Schreibwettbewerb am GAK
Buchholz in 1.000 Jahren

Jury und Teilnehmer des Kurzgeschichten-Wettbewerbs am GAK (v. li.): Jury-Mitglied Anton Giedke, Julian Rudzinski (dritter Preis), Mark Hoffmann (lobende Erwähnung für ein Gedicht), Sabine Weiß (Schriftstellerin, Leiterin der Schreibwerkstatt AG und Jury-Mitglied), Sophia Bünger (Platz 1, gemeinsam mit Rebecca Regenbogen), Svea Dursteler (2. Platz) und Rebecca Regenbogen (1. Platz, gemeinsam mit Sophia Bünger) sowie Deutschlehrerin und Jury-Mitglied Annerose Aschern. 
Die Jury-Mitglieder Melanie Koch und Tim Danker fehlen. | Foto: GAK
  • Jury und Teilnehmer des Kurzgeschichten-Wettbewerbs am GAK (v. li.): Jury-Mitglied Anton Giedke, Julian Rudzinski (dritter Preis), Mark Hoffmann (lobende Erwähnung für ein Gedicht), Sabine Weiß (Schriftstellerin, Leiterin der Schreibwerkstatt AG und Jury-Mitglied), Sophia Bünger (Platz 1, gemeinsam mit Rebecca Regenbogen), Svea Dursteler (2. Platz) und Rebecca Regenbogen (1. Platz, gemeinsam mit Sophia Bünger) sowie Deutschlehrerin und Jury-Mitglied Annerose Aschern.
    Die Jury-Mitglieder Melanie Koch und Tim Danker fehlen.
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JOBS und KARRIERE

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as. Buchholz. Fliegende Autos, Roboter oder Naturkatastrophen: Wie wird das Leben in Buchholz in der Zukunft aussehen? Darüber haben sich die Teilnehmer der Schreibwerkstatt des Gymnasiums am Kattenberge (GAK) in Buchholz Gedanken gemacht. In einem Kurzgeschichtenwettbewerb wurden jetzt die besten Texte ausgewählt. „Wir haben so viele lustige, spannende oder inspirierende Geschichten bekommen, dass der Jury die Auswahl schwerfiel“, sagt Sabine Weiß, Schriftstellerin, Leiterin der Schreibwerkstatt AG und Jury-Mitglied.

In der Gewinner-Geschichte „Buchholz in tausend Jahren“ der Sechstklässlerinnen Sophia Bünger (11 Jahre) und Rebecca Regenbogen (11 Jahre) geht es um die Schülerin Iris, die mit ihrer Freundin Cleo Buchholz vor einer Katastrophe bewahrt und ihren Roboterfreund Ruphus rettet (siehe Kasten).

Den zweiten Platz belegt Fünftklässlerin Svea Dursteler mit „Der Austauschschüler vom Mars“. Platz drei entfiel auf „Die Musik und wie ich zu ihr kam“ des Sechstklässlers Julian Rudzinski. Das Gedicht „Buchholz in der Zukunft“ von Siebtklässler Mark Hoffmann wurde außer Konkurrenz lobend erwähnt. Die Geschichten können unter www.gak-buchholz.de nachgelesen werden. Auch soll ein Buch mit allen eingereichten Geschichten für die Schul-Mediothek erstellt werden.

Das ist die Gewinnergeschichte: 

Kurzgeschichtenwettbewerb „Buchholz in der Zukunft“ – Platz 1

Buchholz in tausend Jahren

Von Sophia Bünger und Rebecca Regenbogen
„Drrrr!”, klingelte es laut. „Och, nö! Ist es wirklich schon morgens? Ruphus, hör sofort auf so einen Lärm zu machen!”, schrie ich. „Ja, Iris, aber gerne! Mein bescheidenes Androiden-Dasein erlaubt mir nicht, Sie zu erzürnen …”, sagte mein Roboterfreund Ruphus, der weißgrau war, mir bis zur Mitte des Bauches ging und menschenähnlich war. „Ich habe dir doch schon tausendmal gesagt, dass du mich duzen sollst!”, erklärte ich vorwurfsvoll. „Natürlich, Entschuldigung... Hier, Iris, dein morgendlicher Kakao, mit exakt vier Marshmallows.” Der Roboter zog aus seinem Inneren eine Tasse dampfenden Kakao. Ich musste stöhnen, als ich die Uhr erblickte und schlussfolgerte, dass ich mich jetzt fertig machen musste...

Als ich in den Disco-Spiegel mit Leuchtfarben in meinem Mosaikbad guckte, sah ich meine kurze violette Wuschelmähne, die wie jeden Morgen unglaublich lustig aussah. Ich schob mir den Toothclean in den Mund, der mir diesen in einer Minute reinigen würde.

„Welche Kleidung aus Ihrem wundervollen begehbaren Kleiderschrank wünschen Sie sich - oh, Verzeihung - ich meine, was möchtest du anziehen?”, verbesserte sich Ruphus. Genervt zog ich mir meine Lieblingshose und einen alten Pulli an.

Als ich mich an den Glastisch mit Holzbeinen setzte und mein Frühstück, das mir Ruphus hingestellt hatte, löffelte, dachte ich an meine leiblichen Eltern. Vor ein paar Jahren waren sie spurlos verschwunden. Seitdem lebte ich verbotenerweise allein mit Ruphus. Aber jetzt musste ich wohl los, auch wenn es Winter war und mir draußen immer alles einfror. Aber trotzdem ging ich durch die Luke, die aufs Dach führte und lief in die Garage, wo mein Lufttus stand. Mein Lufttus war eine Art kleines Auto mit Flügeln, das ich von meiner Oma geerbt hatte. Da kam auch schon Ruphus mit dem gepackten Schulranzen.

Schnell flogen wir über die Lufttusstrecke zur Schule. Wie immer guckte ich nach draußen und sah die vielen Häuser, die sich meistens nur auf einer Stelze in die Höhe streckten und ganz aus Glas waren. Von außen waren die Gläser blickdicht, solches Glas wurde eigentlich überall verwendet. Es gab gestapelte Glasblöcke als Häuser. Aber es waren auch große hohe

Bürohäuser aus Glas dabei. Dann standen da auch große und auch kleine abstrakte Häuser, gebaut in den komischsten aber auch mal in den symmetrischsten Formen. So wie ich es mir anguckte, war die ganze Stadt eigentlich in der Luft, unten am Boden war es ruhig, schattig und leblos. In der Mitte von Buchholz war ein großes Zentrum mit der Galerie und der Empore. Vor der Empore lag ein kleiner See mit zwei Wasserfontänen. In der Galerie gab es sehr viele Geschäfte.

Inzwischen waren es ungefähr nur noch zehn Minuten, bis ich das Schulhaus erblicken würde. Es war ein Riesengebäude mit einem großen Lufttusparkplatz. Ich landete auf einem der Parkplätze und rief Ruphus noch schnell einen Abschiedsgruß zu. Danach eilte ich in das aus Glas gebaute Schulhaus. Bevor ich eintrat, musste ich mein Auge vor einen Scanner halten, damit man wusste, dass ich eintreten durfte. Wie immer war ich sehr früh dran und schlurfte ins leere Klassenzimmer. Als ich mich setzte und mein Unterrichtsmaterial herausholte, überkam mich eine Ahnung, dass in der nächsten Zeit irgendetwas passieren würde. Über meine komische Ahnung grübelnd merkte ich nicht, dass die schlimmste Zickenclique der Schule hereingekommen war. Sie schminkten sich immer vor dem Unterricht. Darauf folgten ein paar Jungs und vereinzelt Mädchen, die wahrscheinlich mit dem Lufttusbus gekommen waren.

Nach einiger Zeit kam auch schon Frau Legadofski, unsere Klassenlehrerin, herein. Sie war unsere Lehrerin für mathematische, physikalische und chemische Formeln und sie war - wie immer - zu spät. Wir standen auf und begrüßten sie. In diesem Moment merkte ich, dass ich meine Hausaufgaben nicht dabeihatte. Da klopfte es an der Tür.

„Herein!”, schrie Frau Legadofski. Und schon stand Ruphus auf der Schwelle. „Seid gegrüßt, liebe Klasse 6c, meine Herrin Iris hat ihre edlen Schulaufgaben vergessen. Darf ich sie ihr reichen?” fragte Ruphus in seinem geschwollenem Sprachduktus. 

„Ja, natürlich!”, antwortete Frau Legadofski knapp. Ruphus reichte mir meine Hausaufgaben mit einem rosa Tütchen und sagte: „Hier noch ein kleines wohlgeehrtes Präsent, ich habe es dir von meinem kleinen Spaziergang in die Stadt mitgebracht.” Ich öffnete die Tüte und holte zwei rosafarbene Blümchenunterhosen heraus. Ich drehte mich hastig um und versuchte schnell das peinliche Geschenk vor den Blicken meiner Klassenkameraden zu verstecken. Leider war es zu spät, denn die Zickenclique hat schon angefangen lauthals zu grölen.

Als Ruphus die Tür geschlossen hatte, fauchte mich Frau Legadofski an: „Iris? Was soll das? Du hast jetzt zum siebten Mal deine Hausaufgaben vergessen! Ich muss dringend ein Gespräch mit deinen Eltern führen!” Meine Gedanken fingen an, sich zu drehen. Ich lebte mit Ruphus alleine und das war verboten! Was würde geschehen, wenn ich doch zu Pflegeeltern kommen würde? Das durfte nicht passieren! Natürlich, ich würde sie nur noch um eine einzige Chance bitten. „Es wird nicht wieder vorkommen, versprochen!?”, flehte ich meine Lehrerin an. „Nein! Es ist genug, ich werde dir morgen einen Termin geben und zu eurem Haus kommen!”, sprach meine Lehrerin in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.

Mist! Das durfte doch nicht wahr sein! Was mach ich denn jetzt?! Ich will auf keinen Fall zu Pflegeeltern. Plötzlich merkte ich, wie mich jemand in die Seite gestoßen hatte.... Es war Cleo: „Bist du eingeschlafen? Jemand zu Hause!?”, fragte mich meine Sitznachbarin. Sie hatte braune halblange Haaren und Stupsnase, wie immer waren ihre Jeans und ihr Pulli alt. „Äh, nein, ich war nur...”, begann ich. „Ich will keine Erklärungen hören! Pass jetzt einfach auf!“, zischte Cleo mich an.

„Ding, Dong”, klingelte endlich unsere Pausenglocke. Pause! Fast alle waren schon aus dem Klassenzimmer gestürmt, als mich Frau Legadofski hinausscheuchte. Ich hockte mich wie immer im Winter auf die Pflastersteine in den Schatten des einzigen großen Steines des Pausenhofs und mümmelte meinen Toast mit Käse. Die anderen Kinder waren fast alle in die große Glaskuppel gelaufen, die in der Mitte des Hofes stand, denn da verteilten Roboter Kakao und Brötchen.

Auf einmal erschrak ich! Die Zickenclique stand vor mir und blickte mit verschränkten Armen auf mich herab. Was wollten die denn hier? „Oh, wen haben wir denn da, die kleine Miss Unterhose mit ihren Hausaufgaben”, sagte die Bandenanführerin Lara, mit ihren langen blonden Haaren und Sommersprossen auf dem Gesicht. Wie immer trug sie obercoole Jeans und einen, wie sie vermutlich fand, ebenso coolen Pulli. Über den Witz fingen alle anderen Cliquen-Mitglieder an wie auf Kommando zu lachen, nur Cleo lachte nicht richtig mit. Sie war neu in der Clique und auch in der Klasse, davor war sie in der B-Klasse und jetzt ist sie bei uns in der C-Klasse. Aber nun fragte sie etwas zögerlich: „Wollen wir sie nicht in Ruhe lassen?” „Du hast hier gar nichts zu melden! Klar?”, fauchte Lara sie an. „Aber okay, gehen wir.”

Nach der Pause hatten wir Flora und gleich danach eines meiner Lieblingsfächer: Fauna. Und dann, mein absolutes Hass-Fach: Hightech. In Hightech sollten wir heute einen einfachen Roboter bauen. „Aber bitte erklärt mir nachher, wie und weshalb ihr ihn so gebaut habt”, waren die Worte von Frau Seala gewesen. Und so bastelten wir bis zu Mitte der Stunde an unseren Robotern herum. Aber auf einmal passierte es! Nacheinander gingen alle Lichter aus. Ich sah aus dem Fenster. Es war wie eine Riesenwelle, die Buchholz mit ihrer Dunkelheit heimsuchte. Auch in der Schule war alles dunkel und es herrschte blanke Panik! Was ist hier los? Meine Mitschüler fingen an zu kreischen.

„Wir verlassen jetzt ganz langsam und geordnet den Klassenraum!”, rief Frau Seala. Aber keiner hörte auf sie, die Schüler rannten alle auf die batteriebetriebene Notausgangs-Beleuchtung zu. Ich war eine der Letzten, die das Klassenzimmer verlassen wollte, doch plötzlich sah ich eine Gestalt am Ende des Klassenzimmers. Es war Cleo, die mit entsetzten Augen bewegungsunfähig dastand und nichts machte. Langsam ging ich zu ihr und stellte mich neben sie. „Hey, was ist denn los?”, fragte ich sie. „I-ich h-habe A-angst im d-dunkeln", stotterte Cleo. „Oh, schon gut. Keine Angst! Wir gehen hier jetzt erst mal raus”, antwortete ich mit einer ruhigen Stimme und bot ihr meine Hand an.

Als wir aus dem Schulhaus traten war alles dunkel, weil es ja schon 17:00 Uhr war, aber als sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnten wir Ihnen kaum trauen. Die Stadt, in der es sonst immer so laut und lebhaft war, wo die Luft vor Fluggefährten nur so vibrierte, war jetzt alles still und unglaublich ruhig. Jedes kleinste Etwas wirkte wie erstarrt, bis auf die Schreie der Schüler. Ein Schüler schrie nach seiner Mutter, die wohl gerade in der Empore einkaufen war. Mit allen Eindrücken überflutet und durch die Winterkälte wurde mir bewusst, dass die komplette Elektronik und das Internet im ganzen Umfeld versagt haben musste. Das mit dem Internet schrien einige Schüler. Plötzlich breitete sich in mir eine innere Kälte und Leere aus, als mir klar wurde, das Ruphus dann auch nicht mehr funktionieren konnte. Ruphus, der mir als einziger nahestand! Das durfte nicht wahr sein...

„Bist du noch da!? Was ist los?", fragte Cleo besorgt. „Ruphus - er wird jetzt nicht mehr funktionieren!”, stieß ich panisch hervor. „Ruphus ist doch nur ein Roboter. Was regst du dich so auf, Iris?”, sagte Cleo, die sich wieder beruhigt hatte. „Nur ein Roboter? Ruphus ist mein einziger Freund - und er kümmert sich rührend um mich. Nein! Er ist nicht nur ein Roboter!“, rief ich entsetzt. Aber darauf meinte Cleo misstrauisch: „Deine Eltern kümmern sich doch um dich, oder?” Mir wurde heiß und kalt zugleich, aber ich wusste, dass es jetzt Zeit für die Wahrheit war. „Nein, Cleo, meine Eltern sind seit ein paar Jahren verschwunden. Ich lebe alleine mit Ruphus und von dem Geld meiner Eltern”, sagte ich möglichst ruhig. „Krass! Jetzt verstehe ich plötzlich alles“, flüsterte Cleo. „Versprich mir, dass du es niemandem erzählst!?”, murmelte ich möglichst bedrohlich.

„Versprochen!”, antwortete Cleo, die mir auf einmal so vertraut vorkam. Aber sofort war ich wieder bei Ruphus und sprach meine Gedanken laut aus: „Ich muss Ruphus retten! Und dafür ins Elektrizitätswerk der Stadt, denn das ist zweifellos der Ort der Ursache. Dieses Elektrizitätswerk bestimmt die Elektrozufuhr des Umkreises und steht unter dem Rathaus.” Cleo guckte mich lange an und ich sah die Angst in ihren mandelbraunen Augen, deshalb fügte ich schnell hinzu, dass ich nicht erwartete, dass sie mitkam.

„Schon gut, ich bin dabei. Aber bitte vergib mir, dass ich so fies und gemein zu dir war! Ich möchte gerne deine Freundin sein.” Als ich das hörte war ich unglaublich glücklich, denn endlich hatte ich eine Freundin. „Ich möchte auch gerne, dass wir befreundet sind, aber du musst wirklich nicht mitkommen...”, meinte ich schnell. „Natürlich komme ich mit!”, meckerte mich Cleo gespielt an und wir mussten lachen. Aber plötzlich hörte Cleo auf zu lachen und ich drehte mich vorsichtig um. Vor uns stand die Zickenclique.

„Cleo, was machst du bei dieser ... dieser Außenseiterin!? Komm sofort hierher und hoffe, dass ich dich nicht rausschmeiße!”, rief Lara wütend. „Ob du mich rausschmeißt oder nicht - es läuft auf das gleiche hinaus, denn ich möchte nicht mehr Mitglied deiner Clique sein, Lara!”, herrschte Cleo sie an. Die Bandenanführerin sog scharf die Luft ein. „Bitte, wie du willst. Ich werde dich nicht davon abhalten, mit unmodernen Außenstehenden abzuhängen. Adieu!”, keifte Lara uns beide an und stolzierte von ihren Freundinnen begleitet davon. „Endlich bin ich aus dieser zickigen Clique raus!”, sagte Cleo in einer Stimme, in der Stolz mitschwang.

„Herzlichen Glückwunsch!”, freute ich mich und war glücklich, dass Cleo, um mit mir befreundet zu sein, aus der Clique ausgetreten war. Aber es drängten sich schon wieder andere Gedanken in meinen Kopf. „Wollen wir in meinem Lufttus jetzt zum Elektrizitätswerk der Stadt fliegen?", fragte ich Cleo, die noch ein bisschen in Gedanken versunken schien. „Klar, auf geht’s!“, antwortete meine Freundin abenteuerlustig, aber besorgt zugleich. Als wir in mein Lufttus stiegen, spürte ich doch ein bisschen Angst in mir. Trotzdem schaltete ich den Motor an und wir begaben uns in die Luft und auf den Weg zum Elektrizitätswerk der Stadt.

Die ganze Fahrt sprachen wir kein Wort, aber dann konnte ich es erblickten, das kleine unscheinbare und auch ein bisschen gruselige Gebäude unter den großen Pfosten des Rathauses. Das Elektrizitätswerk! Wir landeten unter dem anderen Ende des Hauses. Langsam schlichen wir uns an das kleine Gebäude an. Das war aber gar nicht nötig, da außer uns niemand da war. Jetzt standen wir vor der schweren Eingangstür mit dem kleinen Irisscanner in der Mitte. „Was machen wir jetzt? Wir kommen da ja nicht rein, wegen dem Scanner!“, meckerte ich wütend.

„Guck mal nach oben, ein offenes Fenster. Bingo!“, murmelte Cleo. „Ok, Räuberleiter!“, antwortete ich erleichtert. Gemeinsam kletterten wir durch das Fenster ins Elektrizitätswerk und suchten. Wonach wir suchten wussten wir nicht, aber wir wollten, dass der elektrische Fehler wieder behoben wurde. Erwachsene brauchten dazu vermutlich eine Ewigkeit. Da kamen wir auf einmal in einen großen Raum voll mit Kabeln, großen Kisten aus Metall und anderen technischen Sachen.

„Hier sind wir wohl richtig. Ich schätze mal, dass wir nach irgendwelchen verschmorten oder im schlimmsten Fall abgeschnittenen losen Kabel suchen müssen“, sagte Cleo. „Wahrscheinlich hast du recht, also dann, Augen auf“, murmelte ich gespannt. Nach kurzer Zeit rief meine Freundin: „Ich glaube, ich habe was gefunden, komm mal her!“ „Wo denn?“, fragte ich aufgeregt. „Hier sind mehrere Kabel sauber durchgeschnitten!“, antwortete Cleo besorgt. „Sabotage?”, fragte ich. „Wahrscheinlich“, antwortete Cleo mir. 
„Glaubst du, wir finden Hinweise?“, flüsterte ich unsicher, weil ich nicht wusste, ob ich hier freiwillig länger drinbleiben wollte. Aber Cleo meinte nur: „Vielleicht. Schauen wir uns hier mal genauer um.“

Plötzlich entdeckte ich etwas Glitzerndes in einem Kabelhaufen. Neugierig ging ich näher. Genau in dem Moment räusperte sich meine Begleiterin: „Die Schalter von den Routern sind auch umgelegt, das ist wahrscheinlich der Grund, warum unser Internet nicht funktioniert.“ Cleo schenkte ich aber wenig Beachtung, weil ich entdeckt hatte, dass dieses glitzernde Ding ein wunderschöner goldener, mit Diamanten besetzter Ring war, der mir komischerweise bekannt vorkam. „Komm mal her, Cleo. Hier ist ein Ring, den ich irgendwann schon mal gesehen habe“, sagte ich zu meiner Freundin. „Ich fasse es nicht - das ist der Ring des abgewählten Bürgermeisters Herr Schulze! Mit diesem Ring hat er doch immer geprahlt und ihn in die Kameras gehalten. Was macht der den hier?“, keuchte Cleo.

Ich wusste das Cleo recht hatte, aber auf einmal merkte ich etwas. „Achtung, ich höre Schritte - schnell hinter den Kabelhaufen und ducken“, stieß ich panisch hervor. Als ich sah wer eintrat, bekam ich Gänsehaut. Der Mann war groß, dünn und trug einen sehr edlen Jogginganzug, in dem er mit seinen schwarzen Haaren irgendwie lustig aussah. Aber ich durfte ja nicht lachen, denn er war ja zweifellos der Besitzer des Ringes und eben auch Herr Schulze. Und da wurde mir auf einmal alles klar: der abgewählte Bürgermeister wollte der Bürgermeisterin, die das Amt jetzt bekommen hat und Frau Müller hieß, eins auswischen und damit zeigen, dass sie unfähig war - dieser Mistkerl!

„Diese dummen Bürger - alle werden denken, dass diese Frau Müller nichts auf die Reihe kriegt. Wenn ich nur meinen doofen Ring finden würde!“ murmelte er. Nun fing er an, nach seinem Ring zu suchen. Erst in den Metallkisten, dann auf dem großen Mischpult. Ich warf Cleo ängstliche Blicke zu. Aber sie deutete nur beruhigend auf ihr Handy. Ich konnte sehen, dass sie eine Aufnahme machte. Man sah, dass sie ihre Angst versuchte mit Coolness zu überbrücken. Nach dem Herr Schulze noch ein bisschen gesucht hatte, atmete ich erleichtert auf, denn ich sah, dass Herr Schulze endlich den Raum verließ - weg von uns! Und auch Cleo sah erleichtert aus.

„Oh Gott, haben wir Glück gehabt, fast hätte er uns noch erwischt", meinte ich aufgebracht. Cleo sagte daraufhin mit hörbarer Angst: „Wir haben alles auf der Aufnahme, die ich gemacht habe. Ich rufe jetzt schnell die Polizei an - und dann nichts wie raus hier!“ Nach einiger Zeit, die meine Freundin mit Anrufen verbracht hatte, sagte Cleo glücklich: „So, jetzt ist alles erledigt, die Polizei macht sich auf den Weg zu Schulze. Lass uns jetzt nach draußen gehen.“ „Okay, dann können wir zu mir fahren und es uns auf dem Sofa gemütlich machen. Du kannst dann ja auch deinen Eltern von unserem Erlebnis erzählen“, antwortete ich ebenfalls froh. „Unbedingt!“, stimmte Cleo meinem Plan zu.

Während der Fahrt habe ich Cleo von meiner Rache-Theorie erzählt und wir waren der Meinung, dass das wohl wirklich der Grund für die Sabotage gewesen sein musste. Allerdings haben wir auch darüber nachgedacht, was wohl jetzt passieren würde wegen Schulze und uns, die in einer gewissen Weise, die Stadt gerettet hatten. Und bei dem Gespräch habe ich auch gemerkt, dass meine ganze Geschichte mit meinen verschwundenen Eltern nun herauskommen würde. Ich fragte Cleo, wie es jetzt für mich weitergehen würde, aber wir beide hatten keine Antwort darauf.

„Na dann, mache ich uns wohl erstmal einen Kakao, du kannst uns ja, wenn du magst auf dem Sofa ein gemütliches Lager einrichten. Vielleicht finde ich auch noch Kekse", sagte ich auf dem Weg zur Küche, wo ich erst einmal eine Kerze wegen des ausgefallenen Lichts anmachte und Cleo auch ein paar Kerzen brachte. Als ich in der Küche besser sehen konnte, stand Ruphus in der Ecke und war wie erstarrt, nichts rührte sich an ihm. Er sah fast unheimlich aus, mein treuer Freund. Und da kamen sie wieder, die Hilflosigkeit und die Traurigkeit. Aber trotzdem musste ich ja wohl oder übel einen Kakao machen.

Als ich gerade die Kakaobecher auf den Couchtisch vor uns stellte, klingelte es an der Tür. Sofort machte sich Panik in mir breit. „Keine Angst, Vielleicht ist das ja auch einfach nur die Polizei oder so. Falls du trotzdem nicht magst, kann ich aufmachen“, sagte Cleo liebevoll. „Ach nein, geht schon“, brummte ich dankbar zurück.

Vorsichtig öffnete ich nun die Tür und linste nach draußen. Dort standen ein Mann, der groß war, mit kurzen blonden Haaren und in einem mausgrauen Anzug, und eine Frau, die einen dicken, langen, blauen Wollmantel trug und schokobraune halblange Haare hatte, sie hatte gewisse Ähnlichkeit mit Cleo. Was mir auch auffiel, war das sie beide, wie meine Freundin, stechend blaue Augen besaßen.

„Hallo, du musst wahrscheinlich Iris sein. Wir sind die Eltern von Cleo“, sagte der Mann freundlich. „Guten Abend, kommt doch gerne rein. Wir sitzen auf der Couch“, meinte ich unsicher und hielt ihnen die Tür auf. 
„Mama, Papa - was macht ihr denn hier? Ich habe euch doch geschrieben was passiert ist!”, rief Cleo überrascht. „Dasselbe könnten wir dich fragen! Du hast uns nur geschrieben, dass du bei einer Freundin bist. Und dann schreibst du uns eben gerade, dass ihr ins Elektrizitätswerk eingedrungen seid und einen Verbrecher überfüh...”, meckerte Cleos Mutter los. Aber nun fiel ihr ihr Mann ins Wort: „Wo sind denn deine Eltern? Ich denke, wir könnten uns dringend einmal mit ihnen unterhalten. Versteh das bitte nicht falsch, wir haben uns nur Sorgen um euch gemacht…“

Ich guckte Cleo entsetzt an. Sie zuckte nur mit den Schultern. In meinem Kopf rasten Ideen, wie ich mich herausreden könnte. Aber plötzlich hörte ich Cleo: „Iris hat keine Eltern, ihre sind vor ein paar Jahren verschwunden. Sie lebt hier mit einem Roboter alleine.” Ich war entsetzt, dass Cleo einfach mein Geheimnis verraten hatten! Und Bestürzung sah ich auch auf den Gesichtern von Cleos Eltern.

„Ist das wahr?”, fragte mich Cleos Mutter. „Ja, leider”, antwortete ich, weil es bestimmt kein Zweck mehr hatte, zu lügen. Da fing aber auch schon wieder Cleo an zu reden: „Jetzt muss sie bestimmt zu irgendwelchen gemeinen und vor allem fremden Pflegeeltern!” Cleo guckte ihre Eltern dabei seltsam flehend an. Und ich überlegte, warum sie das wohl tat, aber ein Grund fiel mir so schnell nicht ein.

„Nun, was sagst du dazu, Inge?”, fragte der Vater von Cleo seine Frau. „Nun Jens, ich denke wir sollten kurz in die Küche gehen und miteinander reden”, antwortete Inge nachdenklich. Als sie in der Küche verschwunden waren, wollte ich Cleo gerade zur Rede stellen, warum sie das mit meinen Eltern verraten hatte, als plötzlich ihr Handy klingelte. „Ich geh mal schnell ran”, sagte Cleo hastig und meldete sich.

Nach kurzer Zeit fing Cleo wieder an, zu sprechen: „Stell dir vor, was passiert ist: die Polizei hat Schulze festgenommen und unsere Rache-Theorie war richtig. Hättest du gedacht, dass wir beide...”

Als ich das hörte, war ich überglücklich. Und bevor ich es richtig realisiert hatte, kamen Jens und Inge zurück. Beide sahen ernst aus. „Also Iris, wir haben beschlossen, dass du - wenn es dir es recht ist - zu uns ziehen könntest. Dann wären wir deine neue Familie. Was hältst du davon? Cleo würde sich, glaube ich, auch freuen”, sagte Inge und Jens nickte zustimmend. Da fing meine Freundin auch schon laut an zu jubeln und zu lachen. In dem Moment gingen auf einmal alle Lichter wieder an. Der Strom war zurück! Da konnte ich auch nicht anders und musste mitjubeln. Glücklich sah ich Cleos Familie an und wusste, dass alles gut werden würde. Und wie zur Bestätigung ging die Tür auf und Ruphus stand im Türrahmen. In seinem Gesicht stand ein kleines Roboterlächeln.

Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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