Vorstoß für Transparenz für Patienten
Ist der Klinik-Atlas ein Gewinn?

Kai Uffelmann, Geschäftsführer der Krankenhäuser Buchholz und Winsen | Foto: Krankenhaus Buchholz
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JOBS und KARRIERE

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Sie brauchen medizinische Hilfe und wissen nicht, welches Krankenhaus für Ihr Anliegen das richtige ist? In diesem Fall soll der Bundes-Klinik-Atlas helfen, den das Bundesgesundheitsministerium jüngst unter https://bundes-klinik-atlas.de freigeschaltet hat. Für jedes Krankenhaus werden die erbrachten Fallzahlen und die Personalausstattung in eine Relation zu anderen Krankenhäusern gesetzt. Das Ziel, das Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit dem neuen Angebot verfolgt: Bürger sollen anhand der Daten einfacher entscheiden können, in welches Krankenhaus sie für ihre Behandlung gehen. So viel zur Theorie. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Das WOCHENBLATT machte den Test.
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Fülle an Informationen

[/b]Zunächst fällt auf, dass es eine Fülle von Informationen gibt. Wenn ich z.B. die Postleitzahl 21244 für Buchholz in den Klinik-Atlas eingebe, werden mir mehr als 50 Krankenhäuser angezeigt - von Lüneburg über Soltau und Hamburg bis Stade. Unter ferner liefen findet man auch das Krankenhaus in Buchholz. Für jedes Hospital werden zahlreiche Daten angeführt - von der Gesamtzahl der Behandlungen über ausgewählte Zertifikate und die Anzahl der Behandlungen in den Fachabteilungen bis zur Notfallversorgung. So erfährt man z.B., dass das Elbe Klinikum in Stade mit 26.706 Behandlungen pro Jahr vergleichsweise "sehr viele" durchführt und mit 56,56 einen unterdurchschnittlichen "Pflegepersonalquotienten" hat - damit wird der Aufwand der Pflegebetreuung in Relation zur Anzahl des Pflegepersonals gesetzt. Je niedriger der Quotient, desto besser ist die Personalausstattung. Das Elbe Klinikum Stade hat laut Klinik-Atlas 373 Pflegekräfte und elf Fachabteilungen. Die Notfallversorgung ist in der höchsten Stufe 3 (umfassende Notfallversorgung) eingeordnet.
Zum Vergleich: Im Krankenhaus in Buchholz werden 15.787 Patienten pro Jahr behandelt ("viele"), der Pflegepersonalquotient ist mit 51,61 "mittel", 279 Pflegekräfte sind in acht Fachabteilungen tätig. Die Notfallversorgung wird mit "erweitert" (Stufe 2) angegeben.

"Klinik-Atlas bringt keinen Mehrwert"

Wie sehen Praktiker den Bundes-Klinik-Atlas? Das WOCHENBLATT fragte bei Kai Uffelmann, Geschäftsführer der Krankenhäuser Buchholz und Winsen, nach. "Ich stimme der Meinung unserer Spitzenverbände zu: Der Klinik-Atlas bietet keinen Mehrwert für die breite Masse", betont Uffelmann. Es werde eine Aktivität vorgegaukelt, die niemanden weiterbringe. Als Beispiel nennt Uffelmann die Anzahl der Pflegekräfte. "Ich weiß nicht, worauf sich die Zahlen beziehen. Wir haben z.B. definitiv mehr Pflegekräfte als die angegebenen 279!" Alle Informationen aus dem Klinik-Atlas seien bereits bei ähnlichen Plattformen der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) oder auf den Homepages der jeweiligen Krankenhäuser vorhanden. Uffelmanns Fazit: "Der Bundes-Klinik-Atlas ist nicht das, was wir in der jetzigen Situation brauchen. Ich bin von ihm etwas enttäuscht!"

AUF EIN WORT

Klinik-Atlas ist nicht zu Ende gedacht

Nachdem ich den Bundes-Klinik-Atlas ausprobiert habe, steht für mich fest: Nie im Leben würde ich diesen nutzen! Schon in gesundem Zustand fehlt mir die Muße, mich durch den Datenwust von mehr als 50 Krankenhäuser zu kämpfen. Wie es mir wohl erginge, wenn ich das in krankem Zustand machen müsste?!
Der Klinik-Atlas wirkt wie nicht zu Ende gedachter Aktionismus. Transparenz zu schaffen, wirkt vordergründig positiv. Doch in der Praxis ist es eben nicht transparent, wenn ich die Daten des Elbeklinikums in Stade neben die Informationen der Rehaklinik Waldklinik in Jesteburg stelle.
Dazu kommt, dass die meisten Patienten doch sowieso vom Haus- oder Facharzt überwiesen werden. Und schließlich: Die Grundprobleme - die mangelhafte Refinanzierung der Krankenhäuser sowie der Ärzte- und Fachkräftemangel - werden nicht gelöst. Stattdessen werden Steuergelder für ein unnützes Angebot verpulvert. Oliver Sander

"Das macht uns schwer zu schaffen"

Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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