Tierischer Hochwasserschutz an der Elbe
Schafe schützen vor den Fluten
jd. Stade. Die Schafe auf unseren Deichen haben eine wichtige Funktion: Sie halten das Gras kurz und sorgen für die Standfestigkeit der Deiche, indem sie die Deckschicht festtreten. Auf rund 220 Kilometern Deichstrecke entlang der Elbe und ihrer Nebenflüssen Oste, Schwinge, Lühe und Este sind die Vierbeiner zum Schutz der Menschen "achtern Diek" im Einsatz. Dass dabei der Tierschutz eine besondere Rolle spielt, wurde jetzt auf einer Tagung zum Thema Deichschafe im Stader Kreishaus deutlich.
In der Kreisstadt hatte der Landkreis zehn Schäfereien und den Schafzuchtverband, Vertreter von Deichverbänden und Deichbehörde sowie Veterinäre an einen Tisch gebracht. Themen: die Herausforderungen der Wasserversorgung (Tränken), des Witterungsschutzes (Schatten) und der Einfluss der Freizeitnutzung der Deiche auf die Schafherden.
Nach Angaben der Schäfer und Deichverbände kommt es immer wieder zu Konflikten mit Hundehaltern, die die Anleinpflicht ignorieren. Von freilaufenden Hunden gejagte und verschreckte Schafe sind keine Seltenheit. Außerdem weist das Veterinäramt darauf hin, dass Hundekot eine Infektionsgefahr für Schafe und Rinder darstellt und deshalb durch die Hundehalter von beweideten Flächen aufgesammelt werden muss.
Besorgte Spaziergänger haben die Behörden andererseits schon öfter auf die scheinbar fehlende Wasserversorgung der Schafe hingewiesen. In den allermeisten Fällen war die Sorge grundlos, da Wasser oft an nicht einsehbaren Stellen vorhanden ist. Da die Tränken - meist in Form von Wannen - nicht zu sehen seien, komme es immer wieder zu Anzeigen, so Tierarzt Christoph Kerth vom Kreisveterinäramt. Überlegt wird jetzt, im Rahmen der überall im Landkreis für die nächsten Jahre geplanten Deichbauarbeiten Wasserleitungen für Tränken zu verlegen.
Die Leistung der Deichschäfereien hob Stephanie Wischkony von der Deichbehörde im Landkreis Stade hervor: "Nur durch Beweidung mit Schafen werden standfeste, wehrhafte Deiche garantiert." Die Schäfer verdienten daher besonderen Dank und Anerkennung der Bevölkerung für diese aufwändige Form die Tierhaltung. Wischkony: "Ohne Schafbeweidung, wie sie auch der Generalplan Küstenschutz des Landes vorsieht, wären die Deiche nicht in einem so guten Zustand."
Die Runde war sich darin einig, dass die Deiche trotz ihrer wichtigen Schutzfunktion auch künftig für die Bürger offengehalten werden sollen. "Auch wenn das niedersächsische Deichgesetz jede Nutzung des Deiches außer zu deren Pflege verbietet, wollen wir die Menschen natürlich nicht aussperren", so Wischkony. Aber die Schafe hätten nun mal den "Vortritt".
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