Tödliche Messerattacke in Stade
Mordkommission ermittelt - Weiter Zeugen gesucht - Täter flüchtig - Streifendienst verstärkt
Update von Donnerstagabend: Nach der tödlichen Auseinandersetzung zwischen zwei Großfamilien am Freitagnachmittag (22.3.) in Stade hat jetzt eine Mordkommission der Stader Polizei mit Unterstützung von Ermittlerinnen und Ermittler auch aus benachbarten Dienststellen die Arbeit aufgenommen. Die eingesetzten Teams werden nun die vorhandenen Spuren auswerten, Vernehmungen durchführen und Zeugen befragen. Besonders hoffen sie dabei noch auf weitere Unbeteiligte, die evtl. Video- oder Fotoaufnahmen mit dem Handy von einer der beiden Taten in der Hökerstraße oder in der Straße "Am Salztor" gemacht haben. Es wird darum gebeten, diese der Polizei zur Verfügung zu stellen. Zeugen, die sich bisher noch nicht gemeldet haben, werden gebeten, sich unter der Rufnummer 04141-102215 auf der Stader Wache zu melden.
Außerdem wurde die Streifentätigkeit im Stader Stadtgebiet erheblich verstärkt. Hier werden die Beamtinnen und Beamten der Stader Wache von der Verfügungseinheit der PI Stade sowie von Einsatzkräften der Bereitschaftspolizei aus Lüneburg tatkräftig unterstützt.
Ziel der Aktion ist u.a., für Bürgerinnen und Bürger sowie Geschäftsleute in der Innenstadt direkt vor Ort ansprechbar zu sein. Nach der Auseinandersetzung vom Freitag gab keine weiteren Vorfälle. Die Polizei geht nicht von einer erhöhten Gefährdung der Bevölkerung in Stade aus. "Die Konflikte beschränken sich auf die Großfamilien", sagt Polizeisprecher Rainer Bohmbach. "Auf Passanten und Touristen hat es bisher keine Übergriffe gegeben."
Direkte Anrainer des Geschehens von Freitagabend hätten natürlich mitbekommen, dass da etwas los war, so Bohmbach weiter. "Es wurde sehr laut gestritten. Und die Verfolgungsjagd mit Unfall und Kampfgeschehen ist natürlich ein großes Gesprächsthema." Die Polizei beobachte jedoch in der Bevölkerung keinen Verlust des subjektiven Sicherheitsgefühls.
Dass in Stade eine der vier niedersächsischen Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften für Clankriminalität angesiedelt sei, sei kein Indiz dafür, dass es in der Stadt an der Schwinge vermehrt Clankriminalität gebe. Die Generalstaatsanwaltschaft in Celle habe damals entschieden, die Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften in Braunschweig, Hildesheim, Osnabrück und eben Stade zu verankern, um den Raum Niedersachsen sinnvoll und koordiniert abzudecken.
"Wenn solch kriminelle Taten in unserer Stadt am helllichten Tag auf offener Straße geschehen, bin ich natürlich auch entsetzt und fassungslos", sagt Stades Bürgermeister Sönke Hartlef. "Sorgen der Bürgerinnen und Bürger sowie der Geschäftsleute kann ich also durchaus verstehen." Rational betrachtet sei jedoch festzustellen, dass sich diese kriminellen Taten nicht gegen Dritte richten.
Der Bürgermeister steht in engem Kontakt mit der Leitung der Stader Polizeiinspektion. Als erste Maßnahme auf die Vorfälle vom 22. März wurde die Polizeipräsenz mit Hilfe einer Bereitschaftseinheit deutlich erhöht. "Die Hansestadt Stadt hat diesbezüglich jedoch keinerlei Zuständigkeit", erklärt Hartlef. "Es bleibt daher die Aufgabe der Politik, sich zum Beispiel auf Landesebene für eine Aufstockung der Personalstärke bei der Polizei einzusetzen."
Und ist Stade in den Augen des Bürgermeisters eine sichere Stadt? "Stade gehört zu den vier Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften in Sachen Clankriminalität in Niedersachsen. Auch in die Ermittlungsarbeit der Stader Polizei setze ich großes Vertrauen", betont der Bürgermeister. "Festnahmen und Durchsuchungen im Rahmen von landes- oder gar bundesweit koordinierten Aktionen in der jüngeren Vergangenheit waren erfolgreich und führen letztlich auch dazu, dass Stade eine sichere Stadt bleibt."
Update von Samstagnachmittag: Eine tödliche Auseinandersetzung im Clan-Milieu erschüttert Stade. Das Opfer einer Messerattacke schwebte zunächst in Lebensgefahr und verstarb einen Tag später. Die Polizei fahndet nach dem Angreifer.
Es müssen am Freitagabend (22. März) Action-Szenen wie aus einem Gangsterfilm gewesen sein: Autos krachten vor einem Döner-Imbiss ineinander. Vorher gab es offenbar eine wilde Verfolgungsjagd. Bei einer anschließenden handgreiflichen Auseinandersetzung mehrerer Männer wurde ein 35-jähriger Mann aus Stade durch einen Messerstich lebensgefährlich verletzt. Das Opfer erlag am Samstag seinen Verletzungen. Jetzt ermittelt die Mordkommission. Der Täter ist flüchtig.
Opfer stirbt im Krankenhaus
Auf der Straße "Beim Salztor" zwischen Altstadt und Stadthafen kollidierten in Höhe des Dönerladens gegen 17.30 Uhr drei Fahrzeuge. Offenbar handelte es sich um eine Verfolgungsjagd, bei der sich die Wagen bewusst gerammt hatten. Die Insassen der Unfallautos stiegen aus und gerieten miteinander in Streit. Einer der Streithähne zückte ein Messer und stach auf einen der Kontrahenten ein. Dieser erlitt infolge der Messerstiche lebensgefährliche Verletzungen. Der Mann wurde ins Elbe Klinikum eingeliefert. Trotz aller Bemühungen der Ärzte verstarb der Stader am Samstagnachmittag im Krankenhaus.
Polizisten setzten Pfefferspray ein
Zufällig befand sich in der Nähe ein Streifenwagen. Die Beamten setzten zunächst Pfefferspray ein, um die Personen zu trennen. Dann kümmerten sie sich um die verletzten Opfer. Die beiden Männer, die dabei Pfefferspray abbekamen, wurden bei dem Einsatz leicht verletzt. Die insgesamt vier verletzten Männer wurden nach der Erstversorgung durch den Stader Notarzt von der Besatzung mehrerer Rettungswagen in die Elbe Kliniken nach Stade und Buxtehude gebracht.
Beamte sicherten Klinik ab
Schwerbewaffnete Polizeibeamte riegelten den Eingangsbereich der Elbe Kliniken auch noch am Samstag ab. Sie sollten verhindern, dass sich Familienangehörige des Todesopfers Zutritt verschaffen. Vor dem Stader Krankenhaus standen mehrere schwarz-lackierte, hochmotorisierte Autos, denen die Zufahrt verwehrt wurde. Die Rettungswagen, die zur Klinik wollten, mussten wegen der blockierten Zufahrt über eine Neben-Auffahrt umgeleitet werden. Die Stade Polizei hatte zur Verstärkung Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei aus Lüneburg angefordert.
Streit zwischen zwei Großfamilien
Die ersten Ermittlungen, Zeugenvernehmungen und Spurensuchen am Tatort zogen sich in der Nacht von Freitag auf Samstag bis in die Morgenstunden hin. Hintergrund der Auseinandersetzung scheint nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen eine Auseinandersetzung zwischen zwei Großfamilien mit Migrationshintergrund zu sein. Dieser Streit eskalierte in dem Gewaltausbruch von Freitagabend. Dabei kam es zur tödlichen Messerattacke.
Tauchen nach der Tatwaffe
Die Straße "Beim Salztor" wurde zum Zweck der Tatortaufnahme und der Spurensicherung bis in die Nacht gesperrt. Die Unfallfahrzeuge standen um Mitternacht noch an Ort und Stelle. Die Drehleiter der Stader Feuerwehr leuchtete das nächtliche Szenario aus. Der Verkehr wurde innerstädtisch umgeleitet, es kam zu Behinderungen im Feierabendverkehr. Auch eine Drohne der Polizei kam für Luftaufnahmen des Tatortes zum Einsatz. Außerdem suchten Feuerwehrtaucher suchten das Stader Hafenbecken nach Beweismitteln ab. Nach WOCHENBLATT-Informationen sollen die Taucher die Tatwaffe gefunden haben.
Geschäft in Stader Altstadt demoliert
Vor dem Crash und dem Messerangriff war es am Freitagnachmittag gegen kurz nach 16 Uhr zu einem Gewaltexzess in der Stader Altstadt gekommen: Eine Gruppe unbekannter Männer suchte ein dortiges Sport- und Shisha-Geschäft auf. Die Täter schlugen mehrere Scheiben ein und zerstörten Teile des Inventars. Zusätzlich versprühten sie im Landen offenbar noch Pfefferspray, bevor sie in unbekannte Richtung flüchteten. Eine sofort eingeleitete Fahndung mit mehreren Streifenwagen blieb zunächst erfolglos.
Insgesamt wurden 15 Streifenwagen aus den verschiedenen Dienststellen im Landkreis Stade sowie aus den angrenzenden Bereichen eingesetzt, um den Tatort und die Kliniken zu sichern und die Fahndung nach den Tätern zu übernehmen.
Zeugen, die an einer der beiden Tatorten Beobachtungen gemacht haben, werden gebeten, sich bei der
Polizeiinspektion Stade unter der Rufnummer 04141-102215 zu melden.
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