Schwimmponton untersucht künftiges Hafenbecken
LNG-Terminal Stade: Erste Bauarbeiten haben begonnen
Die Arbeiten für den geplanten LNG-Anleger in Stade-Bützfleth haben begonnen. Die Firma Bodo Freimuth aus Bülkau errichtet zunächst eine Deichrampe und schafft eine Zufahrt zum künftigen Hafengelände. Danach wird das Baufeld geräumt und es werden Baustraßen angelegt. Auch auf dem Wasser tut sich etwas.
In Ufernähe dümpelt vor Bützflethersand die "Asgard". Das Wasserfahrzeug ist kein Schiff, sondern ein Arbeitsponton. "Diese schwimmende Plattform ist derzeit im Einsatz, um Bohrproben aus dem Bereich des künftigen Hafenbeckens zu entnehmen", erläutert NPorts-Sprecherin Dörte Schmitz auf Anfrage. Die landeseigene Hafengesellschaft NPorts (Niedersachsen-Ports) ist zuständig für den Bau des Anlegers. Dort soll - wie berichtet - ab dem Winter 2023/24 verflüssigtes Gas (LNG) zunächst über ein schwimmendes Terminal importiert werden. Bis 2026 will der Projektierer Hanseatic Energy Hub (HEH) dann ein stationäres Terminal an Land fertigstellen.
Damit es beim Hafenbau keine bösen Überraschungen hinsichtlich des Untergrundes gibt, werden von der "Asgard" jetzt die Bohrungen vorgenommen, um die Beschaffenheit des Bodens zu erkunden. Der etwa zehn mal 40 Meter große Ponton, der seinen Heimathafen in Rendsburg hat, ist auf solche Arbeiten spezialisiert. Die Auftragsvergabe für den Bau der eigentlichen Hafenanlage (Spundwände usw.) soll in der kommenden Woche erfolgen. Die Finanzierung der mindestens 200 Millionen Euro teuren Baumaßnahme ist gesichert. Bund und Land hatten bereits zugesagt, jeweils die Hälfte beizusteuern. Sollten aber die Kosten steigen, womit durchaus zu rechnen ist, müsste NPorts wohl einen Kredit aufnehmen.
LNG nur als Übergangslösung
Der Bau eines LNG-Terminals ist bereits seit rund fünf Jahren in Planung. Einen zusätzlichen Schub für das Projekt gab es nach dem russischen Überfall auf die Ukraine. Erst danach wurde die Bundesregierung bei ihrer Suche nach Alternativen für russisches Erdgas auf den Standort Stade aufmerksam. Dass LNG dabei nur als "Zwischenlösung" fungieren soll, betont HEH regelmäßig.
So wird mittlerweile in der Öffentlichkeitsarbeit auch nicht mehr so oft der schnöde Begriff "LNG-Terminal" verwendet. Es ist jetzt die Rede von einem "Energiehafen". Denn statt des fossilen Brennstoffs LNG sollen in nicht allzu ferner Zukunft nachhaltige Energieträger - idealerweise "grüner" Wasserstoff - angelandet werden. HEH-Geschäftsführer John Killinger formuliert es so: Man baue "eine zukunftsflexible Brücke für den Übergang von Gas zu wasserstoffbasierten Energieträgern".
Biomethan aus US-Import
Ein Zwischenschritt auf dem Weg zum Wasserstoff könnten verflüssigtes Biomethan (Bio-LNG) sowie verflüssigter Biokraftstoff (SynFuel) sein. Es wäre denkbar, beides über das Stader Terminal aus den USA zu importieren. Die Firma Verbio (Vereinigte Bioenergie AG) hat ihre Fühler bereits ausgestreckt. Das deutsche Unternehmen, das europaweit zu den führenden Produzenten von Bioenergie zählt, gewinnt das Biogas u.a. aus Stroh. Eine solche Stroh-Biomethan-Anlage, in der jährlich 100.000 Tonnen Maisstroh verarbeitet werden, hat Verbio im Mai in den USA in Betrieb genommen. Aus dem Stroh, das sonst auf dem Feld verrotten würde, wird laut Verbio-Chef Claus Sauter "grüner Kraftsstoff" erzeugt.
Nach Angaben von Verbio verfügt der Mittlere Westen der USA über ein "riesiges Rohstoffpotenzial an landwirtschaftlichen Reststoffen". Man plane, dieses Potenzial künftig auch für Deutschland und Europa nutzbar zu machen. Hier käme dann das Stader LNG-Terminal für den Import per Schiff ins Spiel. Die Rede ist von jährlich rund 1,8 Millionen Kubikmetern Biomethan, was ungefähr 13 Prozent der Terminal-Kapazität entspräche. Bevor Verbio konkrete Zusagen macht, muss allerdings sicher sein, dass die energiepolitischen Rahmenbedingungen stimmen und die Infrastruktur in Stade auch wirklich vorhanden ist.
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