Mohammad Ishaq: Wachmann in den Buchholzer Höfen
Ein Mann für alle Fälle

Freundlich, lächelnd, den Menschen zugewandt: So kennen die Bürgerinnen und Bürger den Wachmann der Buchholzer Höfe  | Foto: Christine Bollhorn
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cbh. Buchholz. Er kennt sie alle: Die Shopper und Schnorrer, die Senioren und die Jugendlichen, die Geschäftsleute und die Angestellten - und alle kennen ihn. Mohammad Aschraf Ishaq (50) ist seit rund zehn Jahren Wachmann in den Buchholzer Höfen (ehemals City Center), der Shopping-Meile im Herzen von Buchholz.
"Hallo! Schönen guten Tag! Geht es Ihnen besser?", fragt er eine Seniorin, die mit einem Rollator durch das Einkaufszentrum geht und drückt für sie den Knopf des Fahrstuhls. "Muss ja. Am Donnerstag um 17 Uhr habe ich wieder eine Behandlung", antwortet die ältere Dame. - "Sie hatte eine Hüft-Operation und muss regelmäßig zur Physiotherapie. Ich helfe ihr, den Rollator ins Taxi zu legen, wenn sie einen Termin hat", erzählt er. Und genau so kennen die Buchholzer Mohammad: immer freundlich, hilfsbereit, den Menschen zugewandt.  Das blütenweiße Oberhemd gestärkt und gebügelt, den Schlips akkurat gebunden. Er ist Info-Point für Besucher von außerhalb, Kummerkasten für Senioren und gestresste Angestellte und - natürlich - Wachmann. Von seinem "Büro" unter der Glaskuppel der Shopping-Meile hat er einen guten Überblick. Zumeist ist er aber in der gesamten Anlage unterwegs und zeigt Präsenz. "Ein paar Mal musste ich auch schon die Polizei rufen, bei Diebstählen, Platzverweis oder einer Prügelei, aber das kommt selten vor. Die meisten Menschen hier sind ordentliche Leute, da gibt es keinen Ärger." Und wenn doch, kann man auf Aschraf, wie er von guten Bekannten und Freunden genannt werden möchte, zählen. Über das Handy in seiner Gürteltasche ist er immer und überall erreichbar.
Ein Beispiel: Ein deutlich alkoholisierter Mann hatte eine Mitarbeiterin des Fitness-Studios im Untergeschoß belästigt und kletterte sogar über die Absperrung ins Studio. Aschraf war sogleich zur Stelle und begleitete den Mann freundlich, aber nachdrücklich hinaus. Und erteilte nach Aufnahme der Personalien Hausverbot. Das darf er, in Absprache mit der Center-Leitung, die das Hausverbot dann schriftlich anordnet.
Ebenso ist er zur Stelle, wenn das Parkhaus schon geschlossen war, aber jemand unbedingt noch hinaus muss. "Ich vertrete auch die Hausmeister, wenn die Feierabend haben - ich bin schließlich immer noch hier", so der hilfsbereite Security-Mann.
Arbeitsam, rechtschaffen und fleißig ist Mohammad Ishaq Zeit seines Lebens. Geboren in Kabul/Afghanistan, ist er mit seiner schwangeren Frau und einem Kind 1994 vor dem Bürgerkrieg nach Deutschland geflohen. Zunächst lebten sie in Bergedorf, 2002 kam die Familie nach Buchholz. Aschraf arbeitete als Tellerwäscher, Putzmann, Hausmeister, in einer Reinigung - und als Wachmann. Darauf ist er besonders stolz. Ebenso auf seine Familie. Zwei seiner Kinder wurden in Deutschland geboren. "Zwei Söhne und eine Tochter - alles gute und ordentliche Menschen", freut er sich. Das ist für ihn wichtig, und er lebt es vor. So hilft er Landsleuten aus Afghanistan, sich hier zurechtzufinden, begleitet sie bei Behördengängen, dolmetscht und übersetzt. Und das, obwohl er selbst an einer Lese- und Rechtschreibschwäche leidet. Im Leben stört und schadet es nicht, wohl aber ist es der Grund dafür, dass er bis heute nicht eingebürgert wurde. Seit 2004 hat er eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis. Sein größter Wunsch: der deutsche Pass. Endlich Bürger des Landes zu werden, in dem er den größten Teil seines Lebens verbracht hat. "Meine ganze Familie ist bereits eingebürgert, aber ich schaffe den vorgeschriebenen Sprachtest B1 nicht", sagt er traurig.
Eine Nachfrage beim Landkreis ergab, dass, um eine Legasthenie nachweisen zu können, ein Gutachten eines dafür zugelassenen Psychiaters notwendig ist. Dann könne Prüfungserleichterung gewährt oder sogar eine Einbürgerung ohne weiteren Sprachtest vorgenommen werden, so Landkreissprecher Bernhard Frosdorfer.
"Das wäre mein größtes Glück, endlich den deutschen Pass zu bekommen", sagt Mohammad Ishaq. Sein Handy klingelt: "Ich muss los: Bei Rossmann ist ein Autoschlüssel gefunden worden, den hole ich ab und lagere ihn bei mir. Grüß deine Familie", verabschiedet er sich. "Und sag deinem Sohn, er soll wieder öfter zum Sport kommen, ich habe ihn hier schon länger nicht mehr gesehen ..."

Redakteur:

Christine Bollhorn aus Buchholz

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