Immer mehr Pflegefälle
Mehr als jeder 20. Bewohner im Kreis Stade ist pflegebedürftig

Viele ältere Menschen möchten möglichst lange zu Hause in der vertrauten Umgebung bleiben. Oftmals kümmern sich Angehörige um die Pflege oder unterstützen die mobilen Pflegedienste | Foto: Adobe Stock/Ievgen Skrypko
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  • Viele ältere Menschen möchten möglichst lange zu Hause in der vertrauten Umgebung bleiben. Oftmals kümmern sich Angehörige um die Pflege oder unterstützen die mobilen Pflegedienste
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JOBS und KARRIERE

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Immer mehr Menschen im Landkreis Stade benötigen Pflege. Die Zahl der pflegebedürftigen Personen ist kreisweit in den vergangenen Jahren um fast die Hälfte angestiegen. Und sie wird weiter steigen. Das geht aus dem Pflegebericht hervor, den jetzt die Sozialplaner des Kreishauses vorgestellt haben. So gab es im im Landkreis Stade im Jahr 2021 mehr als 10.000 Menschen mit Pflegebedarf. Das ist im Vergleich zu 2015 ein Zuwachs von 45 Prozent. Laut Prognose werden es bis 2040 mehr als 14.000 Menschen sein, die gepflegt werden müssen. 

Starker Anstieg der Pflegeleistungen

Der starke Anstieg der Pflegeleistungen zwischen 2015 und 2021 macht sich nicht nur beim Pflegegeld, sondern vor allem bei der ambulanten Pflege bemerkbar. Hier wurde ein Plus von 33 Prozent verzeichnet. Dabei spielt allerdings nicht nur der Bevölkerungszuwachs vor allem in der Gruppe der älteren Menschen eine besondere Rolle. Auch gesetzliche Veränderungen wie die Einführung der Pflegegrade schlagen sich in der Statistik nieder, so Hanna Münster-Bortig von der Sozialplanung des Landkreises Stade.

Dennoch ist Fakt, dass der Anteil der älteren Menschen an der Landkreis-Bevölkerung steigt. Das lässt sich auch durch den sogenannten Altersquotienten belegen. Dieser Quotient, der die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter (18 bis 67 Jahre) ins Verhältnis zur Zahl der Senioren (ab 68 Jahre) setzt, stieg zwischen 2011 und 2022 von 32 auf 37. In Nordkehdingen liegt der Altersquotient mit 47 am höchsten, in der Samtgemeinde Apensen mit 24 am niedrigsten.

Thomas Schmidt, Leiter des Amtes Soziales und Teilhabe, und Hanna Münster-Bortig von der Sozialplanung Landkreis Stade präsentierten im Ausschuss den Pflegebericht 2023.  | Foto: Christian C. Schmidt/LK Stade
  • Thomas Schmidt, Leiter des Amtes Soziales und Teilhabe, und Hanna Münster-Bortig von der Sozialplanung Landkreis Stade präsentierten im Ausschuss den Pflegebericht 2023.
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Bei der Pflege ist zwischen (teil-)stationär (in einem Pflegeheim bzw. Tagespflege) und ambulant (Betreuung zu Hause durch mobilen Pflegedienst) zu unterscheiden:

Stationäre Pflege
Mit Stand Juni 2023 gab es im Landkreis Stade 2.483 vollstationäre Pflegeplätze in 29 Pflegeeinrichtungen. Damit kommen hier 22 stationäre Pflegeplätze auf 100 Pflegebedürftige (Pflegegrad 1 nicht mitgerechnet). Ein hohe Versorgungsquote konstatiert der Pflegebericht rechnerisch in den Städten Stade und Buxtehude sowie in der Samtgemeinde Fredenbeck. In der Tagespflege ergab die Bestandsaufnahme 273 teilstationäre Pflegeplätze in 17 Einrichtungen. Die teilstationäre Versorgungsquote in der Hansestadt Stade war vergleichsweise gering. Überdurchschnittlich war der Versorgungsgrad in Drochtersen, Lühe und Harsefeld.

Ambulante Pflege
Im Jahr 2022 gab es im Landkreis Stade 38 ambulante Pflegedienstleister, davon 32 in privater und sechs in freier, gemeinnütziger Trägerschaft. In allen Kommunen sind mindestens zwei Pflegedienste tätig. Knapp 2.000 Menschen nahmen 2021 ambulante Pflegeleistungen in Anspruch. Eine Betrachtung der Nachfrageentwicklung von 2017 bis 2021 zeigt einen allgemeinen Anstieg um elf Prozent, wobei der Anstieg in den mittleren Pflegegraden 3 und 4 am stärkten war.

Ambulante Pflege wird deutlich teurer

Durchschnittlich 1,8 pflegende Angehörige

Zahlreiche pflegebedürftige Personen werden darüber hinaus von sogenannten "informell Pflegenden" betreut. Als "informelle Pflege" bezeichnen die Fachleute die Übernahme von Tätigkeiten, die der Pflegebedürftige allein nicht mehr ausüben kann, durch direkte Bezugspersonen. Diese verfügen in der Regel über keine pflegerische Ausbildung. Das können zum Beispiel Angehörige, Nachbarn oder Freunde sein. Zahlen zu dieser Art der Pflege können nur indirekt anhand der Pflegegeld-Zahlungen ermittelt werden. Demnach nahmen im Dezember 2021 rund 6.350 Pflegebedürftige im Landkreis Stade Leistungen für eine eigenständig beschafften Pflegehilfe in Anspruch.  

Erhebungen zeigten, so Münster-Bortig, dass eine Pflege in der häuslichen Umgebung in den meisten Fällen durch Angehörige zumindest unterstützt wird. Bricht man bundesweite Zahlen auf den Landkreis Stade herunter, so ist davon auszugehen, dass im Jahr 2021 rund 7.700 im häuslichen Bezug gepflegte Personen Unterstützung durch rund 14.000 pflegende Angehörige in Anspruch nahmen. Das zeigt, dass Bezieher von Pflegeleistungen oftmals von mehr als einer Person gepflegt werden.  Der Durchschnitt liegt bei 1,8 Personen. 

Eine Ausbildung mit vielen Qualifikationen

Handlungsbedarf bei der Pflege

Für sechs Bereiche geben die Autoren des Pflegeberichts für den Landkreis Stade Handlungsempfehlungen ab, so Thomas Schmidt, Leiter des Amtes Soziales und Teilhabe im Kreishaus. Zunächst solle an vier der sechs Handlungsfelder intensiver gearbeitet werden.

1. Bei der Pflegeinfrastruktur geht es insbesondere im ambulanten Bereich um einen Kapazitätsausbau, der jedoch durch den Fachkräftemangel begrenzt ist. Wünschenswert ist eine stärke Kooperation der Pflegedienstanbieter, ein bedarfsgerechtes palliatives Angebot in der Fläche und prioritär, so Schmidt, ein stärkerer Fokus auf das Thema Demenz. Hier schlägt der Bericht Ansprechstellen für pflegende Angehörige, die Spezialisierung stationärer Einrichtungen, die Unterstützung ambulant betreuter Pflege-Wohngemeinschaften und spezielle Weiterbildungsprogramme vor.

2. Beim Pflegepersonal geht es nicht nur dringend um die Gewinnung, sondern auch um das Halten von qualifiziertem Person durch attraktivere Arbeitsbedingungen. Das, so Schmidt, könne durch komplementäre Angebote wie Kinderbetreuungsangebote, aber auch Flexibilisierung der Arbeitszeiten oder die Integration von Arbeitskräften aus dem Ausland geschehen, um nur wenige Beispiele zu nennen.

3. Auch die "informelle Pflege" und das gesellschaftliche Engagement stehen auf der To-Do-Liste des Pflegeberichts. Hier geht es unter anderem um die Unterstützung pflegender Angehöriger und die Stärkung des Ehrenamtes. Auch die Schaffung und der Ausbau von Beratungsangeboten und deren Vernetzung steht auf der Agenda, etwa die Weiterentwicklung und Ausweitung der Senioren- und Pflegestützpunkte.

4. Die Kommunal- und Raumplanung, so die Meinung im Sozialausschuss, könne ebenfalls weitere Beiträge leisten - zum Beispiel durch die Schaffung altengerechter Quartiere.

Die Ergebnisse des Pflegeberichtes werden als nächstes im März in der Pflegekonferenz des Landkreises Stade Thema sein. Dann geht es auch um eine Konkretisierung der Handlungsempfehlungen. Die erstmals in dieser Form vorgelegte „Örtliche Pflegeberichterstattung Landkreis Stade“, so der offizielle Titel, wurde im Auftrag des Landkreises Stade vom Hamburger ALP Institut für Wohnen und Stadtentwicklung erstellt. 

Der Pflegebericht steht online zum Download bereit: www.landkreis-stade.de/pflegebericht

Viele ältere Menschen möchten möglichst lange zu Hause in der vertrauten Umgebung bleiben. Oftmals kümmern sich Angehörige um die Pflege oder unterstützen die mobilen Pflegedienste | Foto: Adobe Stock/Ievgen Skrypko
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Redakteur:

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