Interview mit Landrat Kai Seefried
Landtagswahl: Was bedeutet das Ergebnis für den Landkreis Stade?

Landrat Kai Seefried hofft, dass der Weiterbau der A26 nicht gefährdet wird, wenn die Grünen an der Landesregierung beteiligt werden | Foto: Landkreis Stade
  • Landrat Kai Seefried hofft, dass der Weiterbau der A26 nicht gefährdet wird, wenn die Grünen an der Landesregierung beteiligt werden
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Die Landtagswahl hat die politische Landschaft in Niedersachsen verändert. Das Land wird künftig  höchstwahrscheinlich - wie bereits von 2013 bis 2017 - von einer rot-grünen Koalition regiert. Die Niedersachsen-GroKo wird Geschichte sein, die CDU muss den Gang in die Opposition antreten. Welche möglichen Auswirkungen haben die veränderten politischen Vorzeichen in Hannover auf den Landkreis Stade? Das WOCHENBLATT bat Landrat Kai Seefried um eine erste Einschätzung. Die Fragen stellte der Stader Redaktionsleiter Jörg Dammann.

WOCHENBLATT: Als ehemaliger Landtagsabgeordneter und Ex-Generalsekretär der Niedersachsen-CDU sind Sie bis in die Regierungskreise hinein bestens vernetzt. Jetzt fliegt die CDU aus der Regierung. Ist dieses Wahlergebnis nun ein Dämpfer für Ihren direkten Draht nach Hannover?
Kai Seefried: Wie immer nach einer Wahl muss sich jetzt alles neu sortieren. Natürlich waren meine Kontakte aufgrund meiner früheren Tätigkeit in die bisher CDU-geführten Ministerien eng. Ich bin mir aber sicher, dass dies auch zukünftig zu den Ministerinnen und Ministern möglich sein wird. Obgleich wir heute noch nicht wissen, wer welche Ämter übernehmen wird, so kenne ich doch viele der Funktionsträger bei SPD und Grünen seit Jahren persönlich. So verbindet mich eine enge Zusammenarbeit mit der Spitzenkandidatin der Grünen, Julia Hamburg, ebenso wie mit den sozialdemokratischen Ministern Daniela Behrens, Grant-Hendrik Tonne und Olaf Lies.

WOCHENBLATT: Dabei hätte man durchaus annehmen können, dass Ihr Verhältnis zu Umweltminister Olaf Lies (SPD) nicht das allerbeste zu sein scheint – Stichworte Küstenschutz und Lühe-Flut. Was sagen Sie dazu?
Kai Seefried: Das stimmt so nicht. Ich habe grundsätzlich ein sehr gutes, persönliches Verhältnis zu Olaf Lies und schätze unseren direkten Draht. Dies ist völlig unberührt von der Tatsache, dass ich klare Erwartungen im Interesse unseres Landkreises zum Beispiel bei den von Ihnen genannten Themen hege und dies auch deutlich kommuniziere. Ich baue darauf, dass ich meinen guten Kontakt zu Olaf Lies – in welchem Ministerium auch immer – auch zukünftig nutzen kann.

WOCHENBLATT: Der Landkreis Stade ist wieder mit drei Abgeordneten im Landtag vertreten. Allerdings ist die Konstellation diesmal anders. Nur eine wird künftig der Regierungskoalition angehören. Schwächt das zusätzlich die Stimme des Landkreises in Hannover?
Kai Seefried: Zunächst gratuliere ich unseren neuen Abgeordneten zu ihrer Wahl. Natürlich freue ich mich als Landrat, dass unser Landkreis auch zukünftig wieder mit drei Abgeordneten im Landtag vertreten ist. Ich bin mir sicher, dass sich alle drei im Interesse unserer Region in der Regierung und eben auch in der Opposition einsetzen werden. Ich würde nicht von einer Schwächung sprechen, im Gegenteil: Neue Köpfe bieten immer auch neue Chancen. Als Landrat habe ich ein großes Interesse daran, gemeinsam mit den drei Abgeordneten unsere Themen in der Landeshauptstadt zu platzieren.

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WOCHENBLATT: Der Landkreis Stade ist stark landwirtschaftlich geprägt. Wie ist Ihre Einschätzung: Wird es möglicherweise Konflikte geben, wenn etwa Christian Meyer von den Grünen wieder das Agrarressort übernimmt?
Kai Seefried: Auch wenn ich zunächst natürlich hoffe, dass sich auch die neue Landesregierung der für unsere Region wichtigen Themen annehmen wird, so mache ich mir mit Blick auf die neuen politischen Vorzeichen durchaus Sorgen um die Zukunft der Landwirtschaft im Landkreis Stade. Die teils heftigen Konflikte zwischen Landesregierung und Landwirtschaft haben wir bereits einmal unter einem Landwirtschaftsminister Christian Meyer erlebt.

WOCHENBLATT: Die grüne Spitzenkandidatin Julia Hamburg hat ja bereits kritisiert, dass die SPD noch zu sehr aufs Auto schaut. Die Grünen wollen den Blick jetzt verstärkt auf die Mobilitätswende richten. Sehen Sie dadurch das größte Verkehrsprojekt im Landkreis Stade, den Weiterbau der A26, gefährdet?
Kai Seefried: In der Tat führen derlei Aussagen zu Unsicherheit, was den dringend notwendigen Infrastruktur-Ausbau mit der Realisierung der für unsere Region so wichtigen Autobahn-Projekte mit der A 26 im Weiterbau bis Drochtersen und die Küstenautobahn A 20 angeht. Hier setze ich darauf, dass unsere drei Abgeordneten eine starke Stimme der Region abgeben.

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WOCHENBLATT: Im bisherigen Wirtschaftsminister Bernd Althusmann hatte der Landkreis Stade einen wichtigen Unterstützer für die Reaktivierung der Moorexpress-Strecke gefunden. Gehen Sie davon aus, dass sich auch unter Rot-Grün nichts am ehrgeizigen Plan ändern wird, das Vorhaben in drei Jahren zu realisieren?
Kai Seefried: Es steckte sehr viel Arbeit dahinter, die Ziele der Reaktivierung der Bahnverbindung zwischen Bremervörde und Stade zu dem derzeitigen Stand zu führen. Jetzt sind im besten Sinne alle Pflöcke eingeschlagen, alle Gutachten liegen auf dem Tisch. Sie sind eine sehr gute Grundlage, um in den Umsetzungsprozess zu gehen. Ich setze darauf, dass gerade auch unter dem Gesichtspunkt der grünen Regierungsbeteiligung die Themen Bahnverkehr und Streckenreaktivierung mit Nachdruck weiterverfolgt werden und die bisherige Zeitplanung Bestand behält.

WOCHENBLATT: Abschließend ein Blick auf das Wahlergebnis: Die AfD hat erhebliche Stimmenzuwächse im Landkreis. In Stade kommt sie in einigen Ortsteilen wie Haddorf, Wiepenkathen und Hahle sogar deutlich über 20 Prozent. Worauf führen Sie den Erfolg der AfD zurück?
Kai Seefried: Ich glaube nicht, dass es sich in erster Linie um einen wirklichen Erfolg der AfD, ihrer Politik, ihrer Ziele oder ihrer Kandidaten handelt – sondern, dass die AfD vor allem von der großen Enttäuschung der Wählerinnen und Wähler von den anderen Parteien profitiert. Es muss dringend wieder besser funktionieren, dass die Bürgerinnen und Bürger sich ernst genommen, verstanden und auch mitgenommen fühlen. Es geht hier ganz klar um Vertrauen, das zurückgewonnen werden muss.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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