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Osterfeuer im Landkreis Stade

Überfälle verunsichern Bürger

Vor dem Pastor-Behrens-Haus (re.) wurde laut Polizei eine Frau mit Reizgas besprüht
  • Vor dem Pastor-Behrens-Haus (re.) wurde laut Polizei eine Frau mit Reizgas besprüht
  • hochgeladen von Björn Carstens

bc. Stade. Ist die Hansestadt Stade, mit knapp 50.000 Einwohnern der größte Ort im Landkreis, ein gefährliches Pflaster? Diesen Eindruck gewannen WOCHENBLATT-Leser und Passanten in den vergangenen Tagen (siehe Umfrage unten). Ihre subjektive Sicherheit, abends gefahrlos durch die engen, pittoresken Altstadtgassen zu schlendern, hat nach vielfacher Aussage abgenommen. Warum?

Eine Antwort geben die jüngsten Vorfälle. Vergangene Woche wurde eine Frau am Dienstagabend gegen 22 Uhr von drei Unbekannten mitten in der Altstadt mit Reizgas attackiert, wenige Tage zuvor soll laut Polizei eine 17-Jährige an einem frühen Sonntagmorgen in der City von einer Gruppe junger Männer vergewaltigt worden sein. Ende Januar ist ein 17-jähriges Mädchen auf einem Fußweg beim Stadeum überfallen und ausgeraubt worden. Anfang Januar wurden zwei Frauen an der Kehdinger Straße und in den Wallanlagen attackiert und beklaut. Wenige Tage zuvor wurde eine junge Frau am Synold-Klein-Weg überfallen und beraubt. Alle Taten passierten in diesem Jahr. Ist das noch normal?

Polizeisprecher Rainer Bohmbach: „Stade ist so sicher, wie jede andere Kleinstadt in Deutschland auch.“ Wirklich? Objektive Kriminalitätsstatistiken liegen erst Mitte April vor.

Bürgermeisterin Silvia Nieber (SPD) versucht die Menschen zu beruhigen: „Man darf nicht denken, dass hinter jeder Ecke eine Gefahr lauert.“

Aber auch die Rathaus-Chefin muss einräumen, dass sich subjektive und objektive Sicherheit unterscheiden können. Nieber hat das Thema daher auf die nächste Sitzung des Lenkungsausschusses im städtischen, 30-köpfigen Kriminalpräventionsrat gesetzt. Dort tagen u.a. Vertreter von Polizei, der Gerichte und der Stadt zu sicherheitsrelevanten Aspekten. „Wir sind also nicht untätig“, sagt die Bürgermeisterin.

Insbesondere die Arbeitsgruppe Sicherheit im Präventionsrat habe sich immer wieder mit der Problematik beschäftigt. Nur zwei Beispiele: Zuletzt wurde für 15.000 Euro die Beleuchtung unter der düsteren Hansebrücke verbessert, auch die Videoüberwachung unter der Bahnunterführung wurde reaktiviert. „Ich persönlich habe kein Problem, zu jeder Tages- und Nachtzeit durch Stade zu gehen. Aber das muss jeder Bürger für sich entscheiden“, so Nieber.

Um die gefühlte Sicherheit zu erhöhen, setzt die Stadt nach vor wie auf „Freizeit-Polizisten“, die sogenannten „Bürger im Dienst“, die täglich in den Abendstunden zwischen 17 und 23 Uhr zwischen Bahnhof, Burggraben, neuer Hafen, Stadeum und City Präsenz zeigen. Fünf Kräfte absolvieren abwechselnd jeweils zu zweit je dreistündige Streifengänge - im Schnitt bis zu 16,5 Streifen pro Monat. Aber auch die „Hilfssheriffs“ können nicht überall sein.

Rainer Bohmbach: „Wir bemühen uns, die Streifentätigkeit in den betroffenen Gebieten zu erhöhen.“ Mit Hochdruck fahnde die Polizei derzeit nach den drei Männern, die für den jüngsten Reizgas-Überfall auf eine 53-jährige Frau vor dem Pastor-Behrens-Haus (Ritterstraße) verantwortlich sein sollen.

Wolfgang Drusell, Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Stade Aktuell“, will das Problem keinesfalls klein reden. Es sei nicht zu verkennen, dass sich die Zahl der Überfälle erhöht habe. Drusell sagt aber auch: „Für mich ist Stade immer noch sicher.“

Kommentar

Stade darf nicht in Verruf geraten

Ich kann jeden Bürger verstehen, wenn er nach den jüngsten schlimmen Meldungen Angst hat, abends alleine durch Stade zu spazieren. Trotzdem darf die Kreisstadt keinesfalls in Verruf geraten, ein besonders gefährliches Pflaster zu sein. Das wäre nicht fair, denn auch in anderen Kleinstädten passieren immer mal wieder solche negativen Vorfälle. Bleibt zu hoffen, dass es sich nur um bedauernswerte Einzeltaten handelt und die Polizei die Täter schnell schnappen kann. Björn Carstens

Umfrage:

Das WOCHENBLATT wollte wissen: Fühlen Sie sich in Stade noch sicher?

• Ramona Krämer (26), Friseur­meisterin aus Stade: „Diese Nachrichten stimmen mich schon nachdenklich. Ich vermeide es ohnehin, in der Dunkelheit alleine zu Fuß unterwegs zu sein.“

• Anke Filatzek (57), Filialleiter aus Stade: „Ich finde, die Gewalt hat im Vergleich zu früher zugenommen. Ich meide zum Beispiel in den Abendstunden die Gegend rund um die Kehdinger Straße und die kleine Freiburger Straße. Wenn ich in Stade ausgehen will, nehme ich mir ein Taxi. Dann fühle ich mich sicherer.“

• Ulrike (49) und Merle Burfeindt (19) aus Bremervörde, Friseurin und Auszubildende zur Verfahrensmechanikerin: „Meine Tochter und ich sind gerne in Stade unterwegs, aber gerade abends würde ich als Frau immer mindestens zu zweit unterwegs sein. Das handhabe ich in jeder Stadt so, nicht nur in Stade. Ich würde auch niemals in Parkhäusern parken, weil die Gebäude so schwer einsehbar sind.“

• Andreas Freese (32), Leiter Qualitätssicherung aus Stade: „Ich finde es zwar bedenklich mit den Überfällen, aber ich fühle mich nach wie vor sicher in Stade. Was anderes kann ich nicht behaupten.“

Redakteur:

Björn Carstens aus Buxtehude

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