Waldbrandexperte warnt
Löschflugzeuge alleine reichen nicht aus

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Auch in den Wäldern zeigt sich, dass die vergangenen Jahre in Deutschland außergewöhnlich trocken waren. Die Waldbrandgefahr ist hoch. Mittlerweile gilt im Landkreis Harburg die höchste Waldbrandwarnstufe (Stand: 7. Juni). Die Lage ist ernst, sehr ernst. "Die Trockenheit der vergangenen Jahre hat den Wäldern Deutschlands alles abverlangt", sagt Dr. Michael Herrmann, Vorsitzender des Vereins "ForestFireWatch" aus dem Landkreis Lüneburg. "Die Böden sind knochentrocken. Und das nicht nur oberflächlich. Hinzu kommt das Totholz, das überall in den Wäldern herumliegt."

Feuerwehrleute und Forstangehörige haben den Verein "ForestFireWatch" im 2017 gegründet. Sein Ziel ist die Förderung der Waldbrandprävention.

Wie schnell sich ein Waldbrand entfachen kann, zeigte sich am vergangenen Wochenende im Harz, als bei Schierke auf dem Brocken ein Feuer ausbrach. Durch wechselnde Winde hatte sich der Brand rasend schnell auf eine etwa zwei Hektar große Fläche ausgebreitet. Über 120 Einsatzkräfte waren zwei Tage im Einsatz, um das Feuer zu löschen. Große Hilfe leisteten dabei  - nach Angaben der Behörden - Löschflugzeuge. Anders in Jüterbog, einer Kleinstadt nahe Braunschweig. Dort tobt seit fast einer Woche ein Waldbrand. Zuletzt waren rund 326 Hektar Wald und Vegetation betroffen. Auch dort kommen vermehrt Löschflugzeuge zum Einsatz.

"Bei allem Verständnis für die derzeitige Löschflugzeugeuphorie in Deutschland: Sie sind ebenso wenig ein Allheilmittel wie Drohnen", warnt Dr. Herrmann. "Es wäre schön, wenn wir sie als das wahrnehmen, was sie sind: ein weiteres Werkzeug in der Werkzeugkiste." Wie jedes Werkzeug hätten auch Löschflugzeuge ihren Zweck: initiale Brandbekämpfung und Herunterkämpfen von Flammen, um den Einsatz anderer (geeigneter) Werkzeuge zu ermöglichen. "Der Versuch, einen Brand mit einem Löschflugzeug vollständig zu löschen, gleicht dem Versuch, einen Nagel mit der Rückseite eines Stechbeitels einzuschlagen. Ist der Nagel klein genug, mag es funktionieren. Generell ist das Werkzeug aber ungeeignet. So wird es auch kaum gelingen, den Brand bei Jüterbog auf diese Art und Weise vollständig zu löschen", sagt der Experte. Es sei denn, das Wetter käme zur Hilfe. "Es wird Zeit, dass wir uns in diesen Fällen auch mit anderen Werkzeugen beschäftigen. Etwa dem taktischen Feuereinsatz. Der wäre hier nicht nur geeigneter, sondern auch deutlich kostengünstiger."

Seit Jahren kämpft Dr. Michael Herrmann mit seinem Verein für eine bessere Ausstattung der Feuerwehren für die Waldbrandbekämpfung. Mittlerweile habe sich auch einiges getan, z.B. durch die Anschaffung neuer, geländegängiger Löschfahrzeuge. "Allerdings stehen wir generell noch am Anfang", sagt er. "Das Thema Vegetationsbrandbekämpfung beschleunigt sich seit 2018 dramatisch. Da ist es schwer für die Feuerwehren mit diesem Tempo Schritt zu halten, da diese sowieso schon vielfältige Aufgaben haben, die auch immer mehr werden."

Die Politik müsse sich Gedanken machen, ob sie wirklich immer alles auf die Schultern der freiwilligen Feuerwehren abladen wolle, so Dr. Herrmann weiter. Sie müsse sich vielmehr Gedanken um Prävention und ob sie nicht besser eigene Einheiten für die Vegetationsbrandbekämpfung ins Leben ruft, so wie es z.B. auch die polnische Forst gemacht hat. "Zumindest müsste man darüber einmal diskutieren", sagt der Experte. "Wenn am Ende etwas anderes herauskommt, ist es in Ordnung. Aber wenn man das Thema jetzt nicht angeht, wird man es später bereuen. Denn das Thema nimmt immer mehr Geschwindigkeit auf, der wir nicht standhalten, weil wir auch viel zu viel andere Sachen um die Ohren haben."

Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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