Tierschützer Friedrich Mülln: "Kein Gesetz verhindert dieses Leid"
1.100 Schweine sterben den Erstickungstod

Wenn die Lüftung ausfällt, sterben Schweine schnell | Foto: PETA
  • Wenn die Lüftung ausfällt, sterben Schweine schnell
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tk. Großenwöhrden. In einem Schweinemaststall in Großenwöhrden sind Mitte September mehr als 1.100 Tiere verendet. Der Grund: Die Lüftungstechnik war ausgefallen, die Schweine sind erstickt. Das Veterinäramt des Landkreises Stade ermittelt. Was hat zum Totalausfall der Technik geführt? Wer von diesem qualvollen Erstickungstod nicht überrascht wird, ist Friedrich Mülln, Sprecher der "Soko Tierschutz": "Alarmsysteme sind genauso wenig vorgeschrieben wie Brandmeldeanlagen", kritisiert er. "Havarie" heißt es im Amtsdeutsch, wenn Stalltechnik ausfällt und Masttiere sterben. Wie oft das in Deutschland vorkommt, weiß niemand: Diese Fälle werden nicht erfasst. "Wir gehen von Hunderttausenden toten Tieren im Jahr aus", sagt Friedrich Mülln.

Im Fall der toten Schweine in Großenwöhrden hatte der Landwirt selbst den Vorfall bei den Behörden gemeldet. Landkreis-Dezernentin Nicole Streitz bestätigt die Fakten. Was zum Ausfall der Technik geführt habe, werde noch ermittelt. Auch wenn Havarien immer mal wieder vorkämen, sei das Ausmaß mit mehr als 1.000 toten Tieren außergewöhnlich hoch.

Lebendes Schwein auf einem Haufen toter Tiere?

Was Friedrich Mülln wütend macht: "Die Politik versagt total." Es gebe kein Gesetz, dass technische Alarmsysteme oder Notstromaggregate vorschreibe. Beim einem Ausfall der Lüftung oder anderer technischer Systeme müsste der Landwirt per Handy alarmieret werden und ein Notstromaggregat die Maschinen wieder automatisch hochfahren. "Wenn in einem Mastbetreib für Geflügel ein solcher Notfall eintritt, dann sind auf einen Schlag 39.000 Hähnchen tot", so Mülln über die Dimensionen des Tierleids. Hinzu käme, so der Tierschützer, dass viele Ställe veraltet seien.

Im Fall der mehr als 1.100 verendeten Schweine in Großenwöhrden hat die Tierschutzorganisation PETA Strafanzeige gestellt. „Schweine sind sehr hitze- und geruchsempfindlich. Genau wie Hunde können sie nicht schwitzen. Zudem steigt die Schadgaskonzentration enorm schnell an, da die Tiere in und über ihren eigenen Fäkalien leben müssen“, so Lisa Kainz, Agrarwissenschaftlerin und Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie bei PETA. „Fällt in den geschlossenen Stallsystemen beispielsweise die Lüftungsanlage über einen längeren Zeitraum aus, ist das meist das Todesurteil für die Tiere – verbunden mit einem langandauernden, qualvollen Erstickungskampf“, so Kainz.

Vielleicht sollten wir als Konsumenten das Erntedankfest zum Anlass nehmen, um über diese Form von Tierleid nachzudenken. Wer nur Billigschnitzel kauft, nimmt Massensterben in Kauf.

• Auch im Nachbarort Düdenbüttel hatte es jüngst einen Tierschutzskandal gegeben: Auf einem Haufen mit Schweinekadavern soll noch ein Tier gelebt haben. Die "Soko Tierschutz" hatte Anzeige erstattet. Mittlerweile hat auch der Landkreis Stade den Landwirt angezeigt. Die Ermittlungen zu diesem Fall laufen noch, so Kreisdezernentin Nicole Streitz.

Alle Texte zu Tierquälerei
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Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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