Bei Neu-Patienten droht eine gefährliche Unterversorgung
Ärztemangel immer schlimmer

Schlagen Alarm (v. li.): Mahamoudou Doukoure, Anina Wiggert und Maike Bajaa von der AWO-Flüchtlingsberatung   Foto: AWO
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JOBS und KARRIERE

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thl. Winsen. "Wir als Beratungsstelle haben riesige Probleme, für unsere Klienten in Winsen, Salzhausen - oder erreichbarer Umgebung - Ärzte zu finden. Besonders schlecht ist es um die kinderärztliche, gynäkologische und hausärztliche Versorgung bestellt", sagt Anina Wiggert, Diplom-Sozialarbeiterin von der Migrations- und Flüchtlingsberatung der AWO in Winsen. "Von Kollegen, die im westlichen Teil des Landkreises tätig sind, wissen wir außerdem, dass diese Probleme auch in Buchholz und Tostedt bestehen."
Wiggert und ihre Kollegen Mahamoudou Doukoure und Maike Bajaa schlagen Alarm. Denn im Landkreis gibt es offensichtlich immer noch zu wenig Ärzte. Ein echtes Problem, dass nicht nur die Beratungsstelle hat. Insbesondere neu zugezogene Personen stehen oftmals alleine da, weil die Praxen in der Regel mit Aufnahmestopp argumentieren. Er kürzlich versuchte eine Mutter (Name der Redaktion bekannt) für ihre Tochter kurzfristig einen Termin bei einem Facharzt zu bekommen - und scheiterte. "Immer wieder hieß es, man würde keine neuen Patienten mehr aufnehmen können", erzählt sie. "Selbst der Arzt, bei dem ich in Behandlung bin, lehnte meine Tochter ab."
Wer einen Termin bekommt, muss sich in Geduld üben. Denn vor allem bei Fachärzten sind die Termine meist bis zu sechs Monate im Voraus ausgebucht.
"Mittlerweile haben wir mindestens sieben schwangere Frauen in der Beratung, die keine gynäkologische Betreuung haben, und mindestens 25 Kinder ohne Kinderarzt", so Wiggert weiter. Und es werde noch schlimmer. "Seit Mai bekommen wir es im Landkreis mit wöchentlichen Zuweisungen von bis zu 30 Geflüchteten zu tun. Diejenigen, die in dezentralen Unterkünften des Landkreises wohnen, werden durch uns betreut und beraten. Es handelt sich dabei um Asylbewerber, die in der Regel über keinerlei Sprachkenntnisse und erstmal auch keine Ortskenntnisse verfügen. Häufig sind es kinderreiche Familien, viele schwangere Frauen. Durch die Flucht haben die Familien in der Regel keine kontinuierliche Gesundheitsversorgung erhalten können. Dementsprechend hoch ist der Bedarf, wenn sie hier ankommen."
Teilweise schicke man die Klienten zur Notfallpraxis ins Krankenhaus oder rate ihnen, morgens um 8 Uhr die benötigten Ärzte ohne Termin aufzusuchen, wenn die Beschwerden akut sind. "Damit ist aber noch lange keine längerfristige Aufnahme der Menschen als Patient in der Praxis verbunden", weiß die AWO-Beraterin. "Erschwerend kommt hinzu, dass die Notfallpraxis selbst unter Personalmangel leidet und es aktuell zu zeitweiligen Praxisschließungen kommt. Außerdem stellt die Notfallpraxis keine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen aus, so dass erwerbstätige Patienten ohne Hausarzt große Probleme mit ihren Arbeitgebern haben, sobald sie erkranken."
Die AWO habe bereits verschiedene Wege beschritten, um auf diesen Zustand aufmerksam zu machen: Die Situation mit dem Landkreis thematisiert, mit der Kassenärztlichen Vereinigung und dem Hausärzteverband. "Das Ergebnis ist leider immer nur: Es gibt laut Kassenärztlicher Vereinigung keinen Ärztemangel im Landkreis Harburg. Die Anzahl der Kassensitze sei abgestimmt auf die Einwohnerzahl des Landkreises und die Versorgung sei ausreichend. Das erleben wir in unserer täglichen Arbeit ganz anders." Und viele Bürger leider auch.

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Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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