Abfall-Ärger beim AWZ: Roesberg verspricht Abhilfe / Privatisierung als Option?
Unbefriedigende Situation beim Abfallwirtschaftszentrum Stade: Landrat reagiert auf WOCHENBLATT-Kritik

Schlangen vor den Abfallwirtschaftszentren wie hier in Ardestorf sind ärgerlich, besonders aber dann, wenn Bürger ihre Sonderabfälle nach dem Warten noch nicht mal los werden | Foto: ab
  • Schlangen vor den Abfallwirtschaftszentren wie hier in Ardestorf sind ärgerlich, besonders aber dann, wenn Bürger ihre Sonderabfälle nach dem Warten noch nicht mal los werden
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jd. Stade. Da benötigte der Landrat wohl ein paar Tage zum Nachdenken, bevor er reagierte: Das WOCHENBLATT hatte in seiner Ausgabe vom Samstag, 5. Juni, die unbefriedigende Situation beim Abfallwirtschaftszentrum (AWZ) Stade kritisiert (lesen Sie hier). Die Überschrift des Artikels sagte schon alles: "Immer wieder samstags: Sonderabfallstation ist zu". Aufgegriffen wurde der Unmut vieler Bürger, die regelmäßig vor verschlossenen Toren standen, weil die Sonderabfallannahmestelle wieder einmal aus Krankheitsgründen nicht geöffnet war. Am vergangenen Donnerstag verkündete Landrat Michael Roesberg nun mit großer Geste, Abhilfe schaffen zu wollen. Als das WOCHENBLATT den Landkreis in der Woche zuvor um eine Stellungnahme in Sachen AWZ gebeten hatte, gab es aus dem Kreishaus noch ein eher nichtssagendes Statement.

Nur eine sehr schwammige Aussage

Das WOCHENBLATT hatte für den Artikel nachgezählt und kam bis dato auf 20 krankheitsbedingte Schließungen der Annahmestelle für Sonderabfälle seit Oktober 2020. Wo lagen die Gründe für solch eine Häufung von Fällen? Und welche Lösungen kamen in Betracht? Auf diese Fragen lieferte der Landkreis nur vage Antworten. "In Anbetracht von gegebenen Rahmenbedingungen und einzuhaltenden Vorgaben ist Abhilfe nicht ad hoc möglich", so das schwammige Statement zu der Tatsache, dass die Sonderabfallannahme im Schnitt jeden dritten Samstag geschlossen war.

Das WOCHENBLATT konnte daher mangels verbindlicher Aussagen des Landkreises nur folgendes Fazit ziehen: "Es wird mit vielen Worten umschrieben, was im Klartext eigentlich nur heißen soll: Vorerst wird sich an der Situation nichts ändern. Konkrete Maßnahmen zur Verbesserung dieser Situation werden nicht genannt."

Haben diese Sätze den Landrat womöglich angespornt? Oder warum gelobt Roesberg nun Besserung beim Thema AWZ und Sonderabfälle? Nur fünf Tage nach dem Erscheinen des WOCHENBLATT-Artikels ließ er per Pressemitteilung verkünden: "Das Ganze ist aus Bürgersicht zu Recht ein Ärgernis. Wir versuchen seit Langem intensiv, die personelle Situation zu verbessern. Das ist leider bisher nicht in dem Maße gelungen, wie es erforderlich wäre."

Immer wieder samstags: Sonderabfall-Annahmestelle Stade geschlossen

Jetzt wird sogar ein wenig Selbstkritik geäußert. Plötzlich reift die Erkenntnis, dass beim AWZ mehr Stellen geschaffen werden sollten - vor allem für speziell ausgebildete Fachkräfte. Gerade im Umgang mit gefährlichen Stoffen würden Spezialisten fehlen, so Roesberg, der darüber hinaus einräumt: "Außerdem sind die krankheitsbedingten Fehlzeiten in den AWZs sehr hoch."

"So soll es nicht weitergehen"

Roesbergs Presseerklärung gipfelt schließlich in der Aussage: "So soll es nicht weitergehen." Er denke darüber nach, dem Kreistag vorzuschlagen, die Aufgaben der Abfallwirtschaftszentren auszuschreiben und ein Fachunternehmen mit dem Betrieb zu beauftragen. "Wir müssen das als Landkreis nicht selber machen. Wenn wir dann noch die Öffnungszeiten ausweiten können, wäre allen gedient.“

Warum die Einsicht, dass beim AZW einiges im Argen liegt, anscheinend erst jetzt beim Landrat gekommen ist und er sich vorher nicht konkret gegenüber dem WOCHENBLATT äußern konnte, mag sein Geheimnis bleiben. Verwunderlich ist aber schon, dass Roesberg rund viereinhalb Monate vor seinem Abtritt vor der politischen Bühne noch einmal den Macher geben will - mit der überraschenden Erklärung, das AWZ gegebenenfalls zu privatisieren.

WOCHENBLATT-Leser machen ihrem Ärger über das AWZ Stade Luft

Denn offenbar waren weder die Politik noch die betroffenen Mitarbeiter bei der Abfallwirtschaft oder der Personalrat im Vorfeld über Roesbergs Privatisierungspläne informiert. Seitens des Personalrats wurde bereits Widerstand angekündigt. Aus dessen Sicht lassen sich die seit Jahren bekannten personellen Probleme beim AWZ auch lösen, ohne dass die Abfallentsorgung in private Hände übergeben wird.

Auch aus den Kreistagsfraktionen wird es dazu sicher Nachfragen geben. Denn der Landrat stellt mit seiner Erklärung letztlich auch seine eigene Verwaltung bloß. Schließlich legt Roesberg mit seiner Ankündigung nahe, dass er davon ausgeht, ein privates Unternehmen könne die wirtschaftlichen Abläufe und die Personalplanung beim AWZ besser organisieren als die zuständigen Stellen beim Landkreis.

Dem Bürger ist das total egal

Auch wenn es für die Mitarbeiter bitter klingen mag: Die meisten Bürger dürfte es wenig interessieren, ob der Landkreis das AWZ in Eigenregie führt oder diese Aufgabe an eine Firma vergibt. Hauptsache, der Service stimmt und man kann seine (Sonder-)Abfälle auch zu Zeiten anliefern, die jenseits der üblichen Bürozeiten von Behörden liegen - wie etwa abends.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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