Muskelkraft und Kreativität
Zehn neue Straßenbauer für den Landkreis Stade
sb. Stade. In der Bauhalle der Berufsschule in Cadenberge wurde nicht nur geschwitzt, sondern auch gezittert, denn: "Heute haben Sie nicht nur Ihr Können gezeigt und alles geben müssen, heute bekommen Sie auch Ihre wohlverdienten Gesellenbriefe überreicht", sagt der stolze Lehrlingswart Ulrich Feil zu den neuen Straßenbaugesellen. Feil selbst ist mit 80 Jahren wohl der älteste und engagierteste Lehrlingswart Deutschlands. "Ich nehme hier jeden unter meine Fittiche, damit aus jedermann was wird. Bisher habe ich noch keinen, der es wirklich wollte, scheitern sehen."
Auch in diesem Jahr haben es fast alle geschafft. Von den zwölf angetretenen Prüflingen sind zehn mit Gesellenbrief nach Haus gegangen. "Wir lassen hier keinen auf der Strecke, die beiden nutzen jetzt ihre zweite Chance", so Feil bei der Übergabe der Gesellenbriefe. "Nehmt ihn als Anerkennung für eure Leistung, aber ruht euch darauf nicht aus! Jetzt geht es richtig los!"
Corona-bedingt blieb der festliche Rahmen aus – dennoch spürte man den Stolz und die Zufriedenheit der jungen Handwerker. Im Sand der Bauhalle standen alle reihum und begutachteten ihr gepflastertes Gesellen-Werk: "Wer weiß, was ein rechter Winkel ist, kann schon nicht viel verkehrt machen", so Rico Behrens, der im Innungsfachbetrieb Wilhelm Henn in Helmste gelernt hat. Er erklärt weiter: "An die körperliche Arbeit gewöhnt man sich nach einigen Wochen, ein Blick für Symmetrie, Teamwork und meist gute Laune sollte ein Straßenbauer generell mitbringen, wenn er im Job Fuß fassen will."
Sein Kollege und Innungsbester Marten Ehlbeck schätzt den technologischen Fortschritt seiner Branche sehr: "Natürlich ist der Straßenbau in erster Linie ein Handwerk, doch auch hier sind mittlerweile viele digitale Maschinen und Technologien im Einsatz, die das Arbeiten effizienter und natürlich kräfteschonender machen." Er spricht von Drohneneinsätzen, digitalen Messverfahren, Steinlegemaschinen, Apps für Betriebsabläufe, Visualisierungssoftware und vielem mehr, was den modernen Straßenbau heute ausmachen würden: "Nichtsdestotrotz muss man in der Ausbildung durch das traditionelle Handwerk als Basis für später einmal durch. Macht einfach mal ein längeres Praktikum und lasst euch nicht zu schnell entmutigen“, so Marten. Für ihn sei der Gang über die selbst gebauten Straßen jedes Mal ein ganz besonders Gefühl, das ihn mit viel Stolz erfülle. Als Innungsbester konnte dieses Jahr Marten Ehlbeck mit einer 2 in der Theorie und einer 1 in der Praxis glänzen. Gelernt hat er im Innungsbetrieb Straßenbau- + Tiefbau Ernst Gerken in Rotenburg an der Wümme.
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