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Impfbuch-Fälschungen mit PC und Photoshop
Der miese Betrug mit den falschen Impfpässen

Impfausweise werden vor allem gefälscht, damit Ungeimpfte an ein digitales Impfzertifikat gelangen | Foto: jd
  • Impfausweise werden vor allem gefälscht, damit Ungeimpfte an ein digitales Impfzertifikat gelangen
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(jd). Sie sind in diesen Tagen wohl die am häufigsten vorgezeigten Dokumente: Impfzertifikate werden derzeit öfter kontrolliert als Fahrkarten oder Personalausweise. Seit der Einführung der 2G-Regel in weiten Bereichen des öffentlichen Lebens gilt der digitale Impfnachweis per QR-Code oder das gelbe Impfbüchlein als Eintrittskarte in Restaurants, bei Veranstaltungen und neuerdings auch in Geschäfte. Doch mit dieser Verschärfung der Corona-Regeln, die Ungeimpften vielerorts den Zutritt verwehrt, ist die Zahl der gefälschten Impfbücher rasant gestiegen. Immer öfter versuchen Impfgegner, sich mit falschen, illegal via Internet beschafften Dokumenten Rechte zu erschleichen, die derzeit nur Genesenen und Geimpften zustehen.

Für Kriminelle dürfte das Fälschen der gelben Impfpässe derzeit einträglicher sein als die Herstellung falscher Banknoten: Im Darknet werden die Heftchen mit den Fantasieeinträgen von angeblichen Erst- und Zweitimpfungen für Beträge zwischen 200 und 500 Euro angeboten. Viele Menschen, die sich partout nicht piksen lassen wollen, sind offenbar bereit, solche Summen hinzublättern.

Mit dem gefälschten gelben Heftchen geht es dann meist schnurstracks in die Apotheke, um sich das digitale Impfzertifikat zu holen. Wird dort die Fälschung nicht erkannt, ist der Betrug gelungen. „Solche Impfpass-Betrüger handeln unverantwortlich“, sagt der Apotheker Dr. Matthias Grau aus Horneburg. Wer als Ungeimpfter vorgaukeln wolle, geimpft zu sein, setze die Gesundheit seiner Mitmenschen aufs Spiel, meint Grau, der stellvertretender Vorsitzender des Landesapothekerverbandes ist.

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Der gelbe Impfpass, den der ältere Herr ihm zwecks Ausstellung eines digitalen Impfzertifikats vorlegte, kam dem Horneburger Apotheker Dr. Matthias Grau gleich merkwürdig vor. Darin waren nur die Corona-Erst- und Zweitimpfungen eingetragen - von einem Impfzentrum in einem anderen Bundesland, obwohl der Mann in der Region wohnte. Apotheker Grau bat ihn um ein wenig Geduld - mit der Begründung, er müsse dazu noch etwas telefonisch abklären. Der Mann wurde nervös und verließ daraufhin eilig Graus Apotheke. Seinen Impfpass ließ er dabei liegen. Graus Verdacht bestätigte sich: Das Dokument war gefälscht.

Die Fälle von Impfpass-Fälschungen sind in den vergangenen Wochen bundesweit deutlich angestiegen. Grund sind die Corona-Verschärfungen für Ungeimpfte. In seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des Landesapothekerverbandes steht Grau im Austausch mit seinen Kollegen. Nach dem, was er gehört hat, häufen sich die Betrugsversuche in Sachen Impfbuch vor allem in den größeren Städten. "Hier in der Region habe ich bisher verhältnismäßig wenige Meldungen erhalten", berichtet Grau.

Wer mit einem gefälschten gelben Impfbüchlein in die Apotheke geht, hat immer die Absicht, es dort in ein gültiges Dokument umzuwandeln. Wer erst mal das EU-Zertifikat mit dem QR-Code in der Tasche hat, dem kann die zugrundeliegende Fälschung so gut wie nicht mehr nachgewiesen werden. Den Apotheken kommt damit eine besondere Verantwortung zu. Von ihnen hängt es ab, ob ein Impfbetrüger mit seiner Masche Erfolg hat oder nicht.

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"Das ist keine leichte Aufgabe", erklärt Grau. Denn der gelbe Impfpass verfüge über keinerlei Sicherheitsmerkmale. Hier komme es auf den "richtigen Riecher" des Apothekers an. Bei Impf-Einträgen aus der Region sei das relativ unproblematisch: "Die Unterschriften und Stempel der hiesigen Ärzte sind uns mittlerweile allen geläufig. Im Zweifelsfall hilft ein kurzes klärendes Telefonat." Stutzig werde er immer dann, wenn die angeblichen Impfungen in einem anderen Bundesland erfolgt seien.

Bei Zweifeln an der Echtheit des Impfeintrages greift Grau inzwischen zu einem Trick. Er verweist auf angebliche Serverprobleme und bittet, den Impfausweis dazulassen und später wieder mitsamt Zertifikat abzuholen. Erfahrungsgemäß kämen die meisten nicht wieder. "Auf keinen Fall versuche ich, mutmaßliche Impf-Betrüger hier in der Apotheke festzuhalten, bis die Polizei kommt", sagt Grau. Das sei rechtlich nicht abgesichert und auch nicht ratsam. Womöglich werde die ertappte Person noch gewalttätig. "Dieser Gefahr möchte ich meine Mitarbeiter und mich nicht aussetzen."

War die Kontrolle verdächtiger Impfpässe bisher mit zeitaufwändigen Telefonaten verbunden, gibt es nun eine Erleichterung beim Prüf-Prozedere: Seit Mittwoch kann von den Apotheken online direkt abgefragt werden, ob die eingetragene Chargennummer überhaupt jemals vergeben wurde oder ob es sich um eine Fantasie-Zahl handelt.

Die gelben Blanko-Heftchen lassen sich problemlos online bestellen

Aber selbst das gibt keine absolute Sicherheit. Denn noch immer posten Geimpfte Fotos von ihren Impfeinträgen in den sozialen Medien. So ist es für Betrüger ein Leichtes, an "echte" Chargennummern, Unterschriften und Stempel heranzukommen. Mittels Photoshop, Klebe-Etiketten und Drucker lässt sich ein Impfeintrag fälschen. Die erforderlichen Impfbücher lassen sich problemlos auch von Privatleuten im Internet bestellen. Nachweise, dass jemand Arzt oder Apotheker ist, werden nicht verlangt.

Beim Online-Versandriesen Amazon beispielsweise herrscht offenbar ein schwunghafter Handel mit den Impfbüchern: Die gelben Heftchen sind ab 2,50 Euro aufwärts bei zahlreichen Anbietern erhältlich. Das WOCHENBLATT wollte von Amazon wissen, wie viele Impfbücher in den vergangenen Wochen verkauft wurden. Eine Antwort: Fehlanzeige. So viel ist sicher: Ärzte ordern dort gewiss nicht. Sie erhalten die gelben Büchlein über ihren Fachversandhandel zu Cent-Beträgen. Und wer als Patient ein neues Impfbuch benötigt, bekommt es bei seinem Arzt. So liegt der Verdacht schon fast auf der Hand: Wer als Privatperson Impfbücher im Internet bestellt, hat damit etwas vor, was wahrscheinlich nicht legal ist.

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Härtere Strafen für Impfpass-Betrüger

Seit Ende November drohen Impfpass-Betrügern härtere Strafen. Jetzt ist nicht mehr nur die Herstellung von gefälschten Impfpässen und der Handel damit strafbar. Auch diejenigen, die sich mit der Vorlage eines falschen Impfbuches ein digitales Zertifikat erschleichen wollen oder dem Arbeitgeber Fälschungen vorlegen, müssen nun mit Strafen rechnen.

Impfpass-Fälscher erwartet eine Geldstrafe oder bis zu zwei Jahre Gefängnis. Handelt jemand gewerbsmäßig, sind sogar bis zu fünf Jahre Haft möglich. Wer falsche Impfnachweise vorlegt, kann mit einer Geldstrafe oder bis zu einem Jahr Gefängnis bestraft werden. 

Fälschungen im dreistelligen Bereich

Täglich gibt es neue Meldungen, dass Impfpass-Betrüger auffliegen. Jetzt wurde in Nürnberg sogar ein schon mal ertappter Fälscher, der einfach weitergemacht hat, in Untersuchungshaft genommen. Schätzungsweise gab es Anfang Dezember bundesweit rund 6.000 Ermittlungsverfahren, die wegen gefälschter Impfbücher eingeleitet wurden. Für Niedersachsen liegen keine konkreten Zahlen vor. Das Landeskriminalamt (LKA) erklärte auf WOCHENBLATT-Nachfrage, dass die Kriminalstatistik derzeit noch keine belastbaren Zahlen hergebe. Das LKA verweist darauf, dass in vielen Fällen mutmaßlicher Impfpass-Fälschungen noch Ermittlungen liefen und man daher keine Auskunft zu tatsächlich eingeleiteten Strafverfahren geben könne.

Laut LKA gab es den ersten Fall eines gefälschten Impfpasses im April. Bis zum Oktober sind die Fallzahlen dann kontinuierlich gestiegen, danach gab es sogar einen leichten Rückgang. Die Gesamtzahl der gemeldeten Fälle liege bisher "im mittleren dreistelligen Bereich", heißt es seitens des LKA. Die meisten Fälschungen werden dabei weiterhin durch die Apotheken festgestellt.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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