Feldpost als einzige Spur
Unbekannter Dierkshausener zeigte im NS-Regime Zivilcourage

Der Umschlag der an Maria Leipelt geschriebenen Festpost mit der kaum noch lesbaren Empfänger-Adresse "bei G. B... / Dierkshausen"  | Foto: Möller
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Gesucht wird ein unbekannter Mann aus Dierkshausen bei Hanstedt (Landkreis Harburg), der während des Nazi-Regimes zur Zeit des Zweiten Weltkrieges eine Jüdin beherbergte. Einziger Anhaltspunkt ist ein Feldpost-Briefumschlag mit kaum noch lesbarer Anschrift. Was sich auf den ersten Blick liest wie ein Krimi-Plot, ist tatsächlich quasi die Lebensaufgabe von Klaus Möller aus Rosengarten-Sottorf, der sich in der Initiative "Gedenken in Harburg" des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Hamburg-Ost engagiert. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte des Nationalsozialismus vor Ort zu beleuchten.

Kürzlich entdeckte Klaus Möller den Umschlag des Feldpostbriefes aus dem Zweiten Weltkrieg, der "An Fräulein Maria Leipelt bei G. B...." (hier ist die Handschrift unleserlich, d. Red.) in Dierkshausen adressiert war. Dort hatte Leipelt einige Zeit gelebt. Den Brief habe sie im Nordheide-Dorf jedoch nicht mehr annehmen können, da sie inzwischen in die Kirchenallee 20 in Hamburg-Wilhelmsburg zurückgekehrt war. "Dorthin wurde der Feldpostbrief eines nicht weiter bekannten Soldaten nachgeschickt", berichtet Möller.

Seit mehr als 40 Jahren befasst sich der pensionierte Geschichtslehrer mit dem Schicksal der Wilhelmsburgerin Maria Leipelt in der NS-Zeit. "Sie und die ganze Familie Leipelt zählen zu den Opfern des Nationalsozialismus, die aus der Volksgemeinschaft ausgeschlossen und ausgemerzt wurden", weiß Klaus Möller durch seine Recherchen. Für ihn ist der Feldpost-Fund in mehrfacher Hinsicht eine Sensation. "Anders als in den beliebten und berühmten Urlaubs- und Badeorten an Nord- und Ostsee gab es in dem kaum bekannten Luftkurort Dierkshausen offenbar keinen von der NSDAP und anderen Organisationen geschürten Antisemitismus. Einmal mehr zeigt dieser Fund, dass es in der NS-Zeit Wege gab, verfolgten Juden zu helfen. Es waren Wehrmachtsoffiziere, Fabrikanten, Geistliche, Künstler, Mitglieder des kommunistischen und vereinzelt auch des sozialdemokratischen Widerstands sowie auch hin und wieder Privatpersonen, die das Leid der Juden zu lindern versuchten und ihnen, wenn sie die Möglichkeiten hatten, auch das Leben retteten."

Möller weiter: "Auch wenn 'G. B....' - vermutlich der Name des Haushaltsvorstands - seinen Gästen nur ein paar Tage Urlaub von ihrem leidvollen Alltag ermöglichte, so war das Angebot, ihnen die Tür seines Hauses zu öffnen und ihnen den Aufenthalt so erholsam wie möglich zu gestalten, doch durchaus bemerkenswert. Dieser Dierkshausener war ein Mensch in einer unmenschlichen Zeit."

Für Möller ist es "in jeder Hinsicht sinnvoll", herauszufinden, ob es in Dierkshausen oder anderswo heute noch Menschen gibt, die als Kinder von ihren Eltern etwas über den "beispielhaften Helfer" gehört haben und wissen, wessen Name sich hinter den nicht mehr einwandfrei zu entziffernden Buchstaben auf dem Festpostbrief verbirgt. Wer Hinweise geben kann, meldet sich bei Klaus Möller unter Tel. 04108 - 490 344 oder per E-Mail an imoller@t-online.de.

Der Umschlag der an Maria Leipelt geschriebenen Festpost mit der kaum noch lesbaren Empfänger-Adresse "bei G. B... / Dierkshausen"  | Foto: Möller
Der pensionierte Gesichtslehrer Klaus Möller forscht über das Schicksal der Jüdin Maria Leipelt in der NS-Zeit | Foto: Möller
Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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