Umstrittene Tetsche-Ausstellung endet in Kürze / Cartoons sind in einem Bildband dokumentiert
Die Pinguine verlassen das Stader Hafenbecken
jd. Stade. Die Open-Air-Ausstellung des bekannten Zeichners Tetsche in Stade hat für Furore gesorgt. Fans des Künstlers, der u.a. für den Stern zeichnete, pilgerten eigens in die Hansestadt, um die großformatigen Cartoons an den Kaimauern des Hansehafens zu bestaunen und vor allem zu knipsen. Die meisten Stade-Besucher waren begeistert von der Freiluft-Schau. Doch es gab auch kritische Stimmen: Frauenrechts-Aktivistinnen halten manche Darstellungen für sexistisch. Eine heftige Diskussion entbrannte, es gab sogar eine kleine Demo und das WOCHENBLATT startete eine Umfrage, bei der eine Mehrheit allerdings der Meinung war, dass die Diskussion unnötig sei. Die Stader Stadtmarketing und Tourismus Gesellschaft als Ausrichter hatte sich entschieden, auch die besonders umstrittenen Cartoons (z.B. die "Frauen in Spitzenpositionen" mit der Pinguin-Frau) hängen zu lassen, aber mit den Kritikerinnen das Gespräch zu suchen (siehe dazu folgenden Artikel:
In den kommenden Tagen werden die überdimensionalen Pinguine und die anderen Tetsche-Figuren aber abgehängt. Doch nicht wegen des Protestes: Sie weichen der Deko für den Weihnachtsmarkt.
Wer bis dahin noch keine Gelegenheit hatte, Fotos zu schießen, muss sich aber nicht ärgern: Die Cartoons bleiben der Nachwelt erhalten - in Form eines kleinen Bildbandes. Das besondere an den Bildern im dem 88-seitigen Büchlein ist: Sie wurden nicht aus der üblichen Perspektive der Besucher schräg von oben geknipst, sondern vom Wasser aus, sozusagen in Augenhöhe mit den dargestellten Figuren. Für das "Fotoshooting" hatte Tetsche-Verleger Klaas Jarchow sein altes Schlauchboot aufgepumpt und den Fotografen durch das Hafenbecken gepaddelt.
Der Verleger zeigt Unverständnis, dass gerade der Cartoon zu den "Frauen in Spitzenposition" im Fokus der Kritik stand: "Da gibt es doch viel schweinischere Zeichnungen", meint Jarchow. Stades Marketing nutzt die Buchvorstellung, um noch einmal zu unterstreichen, dass er die Cartoons "überhaupt nicht als sexistisch" wahrgenommen habe. Schließlich werde in den Zeichnungen doch auch unser zuweilen schräges Männerbild kritisch beleuchtet. Der Mutmaßung, die Aktion sei von Stade Marketing nur inszeniert worden, um mediale Aufmerksamkeit zu erzeigen, widerspreche er energisch, erklärte Schäfer augenzwinkernd.
Kurzfristig kam die Idee auf, die Tetsche-Cartoons bis in den Januar hinein an Ort und Stelle zu belassen, um so auch den Weihnachtsmarktbesuchern Gelegenheit zum Schmunzeln zu geben. Die Protagonisten der Cartoons wären dann ganz dekorativ eine Weihnachtsmannmütze versehen gekommen. Doch in der Chefetage des Stader Rathauses stieß der Vorschlag auf wenig Gegenliebe: Bürgermeister Sönke Hartlef (CDU) soll entschieden haben: Die Cartoons werden entfernt. Sie passen nicht zum Weihnachtsmarkt.
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