Plötzlicher Kälteeinbruch
Wie reagieren Landwirte und Obstbauern auf das Aprilwetter?

Um Hagelschäden an seinen Bio-Äpfeln zu vermeiden, hat Obstbauer Cord Lefers bereits letztes Jahr eine Konstruktion für Hagelschutznetze  aufgestellt | Foto: sla
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  • Um Hagelschäden an seinen Bio-Äpfeln zu vermeiden, hat Obstbauer Cord Lefers bereits letztes Jahr eine Konstruktion für Hagelschutznetze aufgestellt
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jab/sla/sv. Landkreise Stade und Harburg. Bilderbuchgleiches Aprilwetter herrscht derzeit in den Landkreisen Stade und Harburg. Waren kürzlich noch frühlingshafte Temperaturen angesagt, kam kurz darauf der Winter zurück mit Frost, Hagel und Schnee. Das stellt auch die Landwirte und Obstbauern der Region vor Herausforderungen. Wie gehen sie nun mit dem plötzlichen Kälteeinbruch um?

Stades Kreislandwirt Johann Knabbe sieht die derzeitige Wetterlage sehr entspannt: "Das ist Aprilwetter und ganz normal." Davon würden die Arbeiten in der Landwirtschaft nicht sonderlich beeinflusst. Es wird derzeit in vielen Bereichen gedüngt. Als nächstes steht u.a. die Maisaussaat an. Diese wird aber erst ab dem 15. April durchgeführt, eventuell auch später, das hänge von der Witterung ab, sagt Knabbe. Denn dafür sei eine Bodentemperatur von acht Grad erforderlich.

Keine Schäden durch Frost erwartet

Frühkartoffeln seien zwar bereits in der Erde, aber das Grün sei noch nicht zu sehen, somit auch kein Schaden entstanden, erklärt der Kreislandwirt. Der Frost der vergangenen Tage sei nicht so tief in die Erde eingedrungen, daher seien auch dort keine Schäden zu erwarten. Problematisch werden solche Wetterlagen mit Nachtfrösten erst ab Mai. "Je weiter die Vegetation ist, umso größer sind die Auswirkungen."

Mit der Maisaussaat beginnen Landwirte aufgrund des Wetters erst ab Mitte April, ggf. auch später | Foto: Malte Eickhoff
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Spargelbauern müssen warten

"Wir waren verwöhnt durch das warme Wetter Anfang März", sagt Harburgs Kreislandwirt Willy Isermann über den Wintereinbruch. Aber: "Mit dem wechselhaften Wetter rechnen Landwirte um diese Zeit." Landwirtin Teresa-Marie Pelka vom Cassenshof in Handeloh-Inzmühlen (Landkreis Harburg) kann aktuell nur abwarten. Zwar zieht sie den Spargel unter einer Folie hoch, doch ohne eine zusätzliche Beheizung durch eine Biogasanlage ist sie auf die Wärme von oben angewiesen. "Das Wetter hat nun einmal das letzte Wort", sagt die Landwirtin. "Das ist die Natur und das ist auch gut so."

Auch im Landkreis Stade liegt auf den Spargelfeldern das Stangengemüse gut und sicher verpackt unter einer Spezialfolie. Christoph Werner vom Spargelhof Werner aus Deinste erklärt, dass die Kälte allein nicht das Problem sei. Schlechter für das Wachstum sei dagegen die fehlende Sonne. Ihre Energie werde durch die Folien in die Erde geleitet, denn die Pflanze benötigt ca. zwölf bis 15 Grad zum Wachsen. Durch die nächtlichen Fröste sei die Erde zudem stärker ausgekühlt. Die Erntemenge sei daher stark zurückgegangen, die Pflanzen selbst hätten aber keinen Schaden genommen, sagt Werner.

Obstbauern mit blauem Auge davon gekommen

"Noch ist alles im grünen Bereich", sagt auch Obstbauer Cord Lefers. Bei Äpfeln sind Minus drei bis Minus vier Grad die kritische Grenze, bei Kirschen Minus ein bis Minus zwei Grad. Die Kirschen im Alten Land seien daher jetzt noch mal mit einem blauen Auge davongekommen. Doch die Natur biete immer wieder Überraschungen, die erst später zu erkennen sind, wie etwa letztes Jahr, als durch Frost die Apfelsorte Santana später nicht getragen habe, berichtet Lefers.

"Aufgrund der momentanen Kälte ist der Vegetationsstand aktuell zwei Wochen zurück im Vergleich zum letzten Jahr", sagt Rolf Lühs vom Herzapfelhof. Mit Frostschutzberegnungsanlagen wird im Obstbau vielerorts gegengesteuert, um bei kritischen Temperaturen Blüte und Frucht unter der Eishülle zu schützen. Derzeit sei es zwar kalt, aber nicht zu kalt, sagen die Obstbauern. Schnee würde das Obst nicht beeinträchtigen, dafür aber Hagel. In zwei bis drei Wochen, wenn die Vegetation weiter fortgeschritten ist, wären Blüte und Frucht stark gefährdet.

Cord Lefers überdacht seine Obstbauflächen mit Hagelschutznetzen. Der Trecker misst per GPS die Platzierung der Pfeiler und ein Bohrer sorgt für die Löcher | Foto: sla
  • Cord Lefers überdacht seine Obstbauflächen mit Hagelschutznetzen. Der Trecker misst per GPS die Platzierung der Pfeiler und ein Bohrer sorgt für die Löcher
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Vorsorge für Obst getroffen

Auf der Obstplantage vom Obsthof Lefers soll mit Hagelschutznetzen vorgesorgt werden, die bislang im Obstbau noch nicht weit verbreitet sind. Nach Aussage der Obstbauversuchsanstalt wird diese Maßnahme bislang nur bei einem Prozent der Betriebe im Alten Land angewendet. Nachdem 2019 rund 80 Prozent seiner Apfelernte verhagelt war, investierte Lefers in diese Schutzkonstruktion, um seine Bio-Äpfel vor Extremwetterlagen zu schützen. Kirschen seien durch Vogelschutznetze und Regendächer geschützt. Letztlich sei aber immer mit Frostereignissen bis "zur kalten Sophie" am 15. Mai zu rechnen, wissen die Obstbauern.

Spargel schon im Winter?
Redakteur:

Jaana Bollmann aus Stade

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