Winsen

Die Folgen der Geldautomatensprengung für Unbeteiligte

18. Juni 2018 - 20. Juni 2020 - 9. März 2023: Das sind drei Daten, die Rechtsanwältin Ulrike Bauer-Hasslinger aus Winsen nie vergessen wird. Denn an diesen drei Tagen wurde jeweils der Geldautomat in der Deutschen Bank in der Marktstraße gesprengt - und die Bankräume befinden sich direkt unter ihrer Kanzlei, die sie zusammen mit anderen Anwältinnen seit 2012 betreibt.

"Ich habe das Gefühl, diesmal war die Explosion doppelt so stark, wie die beiden anderen Male", sagt die Juristin. "Die Erschütterung war diesmal so groß, dass sogar fast alle Gegenstände im Büro meiner Kollegin verrutscht waren." Ein Schaden sei aber glücklicherweise nicht entstanden.

Auch in der Wohnung des Hauses im zweiten Obergeschoss sei es zu keinerlei Schäden gekommen, heißt es. Allerdings habe die Bewohnerin einen erheblichen Schock erlitten. Mitten in der Nacht habe es einen heftigen Knall gegeben, wodurch - zumindest gefühlt - das ganze Haus gewackelt habe. Die Frau habe senkrecht im Bett gestanden.

Dieses Erlebnis blieb den Anwältinnen erspart, denn die Kanzlei ist nachts nicht besetzt. Trotzdem waren die Folgen für die Juristinnen nicht unerheblich und mit viel Arbeit verbunden. "Erst durften wir gar nicht ins Büro, weil erst die Statik des Hauses geprüft werden musste", so Bauer-Hasslinger. "Dann hatten wir bis 15 Uhr keinen Strom und konnten nicht arbeiten." Die notwendigsten Dinge wurden mit dem Handy erledigt: Absage von Mandantenterminen, Anträge auf Fristverlängerungen beim Gericht etc. Gut, dass die Anwältinnen an dem Tag keinen Gerichtstermin hatte, für den sie Handakten benötigt hätten, an die sie nicht herangekommen wären.

Auch waberte der Geruch des verbrannten Sprengstoffes noch durch die Kanzleiräume. Ulrike Bauer-Hasslinger ist nicht ängstlich. Ein mulmiges Gefühl bleibt aber dennoch. Hat sich durch die Sprengungen vielleicht irgendwo im Mauerwerk ein Haarriss gebildet, der bisher noch nicht entdeckt wurde? Wie standsicher ist das Haus, wenn demnächst im Zuge der Innenstadtsanierung mit dem Presslufthammer und Bagger die Marktstraße aufgerissen wird? "Das sind Fragen, die man sich immer wieder stellt", sagt Bauer-Hasslinger. "Aber wir sind guter Dinge, haben einen langen Atem und stehen alles durch."

Unterdessen tappt die Polizei bei der Fahndung nach den Tätern noch immer im Dunklen. Sind die Täter mit dem Fluchtwagen nur ein kurzes Stück gefahren und sind dann in einen anderen Wagen umgestiegen? Auszuschließen ist das nicht. Im Heiligabend 2015 hatte ein Mobiles Einsatzkommando (MEK) ein Panzerknacker-Trio am Winser Baum in Winsen festgenommen, als sie Fluchtfahrzeug dort für eine weitere Tat aus einer angemieteten Garage holen wollten.

Hinweise nimmt die Polizei unter Tel. 04181 - 2850 entgegen.