Wie entwickelt sich die Immobilienbranche? Immobilien als Anlage noch sicher?
Jan Mettenbrink vom Immobilienverband Nord (IVD) über die Auswirkungen der Corona-Krise

Jan Mettenbrink informiert über die Entwicklung 
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Die Coronazeit hat massive Auswirkungen auf die Wirtschaft. Aber anders als in der Finanzkrise 2007/2008 ist das Problem heute nicht die Überschuldung von Privathaushalten, Banken oder Staaten. Auch gibt es keine strukturellen Veränderungen auf Seiten der Nachfrage nach Industrie- und Konsumgütern sowie Dienstleistungen. Das Kontaktverbot während der Coronazeit unterbricht die normalen Wirtschaftskreisläufe. Welche Auswirkungen dieses auf den Immobilienmarkt hat, darüber sprach WOCHENBLATT-PR-Redaktionsleiter Axel-Holger Haase mit Jan Mettenbrink, Vorsitzender des Maklerfachausschusses des Immobilienverbandes Nord (IVD).
WOCHENBLATT: Zunächst die Frage: Ist in einer solchen Situation, wie wir sie jetzt erleben, die Immobilie weiterhin eine sichere Anlage?
Jan Mettenbrink: Auf jeden Fall. Wohnimmobilien sind weniger volatil als Aktien. Dadurch, dass der Staat und die Europäische Union sehr viel Geld in die Wirtschaft pumpen, wird sich die Immobilie mehr denn je als wertstabilste Anlageform bewähren.
WOCHENBLATT: Wird momentan weiter intensiv in Immobilien investiert?
Jan Mettenbrink: Es ist insgesamt gesehen derzeit eine Nachfragedelle auf dem Immobilienmarkt festzustellen. Alle halten inne. Das gilt für den privaten Wohnungskäufer genauso wie für den großen Investor. Wer sich um sein Einkommen, seinen Arbeitsplatz oder sein Unternehmen sorgt, der trifft keine großen Investitionsentscheidungen. Viele Geschäftsabschlüsse sind lediglich aufgeschoben und nicht aufgehoben.
WOCHENBLATT: Immobilien sind aber weiterhin die bevorzugte Anlage?
Jan Mettenbrink: Auf jeden Fall. In Krisenzeiten wird auch die Suche nach einer Schutzwährung immer größer. Und dieses sind für viele Investoren und Private, die ihre Liquidität sicher anlegen wollen, die Wohnimmobilien. Denn Wohnungsmieter werden natürlich weiterhin vorhanden sein und Wohnungen benötigen. Wohnimmobilien sind daher eine extrem sichere Anlageform. Sie werden als Anlageobjekt mehr denn je gefragt sein.
WOCHENBLATT: Wie wird sich der Wohnungsmarkt nach der Coronazeit verändern?
Jan Mettenbrink: Nach Expertenmeinungen werden sich die Fundamentaldaten nach ersten Einschätzungen nicht sehr ändern. Die Nachfrage wird weiterhin hoch, der Wohnraum wie bisher knapp sein. Es wird zu keinen dramatischen Preiseinbrüchen kommen. Es sind auch keine Anzeichen für eine Blase vorhanden. Es gibt keine Übertreibungen, weder bei Bautätigkeiten noch bei kreditfinanzierten Transaktionen.
WOCHENBLATT: Das Preisniveau bleibt gleich?
Jan Mettenbrink: Wahrscheinlich wird sich aber das Preiswachstum bei Miete und Kauf kurzfristig verlangsamen, weil Mieten gestundet, die Renditeaussichten schmaler und Investitionen verschoben werden. Im mittleren und bezahlbaren Wohnsegment wird es kaum Preisauswirkungen geben, im Luxussegment dagegen schon.
WOCHENBLATT: Wie sieht die Tendenz aus?
Jan Mettenbrink: Sobald Vertrauen und Liquidität wieder verfügbar sind, spricht nichts gegen eine verhaltene Fortsetzung des Immobilienbooms. Aber: Wie man bei den Immobilien zwischen den verschiedenen Kategorien unterscheiden muss, so auch bei den potenziellen Käufern. Der Solo-Unternehmer und der kleinere Gewerbetreibende werden wohl als Käufer kurz- und mittelfristig ausfallen.
WOCHENBLATT: Wie sieht es mit den Büroimmobilien aus?
Jan Mettenbrink: Die Auswirkungen der Pandemie werden den Büromarkt schwer treffen. Die Rezession wird zu einer Verringerung der Bürobeschäftigungszahlen führen. Zudem stellen derzeit alle Branchen ihre Expansionspläne zurück. Neue Mietverträge werden seltener abgeschlossen. Außerdem wollen sich Unternehmen in dieser schwierigen Situation nicht über Fünf- oder Zehnjahres-Mietlaufzeiten binden. Neue Vermietungen werden also deutlich verzögert stattfinden und sehr wahrscheinlich auch unter preislichem Druck auf die Büromieten stehen. Die Nachfrage nach Büroflächen könnte insgesamt sinken.
WOCHENBLATT: Wie sieht es im Einzelhandel und Gewerbe aus?
Jan Mettenbrink: Die Rezession wird im Gewerbemarkt mit Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie die deutlich tiefste Spur hinterlassen. Vom derzeitigen Kontaktverbot und der Ausgangsbeschränkung besonders betroffen sind vor allem Einzelhandels- und Hotelimmobilien. Bei weiterlaufenden Kosten ist der Umsatz weggebrochen; es drohen Insolvenzen und Arbeitsplätze gehen verloren. Die Hotellerie erleidet durch wegfallenden Tourismus, Messen und Kongresse die wohl stärksten Umsatzeinbußen. Viele Gewerbemieter werden nach Ende der Corona-Krise nicht mehr existieren oder sie benötigen Monate bis Jahre, bis sie wirtschaftlich wieder auf die Beine kommen. Im Zuge dessen werden viele Flächen frei. Verbleibende Mieter werden ihre Mieten nachverhandeln müssen. Der Preisdruck wird zunehmen.
WOCHENBLATT:  Durch die Corona-Krise fand ein Wandel zum Homeoffice statt. Wie wird sich dieses auswirken?
Jan Mettenbrink:  Richtig. Infolgedessen könnte auch der Flächenbedarf sinken. Neuvermietungen wird es deutlich seltener geben.
Es ist wichtig und richtig, dass die Bundesregierung aufgrund der Corona-Pandemie einen stärkeren, temporären Kündigungsschutz für diejenigen Wohnungsvermieter veranlasst, die ihre Miete nicht mehr zahlen können. Aber auch den Vermietern muss daher von der Regierung geholfen werden.
WOCHENBLATT: Herr Mettenbrink, wir danken Ihnen für die Informationen und das Gespräch.

Redakteur:

Axel-Holger Haase aus Buchholz

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