Leser reagieren auf WOCHENBLATT-Artikel
Jeder Hund kann zubeißen

Vorfälle mit sogenannten "Kampfhunden": Natürlich gefährlich oder doch nur schlecht erzogen? | Foto: Vova Kras / Pexels
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  • Vorfälle mit sogenannten "Kampfhunden": Natürlich gefährlich oder doch nur schlecht erzogen?
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Seit Jahrzehnten brennt die Diskussion um die sogenannten "Kampfhunde": Sind Pitbulls, Dobermänner oder Rottweiler aggressiver und kampflustiger als andere Hunde? Besonders der Fall Chico entfachte 2018 einen bundesweiten Disput - mit Mahnwachen und Demonstrationen einerseits und Kopfschütteln auf der anderen Seite. Der Staffordshire-Terrier-Mix hatte seinen 27-jährigen Halter und dessen 52-jährige Mutter getötet. Ein extremer Fall, der für viel Zündstoff sorgte. Klar ist: Wenn "Kampfhunde" zubeißen, ist der Schaden meist größer als bei den kleineren Artgenossen, und das Medienecho dementsprechend lauter.

Erst in der vergangenen Woche berichtete das WOCHENBLATT über den Pekinesen-Mix "Winni", der kürzlich von einem American Staffordshire Terrier totgebissen wurde. Daraufhin startete Winnis Mitbesitzer Stefan Frommann eine Petition, mit der die Landesregierung dazu aufgefordert wird, "unverzüglich eine Kampfhundeverordnung einzuführen". In Folge des Artikels erreichte die WOCHENBLATT-Redaktion eine Welle an Reaktionen: Die Leserinnen und -Leser störten sich insbesondere am Begriff des "Kampfhundes" und wiesen auch daraufhin, dass Pitbull, Staffordshire und Co. nicht aggressiver seien als andere Hunderassen. Vielmehr seien Besitzer in der Verantwortung, ihre Hunde richtig zu erziehen. Darum stellt sich die ewige Frage: Charakter oder doch Erziehungssache?

Foto: Boys in Bristol Photography / Pexels
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Eine eindeutige Meinung dazu hat die Buchholzer Tierheimleiterin Melanie Neumann: "Es ist absolute Erziehungssache. Jeder Hund kann zubeißen, man kann das nicht von der Rasse abhängig machen." Den Begriff des "Kampfhundes" lehnt sie ab. Er entstand dadurch, dass bestimmte Rassen zum Zwecke des Hundekampfes gezüchtet und missbraucht wurden. Dabei seien viele dieser Rassen die besten Familienhunde, erklärt die Tierheimleiterin, die selber einen Staffordshire besitzt.
Im Fall von "Winni" spricht Melanie Neumann ihr Beileid aus, verweist jedoch auch auf das Tragen einer Leine. "Viele Hunde reagieren anders, wenn sie angeleint sind und ein fremder Hund in ihren Dunstkreis eindringt."

In Niedersachsen gibt es keine Liste für sogenannte "Kampfhunde". Wie gefährlich ein Hund tatsächlich ist, wird rasseunabhängig ermittelt. Von einer Kampfhundeverordnung hält auch Melanie Neumann nichts: "Es muss besser kontrolliert werden, ob die Besitzer dazu befähigt sind, ihre Hunde zu halten, nicht Rassen per se auf eine Liste gesetzt werden."
Zwar gebe es den "Hundeführerschein", doch den kontrolliere kaum jemand: Wer seinen Hund einfach nicht bei der Steuer anmeldet, müsse auch keinen Nachweis liefern.
Besitzern rät sie sich vor der Anschaffung eines Hundes unbedingt, mit dessen Vorgeschichte und mit den Anforderungen an die Rasse zu beschäftigen: Zu welchem "Zweck" wurde der Hunde gezüchtet? Welche Aufgaben brauchen etwa Hüte- oder Herdenschutzhunde, damit sie nicht unterfordert sind?

Besser als ihr Ruf

Im Buchholzer Tierheim gebe es eher weniger Abgaben von "Kampfhunden", so Neumann. Aufgrund des schlechten Rufes, der vor allem durch die Medien geschürt worden sei, hätten es diese Hunde allerdings schwerer, vermittelt zu werden. Viel häufiger seien es Mischlings- oder Auslandshunde, die ins Tierheim gebracht werden, weil die Besitzer sich nicht mit dem Hund, seiner Geschichte, der Rasse und seiner Persönlichkeit auseinandergesetzt haben. Deshalb lege das Buchholzer Tierheim viel wert darauf, dass Hund und Interessenten sich vor der Adoption richtig kennenlernen.
Die Leserbrief-Reaktionen auf den WOCHENBLATT-Artikel zeigen, dass mittlerweile ein Umdenken herrscht und die Stigmatisierung von "Kampfhunden" abnimmt. "Wir sind einen großen Schritt weiter, wenn die Leute erkennen, dass es überhaupt keine 'Kampfhunde' gibt", sagt Melanie Neumann.

Reaktionen von WOCHENBLATT-Leserinnen und Lesern:


Monika Bruns, Buchholz: "Es sind nicht die 'Kampfhunde', die alleine Schuld sind" - 
Mein herzliches Mitgefühl für Winni. Es muss unsagbar weh tun, seinen Hund auf diese Weise zu verlieren. Ich selber habe zwei kleine Hunde. Allerdings sind es nicht die sogenannten Kampfhunde, die alleine Schuld sind. So haben wir in unserer Nachbarschaft in naher Vergangenheit einen wirklich bösen Beißvorfall mit Kindern gehabt und dieser Hund war ein junger Schäferhund. Die Auffälligkeiten des Staffordshires hätte man evtl. dem Ordnungsamt bzw. dem Veterinäramt melden sollen. Wenn die Halterin deutlich an ihrem Umgang mit dem Hund schon zeigte, dass sie überfordert ist, wäre es für alle Beteiligten wahrscheinlich glimpflicher ausgegangen.
Ich hoffe, dass die Besitzer nur die Trauer und Wut über diesen einen Hund dazu bewegt hat, diese Petition in Gang gesetzt zu haben. Dieser eine soll nicht ein Urteil für alle fällen.

Antonia Hirsch, Jesteburg: "Kein Tier wird böse geboren und kein Tier beißt aus dem Affekt" - Wirklich schlimm, was dem Hund passiert ist, aber bei dem Artikel ist mir echt die Hutschnur geplatzt. Es kann nicht sein, dass es immer heißt "die Kampfhunde". Kein Tier wird böse geboren und kein Tier beißt aus dem Affekt. Jeder Hundehalter sollte, egal um welche Rasse es sich handelt, sein Tier ordnungsgemäß halten können. Dazu gehört zum einen, dass es sich an der Leine ordentlich verhält und ich es auch halten kann. Zum anderen gehört es auch dazu, dass ich auf mein Tier achte. Und wenn mir ein anderes Tier entgegen kommt, das angeleint ist, habe ich auch mein Tier an die Leine zu nehmen. Ich finde es absolut nicht okay, dass hier eine Petition gegen sogenannte Kampfhunde gestartet wird. Viele andere Rassen beißen genauso zu und davon hört man kaum etwas. Diese wundervollen Hunderassen wie Pitbull, Staffordshire, Rottweiler, Bullterrier usw. sind bei guter Erziehung ein der familienfreundlichsten Rassen und super umgänglich. Nur leider wurden diese Rassen zu früheren Zeiten für Hundekämpfe missbraucht.

Sven Brauer, Buxtehude: "Warum gehen gerade kleine Hunde so aggressiv auf größere Hunde los?" - Unsere "Fellnasen" sind tatsächlich Familienmitglieder. Verständlich dann der Schmerz, wenn ein Hund Opfer eines "Kampfhundes" wird. So sehr auch ich eine greifende Kampfhundeverordnung begrüßen würde, stellt sich mir als Hundehalter allerdings auch immer wieder die Frage: Warum gehen gerade kleine Hunde so aggressiv auf größere Hunde los und werden von den Haltern nicht so erzogen, wie sie es sich von Besitzern großer Hunde wünschen?Immer wieder erleben mein Hund Emil und ich, dass kleine Hunde aggressiv kläffen, uns attackieren und beißen. Nur dank des täglichen Trainings landete noch kein kleiner Hund im Maul meines Hundes - er erwartet, dass ich eingreife. Ich erwarte das von Halterinnen und Haltern kleiner Hunde: Trainiert sie und leint sie an kurzer Leine an. Verantwortungsvolles Verhalten wird viel Schmerz und Trauer verhindern helfen.

Anja Lindemann, Hanstedt: "So wurden doch auf beiden Seiten Fehler begangen" - Der Verlust eines geliebten Tieres schmerzt. Die Situation ist schrecklich und man fühlt seinen Schmerz. Daraus eine rassistische Hetze zu starten, ist aber falsch. Alle Hunde einer Rasse in eine Schublade zu stecken, ist aber genau das. Fair wäre gewesen, er hätte seinen Hund als Wadenbeißer bezeichnet, aber kein Besitzer hört diese bösen Bezeichnungen gern. Mir ist die Angstmacherei unverständlich, so wurden doch offensichtlich auf beiden Seiten Fehler begangen. Sicherlich geht es der Halterin auch nicht gut. Herr Frommann sollte den Dialog suchen und keine belegbaren Falschaussagen mit einer Petition verbreiten. Ich hoffe, beide Parteien finden Frieden.

Yvonne Schröder, Buchholz: "Es ist einfach falsch, sie als Kampfhunde zu stigmatisieren"- Sündenbock Kampfhund. Leider steht in diesem Artikel nicht genau, wie es zu diesem Beißvorfall kam. Ich kann mir folgendes Szenario vorstellen: Winni läuft (ohne Leine) auf den wahrscheinlich angeleinten Staffordshire Terrier und seine Besitzerin zu. Der große Hund fühlt sich bedroht und verteidigt sich bzw. seine Besitzerin, auch wenn der Angreifer noch so klein ist. American Staffordshire Terrier sind in erster Linie Schutzhunde, die ihren Besitzern gegenüber außerordentlich loyal sind. Sie werden als Familien- und Wachhund gehalten. Es ist einfach falsch, diese Rassen allgemein als Kampfhunde zu stigmatisieren. Unverantwortlich ist es natürlich, wenn die Besitzerin mit ihrem Hund schon auffällig geworden ist. Das Problem liegt ja bekanntlich immer am anderen Ende der Leine. Allerdings ist es genauso unverantwortlich von Winnis Besitzer, dass er seinen Hund ohne Leine (zumal gerade Anleinpflicht ist) auf einen großen Hund (egal welcher Rasse) zulaufen lässt.
Die Chihuahuas gelten oft als Qualzuchten. Sie haben zum Teil offene Schädelstellen, die anfällig für Verletzungen sind. Bei ihrer geringen Körpergröße dürften sie eigentlich gar keinen Kontakt zu größeren Hunden haben, da sie so zerbrechlich sind.

Vorfälle mit sogenannten "Kampfhunden": Natürlich gefährlich oder doch nur schlecht erzogen? | Foto: Vova Kras / Pexels
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Redakteur:

Pauline Meyer aus Neu Wulmstorf

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