Apotheker im Kreis Stade schlagen Alarm
Warum Apotheken am 14. Juni geschlossen bleiben

Bundesweit schließen viele Apotheken am 14. Juni. Ohne grundlegende Reformen droht ein Apothekensterben | Foto: adobe/littlewolf1989
  • Bundesweit schließen viele Apotheken am 14. Juni. Ohne grundlegende Reformen droht ein Apothekensterben
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In ganz Deutschland werden am Mittwoch, 14. Juni, Apotheken bis auf einen Notdienst geschlossen bleiben. Auch in den Landkreisen Stade und Harburg schließen sich viele Apothekerinnen und Apotheker dem Protesttag an. "Es ist so, also ob wir in einem Schraubstock stecken und die Backen auf beiden Seiten immer näher kommen", sagt der Apotheker Alexander Stüwe.

Stellvertretend für alle Apotheker aus der Region erklären er und seine Kolleginnen und Kollegen, Christina Betzler und Dr. Mathias Grau, stellvertretender Vorsitzender des Landesapothekerverbands (LAV) Niedersachsen, die Gründe für diese Aktion. Bei Kundinnen und Kunden werben sie um Verständnis: Wenn das Apothekensterben in diesem Tempo weitergehe wie bisher, seien die gute Versorgung in der Fläche und auch der Notdienst gefährdet. 400 Apotheken haben 2022 in Deutschland für immer geschlossen - Tendenz steigend.

Apothekensterben hat schon begonnen

"Wie wichtig die Apotheke vor Ort ist, haben die Pandemie und aktuell die Hilfe bei der Bewältigung der Medikamenten-Lieferengpässe gezeigt", sagt die drei Pharmarzieexperten. Wenn die Politik nicht schnell die Rahmenbedingungen verbessere, würden immer mehr Apotheker aufgeben. Der Beruf des selbstständigen Apothekers sei schon jetzt unattraktiv für viele aus dem Nachwuchs geworden.

Das sind die zentralen Probleme: Die Honorare der Apotheker sind seit 2004 nicht angepasst worden. Der Grund: Die Honorarsätze für verschreibungspflichtige Medikamente bleiben auf dem Stand von 2004. Die Kosten für Energie und Personal sind dagegen stark angestiegen, die Inflation kommt obendrauf.
Mehr Einnahmen durch nicht-verschreibungspflichtige Präparate als Ausgleich könne eine Apotheke nicht unbegrenzt erzielen. "Da ist das Internet die Konkurrenz", sagt Christine Betzler. "Die Onlineapotheken bieten aber keinen Notdienst abends, nachts, an Wochenenden und Feiertagen an", fügt sie hinzu.

Ohne Apotheken kein Notdienst

Ein weiteres Problem, Alexander Stüwe nennt es "wirtschaftliches Risiko", verbirgt sich hinter dem sperrigen Namen Retaxation. Wenn ein verschreibungspflichtiges Medikament herausgegeben wird und auf dem Rezept eine Kleinigkeit fehle, ersetzen die Kassen nicht einmal die Einkaufskosten der Apotheken. Es reiche, wenn der Arzt versehentlich vergessen habe, auf dem Rezept irgendeinen Haken zu setzen. "Dann zahlen wir drauf", sagt Mathias Grau. Jedes Rezept müsse sicherheitshalber noch einmal nach Ladenschluss in die Hand genommen werden - "das ist überbordende Bürokratie", kritisiert Alexander Stüwe.

Ein weiteres Problemfeld: Durch die Lieferengpässe bei Medikamenten hat sich der Bedarf an Beratung, Recherche nach anderen Mitteln und Zeit für Rücksprache mit Ärzten vervielfacht. "Das wird mit keinem Cent honoriert", sagen die drei Apotheker.

Politik könnte Rahmenbedingungen verbessern

Die Politik sei auch gefordert, die Rabattverträge mit den Krankenkassen aufzulösen. So werden Engpässe geschaffen, die mitverantwortlich für Lieferengpässe seien. Unter anderem dadurch, dass in anderen europäischen Ländern mehr für das einzelne Präparat gezahlt werde. Von den Kassen fühlen sich viele Apotheker gegängelt. In ihrem Protestaufruf sprechen sie sogar von "absurder Willkür" und werfen den Kassen vor, mit Hunderten Managergehältern und teuren TV-Spots anderswo viel Geld auszugeben - aber nicht bei Medikamenten und den Expertinnen und Experten, die diese in ihren Apotheken mit Fachkompetenz herausgeben.

Auf all diesen Themenfelder könnte die Politik für Veränderungen sorgen. Im Gegensatz zu anderen Playern auf dem Gesundheitsmarkt haben die Apotheker aber keine starke Lobby in Berlin. "Wir protestieren auch für Sie" steht auf Flyern für den Aktionstag. "Wenn noch mehr Apotheken schließen, werden die Menschen 40 bis 60 Kilometer zur diensthabenden Notdienstapotheke fahren müssen", ist eine realistische Einschätzung der WOCHENBLATT-Gesprächspartner.

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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