Vor 20 Jahren wurde für Atomkraft demonstriert
Viele Jahre vor Fukushima: In Stade gab es heftigen Protest gegen die Abschaltung des Atomkraftwerks

Im Februar 1999 berichtete das WOCHENBLATT über die Demo für den Erhalt des AKW Stade   | Foto: jd
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jd. Stade. 35 Jahre war es in Betrieb - an Silvester ging es vom Netz: Das Kernkraftwerk Brokdorf ist einer von drei Reaktoren in Deutschland, die im Zuge des Atomausstiegs zum Ende des Jahres 2021 abgeschaltet wurden. Die verbliebenen drei Atommeiler werden dann Ende 2022 folgen. Zwar liegt Brokdorf nicht im Landkreis Stade, sondern am jenseitigen Elbufer in Schleswig-Holstein. Doch das ist nicht einmal drei Kilometer vom Kreisgebiet entfernt - und ein Unglück im Atomkraftwerk (AKW) hätte auch schwerwiegende Folgen für den Landkreis Stade gehabt. Viele Menschen in der Region dürften erleichtert sein, künftig nicht mehr den atomaren Risiken ausgesetzt zu sein. Die Abschaltung von Brokdorf ruft aber auch Erinnerungen wach - an die Zeit vor rund 20 Jahren. Damals ging es um die Stilllegung des Stader Reaktors. Die Stimmung in der Bevölkerung und auch in der lokalen Politik war da - mehr als zehn Jahre vor der Reaktor-Katastrophe von Fukushima - noch eine ganz andere.

Die 1998 an die Macht gekommene rot-grüne Koalition hatte seinerzeit den ersten Atomausstieg beschlossen. Der Stader Meiler sollte als erstes bundesdeutsches AKW vom Netz gehen. Damals gingen die Menschen nicht auf die Straße, um gegen Atomkraft zu demonstrieren, sondern um sich für den Weiterbetrieb des Stader AKW einzusetzen.

Denn gegen die rot-grünen Pläne regte sich in Stade ein breiter Widerstand quer durch alle Parteien - mal abgesehen von den Grünen. Die Öko-Partei bekam auch die Rolle des Buhmanns zugewiesen. Der Zorn der rund 4.000 Demonstranten, die im Februar 1999 zu einer Kundgebung auf dem Platz Am Sande in Stade zusammenkamen, um für den Erhalt des Stader Meilers zu protestieren, richtete sich daher vor allem gegen Umweltminister Jürgen Trittin von den Grünen. "Trittin sei ein eitler, arroganter Fatzke", zitierte das WOCHENBLATT seinerzeit einen Kundgebungsredner in einem Artikel über die Demo, der mit "Volkes Wille für's Atom" betitelt war.

Rückbau des AKW Brokdorf: Eine Gefahr für den Landkreis Stade?

Die für Stader Verhältnisse recht große Schar der Demo-Teilnehmer wurde von der lokalen Polit-Prominenz angeführt. Unter einem Transparent mit dem Schriftzug "Ja zu sicheren Arbeitsplätzen im AKW Stade" versammelten sich u.a. der heutige EU-Parlamentarier David McAllister (CDU), der Ex-Landrat Gunter Armonat, der Stader Ratsvorsitzende Karsten Behr (CDU), der frühere Kreistagsvorsitzende Hermann Krusemark (CDU) sowie der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Erhard Wolfkühler (†). Hauptredner war der damalige Stader Bürgermeister Heinz Dabelow (†, SPD).

"Die Region lebt vom Kernkraftwerk", erklärte Dabelow in seiner Rede. Es drohe der Verlust tausender Arbeitsplätze. Eine vorzeitige Stilllegung des AKW Stade wäre eine Katastrophe. Den Grünen wurde vorgeworfen, "ideologisch verbohrt" und "technologiefeindlich" zu sein. Dass die SPD den Atomausstieg mit beschlossen hatte, fiel bei der Kundgebung offenbar unter den Tisch.

Für den Notfall: Land schickt Trainingsanzüge

Der Protest konnte das Aus für das AKW Stade nicht verhindern: Im November 2003 ging der Meiler offiziell vom Netz. Aktuell läuft noch immer der Rückbau. Er soll bis 2026 abgeschlossen sein. Dann wird auch die charakteristische Kuppel verschwunden sein.

Das Kapitel Atomenergie wird in Deutschland Ende 2022 wahrscheinlich endgültig abgeschlossen sein.

Doch das Thema bleibt uns wohl erhalten: Dafür hat die EU-Kommission mit ihrem Vorschlag gesorgt, Atomkraft als "grüne Energie" einzustufen.

Rückbau des AKW Stade dauert zwei Jahre länger
Im Februar 1999 berichtete das WOCHENBLATT über die Demo für den Erhalt des AKW Stade   | Foto: jd
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Jörg Dammann aus Stade

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