Besondere Wanderausstellung
"#LastSeen" sucht Namen und Informationen zur NS-Deportation aus dem Deutschen Reich
sb. Stade. Eine besondere Wanderausstellung macht noch bis Mittwoch, 20. April, am Wasser West vor dem Schwedenspeicher-Museum Station. Mit einem historischen Lkw als Ausstellungsraum zeigt die Schau "#LastSeen" Bilder der NS-Deportationen aus dem Deutschen Reich zwischen 1938 und 1945. Ziel der Aktion ist, die Opfer nicht zu vergessen und weitere Bilder aus der Zeit zu finden.
Initiator der Wanderausstellung sind u.a. die Arolsen Archives, ein Zentrum für Dokumentation, Information und Forschung über die nationalsozialistische Verfolgung mit Sitz in der nordhessischen Stadt Bad Arolsen. "#LastSeen" sucht nach Bildern der NS-Deportationen und mehr Informationen dazu. Bisher sind rund 550 Fotos von NS-Deportationen aus etwa 50 Orten bekannt. Überwiegend dokumentieren sie die Verschleppung der Menschen, die vom NS-Regime als Juden aus der Gesellschaft ausgeschlossen und entrechtet worden waren. Aber: Es ist wahrscheinlich, dass es mehr Fotos gibt. Denn die Deportationen fanden in vielen Städten und Gemeinden statt – in der Öffentlichkeit.
Neben der Suche nach Bildern geht es bei "#LastSeen" auch um ein neues Verständnis der Fotos. Viele Fragen, die sie aufwerfen, sind bislang nicht beantwortet: Wer ist abgebildet? Wer hat fotografiert? Wann und wo entstanden die Aufnahmen? Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives, erklärt, warum die Mithilfe von Interessierten vor Ort für die Initiative so wichtig ist: „Je mehr Menschen den Historikerinnen und Historikern bei der Suche nach Bildern und Informationen helfen, desto umfangreicher und interessanter werden die Ergebnisse von ,#LastSeen'.“
Um auf die Initiative aufmerksam zu machen, tourt "#LastSeen" dieses Jahr durch Deutschland. Eine Ausstellung auf der Ladefläche eines historischen Lkw informiert über die Bilder der NS-Deportationen und erklärt, wie sich Freiwillige an der Suche beteiligen können. Der Lastwagen stammt aus den 1950er Jahren, für den Transport von Verfolgten zu Sammellagern und Bahnhöfen wurden ähnliche Fahrzeuge genutzt. Die Ausstellung soll auch einen Brückenschlag in die heutige Zeit herstellen, betont Floriane Azoulay: „Die gezeigten Fotos wirken unmittelbar und laden dazu ein, darüber nachzudenken: Wie hätte ich mich damals verhalten? Was mache ich heute, wenn ich Unrecht begegne? Solche Zugänge sind gerade für junge Menschen wichtig, weil die Begegnung mit Zeitzeugen immer seltener möglich ist.“
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