Gedenken an NS-Opfer
Künstler Gunter Demnig verlegt zwei Stolpersteine in Stade

Frieda Pogodas Angehörige Michael Weiß (v.li.), Peter Hilbert, Marlies Lewy und Kirsi Lindemann nahmen an der bewegenden Feierstunde teil | Foto: jab
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  • Frieda Pogodas Angehörige Michael Weiß (v.li.), Peter Hilbert, Marlies Lewy und Kirsi Lindemann nahmen an der bewegenden Feierstunde teil
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jab. Stade. Tränen der Rührung flossen bei den Teilnehmern, als am Sonntag zwei Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig in kleinem Kreis in der Flutstraße und in der Sachsenstraße verlegt wurden. In der Flutstraße nahe der Wilhadi-Kirche erhielt Frieda Pogoda einen Gedenkstein, in der Sachsenstraße wurde Kazimierz Bachleda-Zarski gedacht.

"Es ist unsere Aufgabe, daran zu erinnern, dass so etwas nicht nochmal passiert"

Mit den Glockenschlägen um 9 Uhr begann die feierliche Stolpersteinverlegung für Frieda Pogoda. Sie wurde 1883 geboren. Mit 24 Jahren heiratete sie und zog in die Flutstraße 6 in Stade ein. Das Ehepaar Pogoda hatte vier Kinder, wovon das einzige Mädchen mit nur vier Monaten verstarb. Wegen "ängstlicher Zustände" wurde Frieda Pogoda in die Psychiatrische Klinik nach Lüneburg gebracht. In den Jahren darauf wurde sie immer wieder eingewiesen. Schließlich wurde sie mit 120 weiteren Menschen im Jahr 1941 in die Tötungsanstalt im mittelhessischen Hadamar gebracht und dort in der Gaskammer getötet. Sie wurde 57 Jahre alt.

"Es ist unsere Aufgabe, daran zu erinnern, dass so etwas nicht nochmal passiert", so Bürgermeister Sönke Hartlef. Der Stolperstein solle mit der zusätzlichen Stele an der Wilhadi-Kirche, die in zwei Monaten aufgestellt werden soll, dafür als erhobener Zeigefinger dienen.

Angehörige nahmen an der Verlegung teil

Besonders emotional war die Verlegung, da auch Angehörige von Frieda Pogoda dabei waren. Die Enkel von Frieda Pogoda, Peter Hilbert (73) aus Himmelpforten und Marlies Lewy (69) aus Stade, waren dabei. Hilbert hatte durch intensive Ahnenforschung viel zur Aufklärung des Schicksals seiner Großmutter beigetragen.

Auch Urenkel Michael Weiß (54) aus Lübeck war dabei. Er erinnert sich noch, wie er in seinen Kindertagen Zeit in dem Haus in der Flutstraße verbracht hat. Urenkelin Kirsi Lindemann (38) aus dem Landkreis Rotenburg dagegen lebte lange in Stade und wusste bis vor Kurzem nichts davon, dass dort ein Teil ihrer Familiengeschichte stattgefunden hat. Für sie ist das Schicksal ihrer Urgroßmutter besonders bewegend. Sie selbst arbeitet als Heilerziehungspflegerin viel mit psychisch kranken Menschen zusammen. Ihre Tochter ist behindert. "Es ist für mich unvorstellbar, dass so etwas einmal stattgefunden hat", meint Lindemann mit Tränen in den Augen.

Geschichtskurs des Gymnasiums Athenaeum organisierte Gedenkveranstaltung

Auch die zweite Verlegung eines Stolpersteins berührte. Kazimierz Bachleda-Zarski, der 1925 in Polen geboren wurde, kam 1940 als Zwangsarbeiter auf einen Hof nach Stade. Ab 1942 wurde er mehrfach inhaftiert. 1943 brachte ihn die Gestapo nach Stade zum alten Schießstand. Hier wurde er vor 200 Zwangsarbeitern nur wenige Tage nach seinem 18. Geburtstag erhängt.

Sein Schicksal behandelte der Geschichtskurs von Dr. Lars Hellwinkel am Stader Gymnasium Athenaeum vor zwei Jahren. Zum 75. Jahrestag der Hinrichtung organisierte der Kurs eine Gedenkveranstaltung. Die Schüler sammelten für einen Stolperstein. Stellvertretend für die Schüler sprachen die Schülervertreter Laura Kaczmarczyk und Tim Evers. Da viele Schüler ungefähr im gleichen Alter wie Kazimierz Bachleda-Zarski sind, als dieser sein Leben lassen musste, machte sie sein Schicksal besonders betroffen. "Es ist wichtig, dass diese Taten im Bewusstsein aller Schüler bleiben und wir alles Mögliche tun, um eine Wiederholung zu verhindern."

Während der Gedenkfeier wurde auch ein Abschiedsbrief der noch in Polen lebenden jüngeren Schwester verlesen. Sie bedankte sich für den Respekt, der ihrem Bruder entgegengebracht wurde.

Redakteur:

Jaana Bollmann aus Stade

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