19 Millionen Euro soll in die historische Altstadt gesteckt werden
Großprojekt für 15 Jahre: Die Sanierung der Stader City
jd. Stade. Die frohe Botschaft aus Hannover kam Ende April: Stade erhält in diesem Jahr eine ordentliche Summe aus Mitteln der Städtebauförderung, um mit der Sanierung der Altstadt beginnen zu können. Aus dem Fördertopf "Lebendige Zentren" werden der Hansestadt 930.000 Euro überwiesen. Dieser Betrag ist aber nur eine erste Anschubfinanzierung. Mit dem Bewilligungsbescheid in der Tasche kann jetzt ein Sanierungsträger damit beauftragt werden, Maßnahmen vorzubereiten. Auch die Bürger sollen im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung mitreden dürfen.
Das Erneuerungskonzept für die Stader Altstadt ist auf 15 Jahre angelegt. In diesem Zeitraum sollen fast 19 Millionen Euro investiert werden. Dabei muss Stade nur ein Drittel dieser Summe aufbringen. Bund und Land beteiligen sich ebenfalls zu je einem Drittel an den Kosten. Hintergrund des Konzeptes ist nach Angaben der Stadt, "die historische Altstadt für die Zukunft weiterzuentwickeln". Die Stader Innenstadt solle auch künftig ein Anziehungspunkt für die eigenen Bürger, aber auch für die Touristen sein. Dazu gehöre, "das historische Stadtbild wiederherzustellen".
Von der Städtebauförderung sollen auch private Immobilienbesitzer profitieren. In der City gibt es mehr als 250 denkmalgeschützte Gebäude - davon die meisten in Privathand. Die Sanierung solcher Gebäude ist nicht zuletzt wegen der Auflagen des Denkmalschutzes teuer und kompliziert. Gerade die Dachsanierung bzw. der Ausbau von Dachgeschossen zu Wohnzwecken ist hier ein schwieriges Thema. Nach Auskunft von Stadtbaurat Lars Kolk soll in der zweiten Jahreshälfte eine Förderrichtlinie für private Modernisierungs- und Instandsetzungsvorhaben in der Altstadt vorliegen.
Neben der Sanierung des historischen Gebäudebestandes inklusive energetischer Maßnahmen geht es auch um die Umgestaltung von Straßen, Wegen und Plätzen. Dabei richtet sich der Fokus vor allem auf den Verlauf der Fußgängerzone von der Holzstraße über den Pferdemarkt und die Sattelmacherstraße bis zur Hökerstraße. Ziel ist es u.a., den Pferdemarkt in seiner Funktion als zentraler Platz deutlich aufzuwerten und dort die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Zudem gleicht das Pflaster in der Fußgängerzone einem Flickenteppich. Die unterschiedlichen Pflasterungen wirken optisch wenig ansprechend.
Einbezogen in die Altstadtsanierung werden auch die städtischen Wallanlagen. Die ehemaligen Festungsanlagen sollen als historisches Ensemble künftig wieder besser wahrgenommen werden. Zudem soll deren Funktion als bedeutsamer Grüngürtel und wichtiges Biotop innerhalb des Stadtgebietes stärker hervorgehoben werden.
Ein weiterer Punkt sind die Zugänge zur Altstadt. Auch in diesen Bereichen sieht die Stadt Handlungsbedarf. Vor allem der südliche Zugang aus Richtung Bahnhof zur Fußgängerzone wirkt mit seinen "Bausünden" aus den siebziger Jahren nicht sonderlich attraktiv. Als ebenfalls problematisch wird der Eingangsbereich vom Stadthafen zur Altstadt angesehen. In diesem Zusammenhang wird auch über eine Umnutzung der Fläche am Hafen nachgedacht.
Einen weiteren Sanierungsschwerpunkt wird der Gewässerzug durch die Altstadt bilden. Die historischen Uferbefestigungen des Schwingekanals, der künftig intensiver für den touristischen Bootsverkehr genutzt werden soll, sind marode. Doch gerade hier zeigt sich, wie aufwändig das gesamte Verfahren ist.
"Die Erneuerung der größtenteils gemauerten Spundwände könnte sehr kostenintensiv werden", meint Kolk. Experten sollen nun prüfen, ob flächendeckend saniert werden muss oder nur punktuell. Das sei aber bei der Vielzahl an Grundeigentümern kein leichtes Unterfangen. Zum Teil reiche die Verankerung des Mauerwerks entlang des Schwingekanals bis unter die Häuser.
Grundstück für Grundstück sei zu prüfen, was für Baulasten eingetragen sind und welche alten Nutzungsrechte bestehen. Dafür müsse man auch ins Archiv gehen, um alte Verträge zu sichten. "Das ist rechtlich gesehen eine sehr komplexe Angelegenheit", so Kolk. Dieser Aufwand sei aber erforderlich, um zu klären, wie später die Kosten zwischen Stadt und Hausbesitzern verteilt werden. Allein dieses Beispiel zeige, vor welchen Herausforderungen Stade bei seiner Altstadtsanierung stehe.
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