Was wird aus den Oberschulen?
Hanstedt soll eine IGS erhalten, Jesteburg hofft auf Modellversuch

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as. Jesteburg/Hanstedt. Hanstedt kann aufatmen: Der Schulausschuss des Kreistags im Landkreis Harburg hat u.a. empfohlen, dass die Oberschule (OBS) Hanstedt zu einer IGS umgewandelt werden soll. Das war auch der Wunsch, den die Hanstedter Elternvertreter geäußert hatten. Was aus der Jesteburger Oberschule werden soll, dazu hat sich das Gremium nicht abschließend geäußert. Auch hier hatten die Elternvertreter, Politik und die Initiative "Eine Schule für alle" eine IGS gefordert. Im Fachausschuss diskutiert wurden jedoch ein Gymnasium sowie der Antrag von CDU und FDP, in Jesteburg einen Modellversuch zur Erweiterung der OBS mit Oberstufe zu starten, über den der Kreistag abstimmen soll.

Für Hanstedts Samtgemeinde-Bürgermeister Olaf Muus ist die Empfehlung des Fachausschusses ein positives Signal. "Ich freue mich, dass der Kreisschulausschuss konsequent die Ergebnisse aus der Arbeitsgruppe befürwortet hat. An dieser Stelle auch Dank an die Arbeitsgruppe, die versucht hat, mit dem Moderator einen Knoten zu lösen, der eben nicht durch Einzelbetrachtungen von Schulstandorten zu lösen ist, sondern das Gesamtkonstrukt und die jeweiligen Abhängigkeiten von Entscheidungen beachten muss. Es wurde sehr gut herausgearbeitet, dass das Drehen an einem Rädchen, sofort weitere Rädchen zum Drehen bringt. Aus diesem Grund kann ich auch nicht verstehen, dass dieses eigentlich von allen akzeptierte Grundverständnis nun bereits wieder durch einen politischen Antrag durchbrochen werden soll."
Laut Muus pendeln derzeit über 70 Prozent der Hanstedter Kinder zu weiterführenden Schulen im Kreisgebiet aus. Durch den weiteren Ausbau der Ganztagsbetreuung/der Ganztagsschulen würden die Schultage für die Auspendler und Auspendlerinnen extrem lang - und die Möglichkeiten, sich neben der Schule in die soziale Gemeinschaft vor Ort zu integrieren, dadurch immer schwerer. Aber eine weiterführende Schule für Alle, mit allen Abschlüssen, sei nicht nur für die Kinder vor Ort das optimale Angebot, sondern auch eine Chance für die vielen Unternehmen in der Samtgemeinde, die Nachwuchs suchen, so dass die jetzt schon bestehenden Verknüpfungen zur OBS nochmals intensiviert und ausgeweitet werden können.
"Die Schülerzahlen alleine aus der Samtgemeinde Hanstedt sind glücklicherweise sehr gut und auch perspektivisch ausreichend, allerdings müssen diese aber in der dann anstehenden Elternbefragung auch bestätigt werden. D.h. die ersten positiven Schritte sind gemacht, es ist aber noch ein Stück des Weges zu gehen, den ich als Samtgemeinde-Bürgermeister weiter engagiert und intensiv begleiten werde", so Hanstedts Samtgemeinde-Bürgermeister. 

Die Jesteburger Samtgemeinde-Bürgermeisterin Claudia von Ascheraden will sich dafür einsetzen, dass die Jesteburger Kinder alle Schulabschlüsse vor Ort machen können. "Als Samtgemeindebürgermeisterin freue ich mich sehr darüber, mit dem Samtgemeinderat bereits im letzten Jahr eine Resolution verabschiedet zu haben, in der die Politik vor Ort sich ausdrücklich für eine IGS ausgesprochen hat", so von Ascheraden. Der Wunsch nach einer 'Schule für alle' finde sich in der Samtgemeinde Jesteburg nicht nur in Eltern- und Schülerschaft wieder, sondern auch in der Politik.
"Ich begleite die Oberschule Jesteburg seit ihrer Gründung und unterstütze die Schulinitiative in meiner heutigen Funktion als Samtgemeindebürgermeisterin mit aller Kraft. Die ambitionierte Gründung bis hin zum Wunsch nach einer Oberstufe, der schon lange gehegt und immer wieder gefordert wurde, kann man nur wertschätzen und mein größter Wunsch ist es, auf diesem Fundament aufzubauen und eine 'Schule für alle' zu ermöglichen."
Die Infrastruktur für eine Oberstufe mit Abitur sei an der Oberschule Jesteburg durch den gymnasialen Zweig bis Klasse zehn bereits vorhanden, ist Claudia von Ascheraden überzeugt. "Mit ihrem pädagogisch integrativen Konzept und mit ihrem Status als „Campusschule“ in engem Zusammenspielt mit der Leuphana Universität Lüneburg ist die Oberschule Jesteburg bestens für eine Oberstufe gerüstet. Ich wünsche mir genau wie Eltern und Schüler „eine Schule für alle“, an der man alle Abschlüsse machen kann bis hin zur allgemeinen Hochschulreife."
Die Gedanken ihres Vorgängers Hans-Heinrich Höper, gemeinsam mit Hanstedts Samtgemeinde-Bürgermeister Olaf Muus einen Kooperation zwischen Hanstedt und Jesteburg zu vereinbaren und eine IGS an zwei Standorten oder zwei IGS mit unterschiedlichen Oberstufenangeboten zu entwickeln (das WOCHENBLATT berichtete), erschien Claudia von Ascheraden sehr interessant: "Es hätte einen Mehrgewinn für Schüler wie Eltern gehabt. Die jüngeren Schüler hätten jeweils in ihrem Ort verbleiben können, um ab Klasse 11 eine große Auswahl an Themenschwerpunkten zu haben und sich dann dorthin zu orientieren, wo ihre Stärken liegen", ist Jesteburgs Samtgemeinde-Bürgermeisterin überzeugt. Doch diese Idee habe leider keinen Eingang in die politischen Beratungen auf Kreisebene gefunden.
Claudia von Ascheraden unterstützt den Antrag für den Modellversuch: "Sollte die Empfehlung für eine IGS in Hanstedt eine Mehrheit finden, dann würde ich die Möglichkeit in Betracht ziehen, die Oberschule Jesteburg in einem Modellprojekt direkt mit einer Oberstufe zu versehen. Der Vorteil wäre, dass die räumlichen wie fachlichen Voraussetzungen bereits gegeben sind." Laut von Ascheraden wird eine Oberstufe in Jesteburg benötigt, um die weiterführenden Schulen in Buchholz zu entlasten, das sei bei einer IGS in Hanstedt und einer OBS in Jesteburg nicht gegeben. "Das Modellprojekt, die Einrichtung einer Oberstufe auf die vorhandene Oberschule in Jesteburg aufbauend, würde den Schulstandort Buchholz direkt entlasten, denn dieses Projekt wäre ab kommendem Schuljahr bereits umsetzbar." Claudia von Ascheraden: "Wenn dieses Modellprojekt 'Schule macht', wäre darüber hinaus aus meiner Sicht auch dem Flächenland Niedersachsen gedient, denn es würde erheblich zur Entwicklung der ländlichen Räume beitragen."

Die Jesteburger Elternvertreter der Grundschule und Oberschule sowie die Initiative "Eine Schule für alle" zeigen sich enttäuscht von den Empfehlungen der Arbeitsgruppe. Die Oberstufe mit gymnasialem Zweig habe sich nicht bewährt, da etliche Zehntklässer im Anschluss an die Oberschule eben nicht nahtlos in die Oberstufen an den IGSen und Gymnasien in Buchholz und Hittfeld wechseln können, da sie dort keinen Platz erhalten - obwohl sie ein Recht darauf haben. Das sei von der Arbeitsgruppe nicht berücksichtigt worden, kritisieren sie. Bei einer Elternumfrage Anfang 2021 hätten sich fast 90 Prozent der befragten Eltern aus Jesteburg für eine „Schule für Alle mit allen Abschlüssen“ ausgesprochen - und damit gegen ein Gymnasium. Elternvertreter und Schulinitiative appellieren an den Kreistag, den eingebrachten Antrag einer Modellschule mit Oberstufe in Jesteburg zu unterstützen.

Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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