"Öffnen Sie die Türen wieder"
Gedanken zum Jahreswechsel von Superintendent Christian Berndt

Kirchenkreis-Superintendent Christian Berndt | Foto: Malte Frackmann
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JOBS und KARRIERE

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An der Schwelle zu einem neuen Jahr stehen wir. Menschen schauen zurück und nach vorn. Viele Menschen sagen: "Das Corona-Jahr 2021 sollten wir schnell abhaken.“ Das kann ich so nicht teilen. Ich erinnere mich an eine beeindruckende Konfirmation meines Sohnes. Nur fünf Konfirmanden im großen Altarraum von St. Marien in Winsen. Einer von vielen Gottesdiensten an dem Tag, deshalb kurz. Und trotzdem sehr feierlich. Es folgte die Abifeier meiner Tochter. Trotz hoher Auflagen wunderbar gestaltet vom Gymnasium. Und am nächsten Abend konnte mit hohen Auflagen ein sehr schöner Abiball gefeiert werden. Ich bin sehr dankbar dafür, dass Menschen im letzten Jahr vieles möglich gemacht haben, damit das Leben weitergeht.
Die Pandemie ist Alltag geworden. Ich erlebe Grundschüler, die sich ganz selbstverständlich mehrmals in der Woche selbst testen. Wie das Zähneputzen nach dem Frühstück gehört inzwischen zum Morgenritual die Frage: "Ist heute Testtag?“
Ich kenne Kita-Kinder, die können sich gar nicht mehr an eine Zeit ohne Corona erinnern. Wichtiger als Schal und Mütze ist die Frage: "Habe ich meine Maske dabei?“
Viele Menschen sind auch im letzten Jahr über sich hinausgewachsen. Ich habe das Personal im Krankenhaus erlebt, das über seine Grenzen gegangen ist und leider immer noch über die Grenzen hinaus arbeitet. Die Test- und Impfteams des DRK und der Johanniter und anderer Anbieter machen vieles möglich. Ich nehme wahr, dass mein Hausarzt mit seinem Team ganz selbstverständlich an der Impfkampagne mitwirkt und kaum mehr Zeit für sich hat. Die Schulen und Kitas versuchen, den Kindern Alltag zu ermöglichen. Die Sportvereine fahren ihr Programm hoch und runter – je nach aktueller Lage. Viele Menschen sind erschöpft.
Als Superintendent habe ich viel gesprochen mit Verantwortlichen in den Kirchengemeinden. Mit großer Leidenschaft und teilweise schlaflosen Nächten haben sie kirchliches Leben unter Pandemie-Bedingungen gestaltet. Als bedrückend erlebe ich, dass Kirchenvorstände oder Pfarrämter regelrecht beschimpft werden für Maßnahmen, die sie beschlossen haben. Gerade in Bezug auf die Weihnachtsgottesdienste ging es teilweise hoch her.
Im Hinblick auf Menschen in politischer Verantwortung ist es noch dramatischer. Sie werden offen bedroht. Ich finde es schlimm, dass Menschen in unserem Land die Freiheiten des Rechtsstaates nutzen, um gegen ihn zu agieren. Menschen leben in ihren Blasen und Echokammern. Die Social Media fördern, dass Menschen nur das hören, was sie sowieso hören wollen. Aus Anlass der Pandemie gibt es Spaltungen in der Gesellschaft, Risse, die sogar durch Familien oder Kirchengemeinden hindurchgehen. Menschen in allen Lagern fühlen sich verletzt und missverstanden. Türen werden zugeschlagen.
Schon vor drei Jahren, also vor der Pandemie, wurde die biblische Losung für das Jahr 2022 festgelegt: "Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ So sagt es Jesus im Johannes-Evangelium. Dieser Leitvers für 2022 ist für mich Ansporn und Auftrag für das neue Jahr. Ich wünsche mir für unser Zusammenleben in unserer Gesellschaft, in unseren Orten und Familien, dass es uns gelingt, Türen füreinander wieder zu öffnen. Dabei ist für mich ganz klar: Wo Menschen die Würde oder Gesundheit anderer verletzen oder auch nur gefährden, da müssen wir klare Grenzen setzen. Trotzdem hoffe ich für 2022, dass es gelingt, zugeschlagene Türen wieder zu öffnen, füreinander da zu sein. Ich träume davon, dass wir ein Bewusstsein dafür schaffen können, dass wir die Herausforderungen unserer Zeit nur miteinander bewältigen können.
Damit dies gelingt, bete ich für Gottes Beistand im Jahr 2022. Und Ihnen wünsche ich für den stillen Übergang ins neue Jahr Gottes reichen Segen. Bleiben Sie behütet.
Ihr Christian Berndt, Superintendent des Kirchenkreises Winsen

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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