Die pauschale Behauptung, dass Tempo 30 km/h in Städten und Gemeinden die Verkehrssicherheit erhöht oder einen Beitrag zum Klimaschutz leistet, ist nach meiner Kenntnis nicht bewiesen. Es kommt in der Regel auf die Verkehrs-Infrastruktur an. Ziel sollte stets sein, dass der Verkehr fließt und so wenig wie möglich behindert wird.

Den geringsten Verbrauch haben Fahrzeuge mit Otto- oder Dieselmotor bei einer niedrigen Drehzahl im höchsten Gang, also bei vielen Fahrzeuge bei 80 bis 90 km/h. Das ist innerhalb von Ortschaften zu viel. 50 km/h ist ein guter Kompromiss. Eine Reduzierung auf Tempo 30 leistet keinen Beitrag zur Energieersparnis sondern eher zur Ineffizienz.

Kampf auf der Straße würde zunehmen

Auch die Verkehrssicherheit wird nicht durch 30 gefördert, sondern eher der Kampf auf den Straßen zwischen Radfahrern und Autofahrern erhöht. Heute kann man häufig beobachten, dass Radfahrer einen Kampf gegen die Autofahrer führen, auf der Straße fahren, obwohl es einen Radweg gibt, die rote Ampel ignorieren, da sie ja auf dem Radweg oder Gehweg vorbeihuschen etc."

Joachim Franke vom ADFC Kreisverband Harburg: "Zunächst danke, dass Sie das Thema in ihrer Ausgabe vom Wochenende aufgreifen. Allerdings ist ihr Bericht irreführend. Eine Tempo-30-Zone wie im Foto gezeigt und auch im Text erwähnt, ist etwas anderes als das, was viele Kommunen (zum Beispiel Cuxhaven) mit ihrem Beitritt zur Initiative 'Lebenswerte Städte und Gemeinden' durch angepasste Geschwindigkeiten erreichen wollen.

Tempo runter, weniger Unfälle

Durch eine einfache Änderung des Straßenverkehrsordnung kann ermöglicht werden, dass Städte und Gemeinden ohne viel Aufwand die Geschwindigkeit innerorts auf 30 km/h begrenzen können. Das kann, muss aber nicht flächendeckend geschehen.

Viele Studien zeigen, dass durch geringere Geschwindigkeiten Unfälle und Schäden an Leib und Leben verhindert werden können. Der ADFC setzt sich seit Langem dafür ein. Der Beitrag zum Klimaschutz ist nur gering, der wäre durch ein Tempolimit auf Landstraßen und Autobahnen sehr viel bedeutender."

Ronald Weber: "Meiner Meinung nach sollten sich die Städte und Kommunen raushalten und sich um wichtigere Dinge kümmern. Durch immer mehr E-Fahrzeuge verringert sich die Schadstoff-Belastung automatisch. Mittlerweile fahren wir Autos, die mit Kameras, Sensoren, Airbags usw. ausgestattet sind. Nie zuvor machte die Technik das Autofahren so sicher und trotzdem will man, das wir auf den Straßen so langsam fahren wie damals mit Kutschen. Sie nennen das nachhaltig, aber es ist das Ende des Fortschritts."

Ohne Kontrollen ist das nutzlos

Hans-Günther Weber: "Das Thema berührt uns in den Dörfern ja schon eine ganze Weile. Doch das eigentliche Problem erkennt man erst, wenn man selbst betroffen, also Anlieger einer Tempo-30-Zone ist. Viele Autofahrer bremsen ab, wenn sie das 30er-Schild sehen und fahren meist irgendwo zwischen 30 und 40 km/h. Ein nicht unerheblicher Teil erkennt die Schilder, fährt aber gefühlt irgendwo zwischen 40 und 60 km/h. Und dann haben wir noch die, die das überhaupt nicht interessiert und weit mehr als 50 km/h fahren. Und da beginnt das eigentliche Problem:

So lange die 30er-Zonen nicht von der Polizei oder eingesetztem Prüfpersonal kontrolliert werden, bringt das 30er Schild alleine nicht die erwartete Reaktion."

Ursula Wegermann, Vorstand Bündnis 90/Die Grünen OV Buchholz: "Unsere Fraktion hat bereits am 5. Januar den Antrag beim Buchholzer Bürgermeister gestellt, sich der Initiative 'Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeit' anzuschließen. Insofern sind wir nun sehr froh, dass in der letzten Samstagausgabe über die Forderung des Deutschen Städtetages auf der ersten Seite berichtet wurde. Die Vorteile von Tempo 30 liegen auf der Hand - was man an den vorhandenen Tempo-30-Zonen bereits merkt. Wir würden durch ein Tempo 30 in der Stadt mehr Sicherheit für nicht-motorisierte Verkehrsteilnehmer, Reduzierung der Lärmbelästigung und Schadstoffbelastung erhalten. Auf den Schilderwald könnten wir verzichten, was auch Kosten sparen würde, da wir nur wenige Tempo-50-Schilder aufstellen müssten. Und darüber könnten die Kommunen selbst entscheiden. Übrigens: In anderen europäischen Ländern ist Tempo 30 schon längst gängige Praxis." [b]

Ergebnis der Online-Umfrage

tk).[/b] Egal ist Tempo 30 in den Städten und Gemeinden (fast) niemandem. Bei der WOCHENBLATT-Online-Umfrage haben nur vier User mit "egal" abgestimmt.

Bei den Befürwortern und Gegnern von mehr Tempo-30-Zonen liegen Gegner und Befürworter dicht beieinander: 48,5 Prozent (758 Stimmen) fordern, dass die Kommunen selbst und einfacher über Tempo 30 entscheiden können. 51,25 Prozent (801 Stimmen) lehnen das ab.

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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