Es werden nicht genug Wohnungen gebaut
Auch im Kreis Stade: Steigende Mieten - zu wenig Wohnraum

Der Neubau von Mehrfamilienhäusern ist ins Stocken geraten. Die Baukosten explodieren derzeit. | Foto: Adobe Stock/Wolfilser
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  • Der Neubau von Mehrfamilienhäusern ist ins Stocken geraten. Die Baukosten explodieren derzeit.
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Wer soll das bezahlen? So lautet ein Lied aus der Nachkriegszeit. Jetzt herrscht im Osten Europas Krieg - und dessen Folgen trifft die Menschen auf dem gesamten Kontinent. Kaum noch zu bezahlen ist die Energie - und für viele wohl auch bald nicht mehr die Wohnung. Bezahlbarer Wohnraum wird knapp und das Bauen wird immer teuer. Neuen Wohnraum zu schaffen, kann sich die Wohnungsbaubranche kaum noch leisten. Das ist die Erkenntnis einer Diskussionsveranstaltung, zu der Landrat Kai Seefried (CDU) eingeladen hatte. 

Zukunftswerkstatt nennt sich das neue Format, bei dem aktuelle Themen behandelt werden, die für den Landkreis Stade von Bedeutung sind. Zur Premiere unter dem Titel „Wohnen im Landkreis Stade – Bauen der Zukunft“ kamen Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammen. Neben dem Schwerpunktthema "bezahlbarer Wohnraum" gab es konkrete Tipps zum Energiesparen, Hinweise zum modernen Städtebau und Einblicke in ökologisches Bauen. Im Kreishaus verfolgten rund 40 Gäste die Impulsvorträge und Talkrunden, weitere Teilnehmer waren per Videokonferenz zugeschaltet. 

Landrat Kai Seefried (re.) hatte Axel Gedaschko als Experten eingeladen | Foto: Chr. Schmidt/LK Stade
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Appell zum Energiesparen

Als hochkarätiger Experte war der Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungsbau- und Immobilienunternehmen, Axel Gedaschko, zur Zukunftswerkstatt eingeladen. Der ehemalige Harburger Landrat und Hamburger Ex-Wirtschaftssenator leitete seinen Vortrag mit einem Appell zum Energiesparen ein. „Mindestens um 20 Prozent muss der Energieverbrauch sinken. Davon sind wir derzeit weit entfernt", erklärte Gedaschko, der Mitglied der von der Bundesregierung eingesetzten Gasdeckel-Kommission ist. Im Gegenteil: Der Gasverbrauch in den privaten Haushalten sei im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent gestiegen. So steuere man auf eine Gasmangellage zu. Tipps, wie sich kostspielige Energie einsparen lässt, gaben später zwei Obermeister der Kreishandwerkerschaft sowie ein Energieberater. Dessen Empfehlung: "Kürzer duschen, die Beleuchtung nur dort einschalten, wo man sich auch aufhält, und die Raumtemperatur senken."

Axel Gedaschko wies darauf hin, dass es zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt | Foto: Chr. Schmidt/LK Stade
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Zurück zum Wohnungsbau: Gedaschko zeichnete ein düsteres Bild. Er geht wegen der in die Höhe geschossenen Kosten von einem dramatischen Rückgang bei den Neubauten aus. Die meisten der rund 3.000 Mitgliedsunternehmen seines Verbandes würden ihre Pläne für Bauvorhaben zurück in die Schublade legen, so der Verbandschef: "70 Prozent unserer Unternehmen sagen, dass sie Baumaßnahmen schieben oder komplett aufgeben wollen." Damit verschärfe sich die Situation am Wohnungsmarkt weiter.

Auch den Landkreis Stade hat die Wohnungsnot längst erreicht, und es trifft -  da sind sich die Experten einig - nicht nur die Menschen, die in prekären Verhältnissen leben, sondern zunehmend die Mittelschicht. Ohne staatliche Förderung müssten Kaltmieten zwischen 14 und 15 Euro verlangt werden, um kostendeckend zu wirtschaften, so Gedaschko. Doch solch hohen Mieten könnten sich der Polizist, die Krankenschwester oder der Handwerker nicht mehr leisten. Sein bitteres Fazit: "Wir können in Deutschland nicht mehr für 'Otto Normalverbraucher' bezahlbar bauen."

Stade schafft mehr Wohnraum

Herausforderung: Bestehende Wohnungen bezahlbar halten

Diese Einschätzung vertritt auch der Geschäftsführer der Wohnstätte Stade, Dr. Christian Pape. Wegen der gestiegenen Kosten könne es für seine Genossenschaft, die rund 2.500 Wohnungen in ihrem Bestand hat, in den kommenden Jahren nicht mehr darum gehen, neue Wohnungen zu bauen. Wichtigste Aufgabe sei vielmehr, den bestehenden Wohnraum bezahlbar zu halten. Wie schwierig allein das sein kann, machte Pape anhand der Nebenkosten deutlich. Schon jetzt seien pro Wohnung jährliche Mehrkosten von bis zu 2.000 Euro fällig. Viel Geld bei einem Durchschnittsverdienst der Mieter von 2.250 Euro.

Bezahlbarer Wohnraum für alle

Die steigenden Kosten für das Wohnen nahmen auch Vertreter von Sozialverbänden sowie aus der Bauverwaltung in den Blick. Sie waren sich einig, dass der Fokus auf bezahlbaren und ressourcenschonenden nutzbaren Wohnraum liegen müsse. „Gebäude sollten flexibel nutzbar sein. Wenn etwa die Kinder ausgezogen sind, könnte in das große Einfamilienhaus eine Einliegerwohnung integriert werden“, so Nils Jacobs, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Infrastruktur bei der Hansestadt Stade.

Die Schonung von Ressourcen spielt auch beim ökologischen Bauen eine zentrale Rolle. Andreas Viebrock, Seniorchef der Harsefelder Baufirma Viebrock, zeigte bei seinem Vortrag zur sogenannten "Smart City" unter anderem auf, wie Baustoffe recycelt werden können. Bezahlbares Wohnen schließe das keineswegs aus.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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