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Osterfeuer im Landkreis Stade

Schule schwänzen für eine bessere Zukunft

Die Schüler protestierten auf dem Stader Pferdemarkt  Fotos: jd
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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Schüler bestreiken den Unterricht, um für nachhaltigen Klimaschutz und eine lebenswerte Umwelt zu demonstrieren

jd. Stade. "Wir sind hier - wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!" - Mit lautstarkem Protest, schrillen Trillerpfeifen und bunten Transparenten forderten rund 250 Schüler in Stade eine nachhaltige Energiewende ein. Die jungen Leute zogen am vergangenen Freitag durch die Hansestadt, um gegen das Versagen der Politik beim Klimaschutz zu demonstrieren. Die Schüler aus den verschiedensten Schulen im Landkreis Stade beteiligten sich an der Protestaktion "Fridays for Future". Schüler blieben an diesem Tag rund um den Globus bewusst dem Unterricht fern, um für einen konsequenten Klimaschutz auf die Straße zu gehen.

Die Schüler folgten dem Beispiel der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg. Die Schülerin schwänzt seit August 2018 mindestens einmal die Woche die Schule und setzt sich mit ihren Schulbüchern vor das Parlament in der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Ihr öffentlicher Protest richtet sich gegen die Regierung, die nach ihrer Ansicht viel zu wenig gegen den Klimawandel unternimmt.

Daraus ist die weltweite Bewegung des "Climate Strike" (Klima-Streik) entstanden: Schüler bestreiken den Unterricht, weil sie eine lebenswerte Umwelt mindestens genauso wichtig finden wie schulische Bildung. In Niedersachsen fanden am Freitag außer in Stade in mehreren Städten Schülerdemos statt. In Stade protestierten die Jugendlichen auch gegen die Pläne des Chemieunternehmens Dow, im Industriegebiet Bützfleth ein Kohlekraftwerk zu errichten.

Zu den Initiatoren der Stader Aktion gehörten Chiara Jacobs und Lasse Jantsch. Die zwei Waldorfschüler hatten aus den sozialen Medien von den "Fridays for Future" erfahren und mobilisierten spontan ihren Bekanntenkreis. Die beiden waren erstaunt, wie schnell die Nachricht von dem geplanten Streik die Runde machte. "Wir hatten mit etwa 50 Teilnehmern gerechnet", sagt Chiara: "Dass sich jetzt so viele Schüler auch aus anderen Schulen beteiligen, finde ich toll." Jugendliche würden sich eben doch ernsthaft Gedanken um die Zukunft machen und nicht immer nur ans "Partymachen" denken.

Neben der Stader Waldorfschule war das Gymnasium Süd aus Buxtehude mit dem größten Kontingent auf der Demo vertreten. Mehr als 60 Oberstufenschüler hatten sich am Buxtehuder Bahnhof getroffen, um gemeinsam mit der S-Bahn nach Stade zur Demo zu fahren. Anders als bei den "Waldis" gab es für die Buxtehuder Schüler keine pauschale Unterrichtsbefreiung seitens der Schule. "Uns wurde von den Lehrern angedroht, dass sie unentschuldigte Fehlstunden eintragen", berichten die Zwölftklässlerinnen Johann und Lea. Das habe sie aber nicht abgeschreckt: "Die Sorge um die Zukunft unseres Planeten ist uns wichtiger als mögliche schulische Konsequenzen." Die Schulleiter des Gymnasiums Süd hatte nach der Demo allerdings gegenüber dem WOCHENBLATT erklärt, keinen "harten Kurs" gegen die Schulschwänzer zu fahren (siehe unten).

Auf der Abschlusskundgebung am Stader Pferdemarkt fand Schülerin Chiara deutliche Worte. Sie prangerte die verfehlte Klimaschutzpolitik der Industrienationen an. Die Energiewende müsse endlich ernsthaft vorangetrieben werden und die Politik habe dafür zu sorgen, dass auch die Industrie ihren Teil zum Klimaschutz beitrage. Der konsequente Einstieg in die Energiewende sei "der letzte Strohhalm", so die junge Rednerin: "Noch haben wir die Möglichkeit, das Leben unserer Nachfahren und aller anderen Lebewesen auf diesem Planeten zu retten." Es werde für sie und ihre Generation aber keine Zukunft geben, wenn die sich abzeichnenden Folgen des Klimawandels nicht gestoppt werden.

Chiara zeichnete ein düsteres Bild von der Zukunft der Erde, sollte sich nichts ändern: Überschwemmungen, Dürren und Naturkatastrophen in Folge des Klimawandels würden weite Teile unseres Planeten unbewohnbar machen. Chiaras Appell an ihre Mitschüler: "Wir sind die nächste Generation, unser Schicksal liegt in unserer Hand! Lasst uns gemeinsam dafür kämpfen!"

"Nicht gleich die Keule rausholen"

Schule schwänzen für eine Demo: Das ist laut Schulrecht grundsätzlich nicht erlaubt. Eine großzügige Beurlaubungsregelung seitens der Schule sei daher auch nicht zulässig, so Ruprecht Eysholdt, Leiter des Buxtehuder Gymnasiums Süd: "Die Landesschulbehörde räumt uns hier wenig Handlungsspielraum ein."

Dennoch halte er es für wenig sinnvoll, gleich "die große Keule herauszuholen", so Eysholdt: "Wir können uns einerseits nicht über die Politikverdrossenheit der Jugendlichen beklagen und dann mit Sanktionen drohen, wenn sich die jungen Leute tatsächlich mal für eine Sache engagieren."

Allerdings hätte er es begrüßt, wenn die Demonstration an einem Samstag stattgefunden hätte, so Eysholdt: "Ich finde es nicht gut, dafür ausgerechnet einen Schultag auszuwählen." Ihre Protest könnten die Schüler auch artikulieren, ohne dafür dem Unterricht fernzubleiben. 

Die Schüler protestierten auf dem Stader Pferdemarkt  Fotos: jd
Enrike, Laura und Emma (oben, v.li.) fordern gemeinsam mit Rike und Annalena (unten, v.li.) eine saubere Umwelt
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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