Auf frischer Tat ertappt
Post-Skandal in Stade: Zustellerin wirft Briefe weg

Blick in den Altpapiercontainer: Neben Prospekten lagen darin rund 100 Briefe   Fotos: privat
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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Ab damit ins Altpapier: Eine Postbotin in Stade hat Briefe im Container entsorgt, anstatt sie den Empfängern zuzustellen. War ihr der Job zu stressig? Oder wie kommt jemand darauf, haufenweise Briefe - darunter auch Post von Behörden - einfach wegzuwerfen, ohne über die möglichen Folgen für die Betroffenen nachzudenken. Die Sache flog auf, weil die Zustellerin der Deutschen Post bei ihrer Wegwerf-Aktion beobachtet wurde.

Das Schreiben der Bank mit der neuen EC-Karte, der Rentenbescheid oder der Fragebogen von der Krankenkasse: Jeder erwartet hin und wieder wichtige Post. Umso ärgerlicher, wenn der Brief dann nicht ankommt. Vergeblich auf Post gewartet haben wohl auch einige Bewohner des Stader Pommernviertels. Dort wurde in der vergangenen Woche eine Zustellerin auf frischer Tat ertappt: Anwohner sahen, wie die Frau mit ihrem Zustellfahrzeug in der Pommernstraße hielt, dann zum dortigen Altpapiercontainer ging und etwas hineinwarf.

"Als sie wegfuhr, gingen wir sofort zum Container und schauten nach. Der Container war voller Briefe", berichtet Anwohnerin Birgit S.* Ihr Freund habe dann durch den Einwurfschlitz hineingegriffen und eine Handvoll Briefe herausgeholt. "Da waren auch amtliche Schreiben dabei, die ziemlich wichtig aussahen", so S. Sie hielt ihr Handy in den Container, um den Vorfall mit Fotos zu dokumentieren. Die beiden benachrichtigten die Post. Später kam ein Mitarbeiter, der die rund 20 geborgenen Briefe abholte.

Die Polizei ermittelt

Auf ihren Hinweis, der Fall müsse doch angezeigt werden, habe der Postbedienstete nur entgegnet, die Polizei brauche ja nicht mehr eingeschaltet zu werden, weil die Post sich jetzt kümmere und alles Weitere regele, berichtet S. "Da waren aber Nachbarn längst bei der Polizei und haben Anzeige erstattet." Polizeisprecher Rainer Bohmbach bestätigt auf WOCHENBLATT-Nachfrage, dass gegen die Postbotin wegen der Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses ermittelt wird.
Die Deutsche Post hat bereits arbeitsrechtliche Konsequenzen gezogen: "Die betroffene Mitarbeiterin befand sich noch in der Probezeit, aber ist bereits nicht mehr für uns tätig und hat Hausverbot erteilt bekommen. Grundsätzlich handelt es sich hier um massives Fehlverhalten der Mitarbeiterin, für das wir unsere Kunden um Entschuldigung bitten", beantwortet Pressesprecher Stefan Laetsch eine Anfrage des WOCHENBLATT.
Laut Laetsch lagen rund 100 Briefsendungen im Container. Dieser wurde tags darauf von der Recyclingfirma Karl Meyer abgeholt. "Der Containerinhalt wurde auf unserem Firmengelände in einen separaten Hallenbereich gekippt, der abgesperrt war", berichtet Firmensprecher Lars Koch. Die Briefe seien anschließend der Post übergeben worden. Die betreffenden Sendungen sind nach Angaben von Laetsch inzwischen zugestellt worden.

Gab es weitere Vorfälle?

Bei den Menschen im Pommernviertel bleibt aber ein mulmiges Gefühl. Anwohnerin Susanne B.* geht davon aus, dass es sich nur um die Spitze des Eisberges handelt. "Dieser Vorfall ist jetzt ans Licht gekommen, weil die Postbotin beobachtet wurde." Doch es habe in dem Viertel bereits seit Wochen Unregelmäßigkeiten bei der Postzustellung gegeben. So hätten Nachbarn Briefe aus dem Gebüsch geholt. Und vor den Hauseingängen der Mehrfamilienhäuser ist laut B. wiederholt stapelweise Post abgelegt worden, anstatt diese in die Briefkästen zu werfen.

"Da stimmten nicht einmal die Adressen", berichtet B. "Post für die Bewohner der Stralsunder Straße landete dann in der Stettiner Straße. Dabei habe es sich nicht nur um Briefe gehandelt. "Da waren manchmal auch Pakete dabei." Für B. ist das Verhalten der Postbotin unerklärlich: "Hat die gar nicht darüber nachgedacht, was für schlimme Konsequenzen das haben kann, wenn jemand beispielsweise eine Frist für einen Widerspruch verpasst, weil sie den Brief weggeworfen hat?" Diese Frau habe gewissenlos gehandelt und bringe einen ganzen Berufsstand in Verruf.

Postsprecher Laetsch bittet, jetzt nicht alle Zusteller über einen Kamm zu scheren: "Die allermeisten Kolleginnen und Kollegen arbeiten jeden Tag sehr zuverlässig und gewissenhaft, insofern ist dies ein Einzelfall."

*Name ist der Redaktion bekannt

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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