Winsen wählt einen Bürgermeister
Wer macht das Rennen?

André Wiese | Foto: Wiese
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Am Sonntag entscheiden die Winsener, wer das neue Oberhaupt der Luhestadt wird

thl. Winsen. Am kommenden Sonntag, 26. Mai, ist es soweit: Die Winsener wählen ihr neues Stadt-oberhaupt - parallel zur Europawahl. Ihren Hut in den Ring geworfen haben der derzeitige Amtsinhaber André Wiese (CDU) sowie die Herausforderin Susanne Menge (Grüne), die als unabhängige Kandidatin antritt. Gewählt wird der neue Bürgermeister bis 2026.
Insgesamt sind 28.060 Bürger aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Sieger ist, wer die meisten Stimmen erhält (absolute Mehrheitswahl). Da es nur zwei Kandidaten gibt, ist eine Stichwahl ausgeschlossen. Es wird damit gerechnet, dass das Wahlergebnis am Sonntag gegen 19.30 Uhr feststehen wird. Denn zunächst wird die Europawahl ausgezählt, bevor es an die Stimmen für den Posten des Bürgermeisters bzw. der Bürgermeisterin geht.
In einer von WOCHENBLATT-Redakteur Thomas Lipinski initiierten, nicht-repräsentativen Umfrage in der Facebook-Gruppe "Winsen Luhe - das bist du" ist das Votum eindeutig. Dort hat Wiese mehr als doppelt so viele Stimmen erhalten wie Menge. Viele User bemängeln bei der Herausforderin, dass sie nicht in Winsen wohne und sich hier nicht auskenne. Wiese-Gegner werfen dem Amtsinhaber vor allem seinen Standpunkt in Sachen Kinderbetreuung vor.
Und das sind die beiden Kandidaten:
André Wiese:
44 Jahre alt, verheiratet, drei Kinder (17, 15 u. 11 Jahre). Geboren, aufgewachsen und wohnhaft in Winsen. Duales Studium zum Dipl.-Verwaltungswirt (FH). Von 1996 bis 2011 ehrenamtliches Ratsmitglied der Stadt. Von 2003 bis 2011 direkt gewählter Landtagsabgeordneter im Wahlkreis Winsen. Seit 2011 Bürgermeister von Winsen.
Susanne Menge:
59 Jahre alt, geschieden, drei erwachsene Kinder, eine Enkelin und ein Enkel. Geboren und aufgewachsen in Bad Zwischenahn, wohnhaft in Oldenburg. Gymnasiallehrerin für Politik/Wirtschaft, Werte und Normen sowie Sport. Von 1986 bis 1992 Mitglied des Gemeinderates von Bad Zwischenahn, von 1991 bis 1994 Kreistag des Landkreises Ammerland. Von 2001 bis 2006 und von 2011 bis 2013 Stadtratsmitglied in Oldenburg, ehrenamtliche Bürgermeisterin der Stadt von 2011 bis 2013. Von 2013 bis 2017 Landtagsabgeordnete für die Grünen.
In einem Kurzinterview hat das WOCHENBLATT den beiden Kandidaten noch einmal auf den Zahn gefühlt.

Kurzinterview mit Bürgermeister André Wiese

WOCHENBLATT: Bürger bemängeln immer wieder, dass ihre Belange nicht ernst genommen werden. Als wie bürgernah würden Sie sich beschreiben?
André Wiese: Ich tue mein Bestes und bin täglich mit offenen Augen und Ohren in dieser Stadt und ihren Ortsteilen unterwegs. Familiär und im Vereinsleben bin ich hier fest verwurzelt, dadurch haben viele Menschen Zutrauen und sprechen mich auch gern direkt an. Mit den Bürgerversammlungen in den Ortsteilen und den vielen themenbezogenen Veranstaltungsformaten der vergangenen Jahre haben wir bei der Bürgerbeteiligung einen großen Sprung nach vorn gemacht. Natürlich kann man es dabei aber auch nicht jedem hundertprozentig recht machen.
WOCHENBLATT: Winsen ist eine wachsende Stadt, es werden immer wieder Wohngebiete ausgewiesen. Damit die Leute nicht pendeln müssen: Wie wollen Sie neue Arbeitsplätze schaffen?
Wiese: Winsen wächst jährlich um rund 300 Personen, die Zahl der Arbeitsplätze ist in meiner Amtszeit um rund 400 Personen pro Jahr gestiegen, ohne die Ansiedlung von Amazon mitzurechnen. Diese Zahlen zeigen, dass sich unsere Stadt als Wohnort und als Standort für Arbeitsplätze gut entwickelt. So wie wir neue Wohngebiete planen, brauchen wir auch Antworten für die Arbeitsplatzentwicklung. Deshalb möchte ich gern im Bereich Boschstraße ein kleineres Gewerbegebiet für örtliche Handwerker und Gewerbetreibende entwickeln. Daneben brauchen wir Gewerbeflächen, in denen wir auch Luft haben, neue Konzepte für Gründer und verschiedenste Betriebsideen auszuprobieren. Grundlage unserer positiven Entwicklung ist dabei insbesondere auch die gute Zusammenarbeit mit den hier ansässigen Betrieben. Das möchte ich so weiterführen.
WOCHENBLATT: Viele Winsener bemängeln, dass es außer Banken, Cafés, Handy- und Billigläden nicht viel in der Innenstadt gebe, dass das Einkaufen reizvoll macht. Wie könnte das Ihrer Ansicht nach geändert werden?
Wiese: Ich denke, diese Pauschalbewertung ist etwas unfair gegenüber den Familienbetrieben, die wir nämlich glücklicherweise auch in der Innenstadt haben und die in ihre Geschäfte und damit auch in unsere Stadt kräftig investieren. Unbestritten ist der Einzelhandel im Umbruch, nicht nur in Winsen, sondern überall. Eine lebendige Innenstadt der Zukunft zeichnet sich dadurch aus, dass wir es schaffen, Handel, Gastronomie, Dienstleistungen sowie kulturelles Leben und Vereinsaktivitäten hier zusammenzubringen.
Die drei wichtigsten Schritte dafür sind aus meiner Sicht: Erstens eine neu gestaltete Innenstadt im Rahmen des Zukunftskonzeptes Winsen 2030, der Umbau soll im nächsten Jahr starten. Zweitens eine Wirtschaftsförderung, die aktiv auf potenzielle neue Betriebe und auch auf bestehende Eigentümer und Geschäftsinhaber zugeht. Ich habe die Wirtschaftsförderung dafür neu ausgerichtet, daraus entstehen gerade gute neue Ansätze, ein erster sichtbarer Schritt sind die Frühlingsblumen vor den Geschäften. Und drittens brauchen wir in der Stadt eine Haltung, wo nicht jeder Vorschlag für Veränderungen durch einen Aufschrei der Empörung begrüßt wird.
WOCHENBLATT: Und nun noch zwei private Frage: Fleisch oder Fisch?
Wiese: Eher Fleisch.
WOCHENBLATT: Sekt oder Wein?
Wiese: Das kommt auf den Anlass an.

Kurzinterview mit Susanne Menge

WOCHENBLATT: Sie sind von Beruf Lehrerin und saßen im Landtag. Wie sind Ihre Erfahrungen in Bezug auf Verwaltung?
Susanne Menge: Aus meiner Sicht ist eine der wichtigsten Eigenschaften als Bürgermeisterin, offen für Neues zu sein und sich mit Ideen der Verwaltung ernsthaft ausein-anderzusetzen. Ich habe höchsten Respekt vor Fachkompetenz. Damit Verwaltungsbeamt*innen Impulse einbringen können und wollen, sind flache Hierarchien essentiell. Eine Fehlerkultur – also die Erlaubnis, unabhängig vom Ausgang, Neues zu wagen – und eine Anerkennungskultur für Geleistetes führen meiner Erfahrung nach zu besten Ergebnissen, die auch von der breiten Masse anerkannt werden.
WOCHENBLATT: Winsen ist eine wachsende Stadt, es werden immer wieder Wohngebiete ausgewiesen. Damit die Leute nicht pendeln müssen: Wie wollen Sie neue Arbeitsplätze schaffen?
Menge: Als Kreisstadt sollte Winsen insbesondere im Bereich der Zukunftsaufgaben als Vorbild vorangehen. Digitale Bildung und neue Technologien bergen Chancen für alle privatwirtschaftlichen Sektoren – von der Landwirtschaft über Gewerbe und Handel bis hin zu sozialen und wissenschaftlichen Institutionen. Gemeinsam mit den entscheidenden Akteur*innen und kreativen Vordenken kann es gelingen, die Identität von Winsen zu erhalten und die Stadt zugleich zu einer „Smart City“ zu formen. Mit klugen und regional angepassten Konzepten für Personen- und Gütertransport, bedarfsgerechte und wohnortnahe Versorgung und eine effiziente Gesundheitsversorgung machen wir das Leben der Bürger einfacher und komfortabler und kümmern uns zugleich um die Umwelt. Ein Wissenschafts- und Start-Up-Campus sowie innovative Co-Working-Spaces bilden die Grundlage für gründungswillige, kreative Köpfe – und somit für zukunftsfähige Geschäftsmodelle und Unternehmen.
WOCHENBLATT: Viele Winsener bemängeln immer wieder, dass es außer Banken, Cafés, Handy- und Billigläden nicht viel in der Innenstadt gebe, das das Einkaufen reizvoll macht. Wie könnte das Ihrer Ansicht nach geändert werden?
Menge: Wenn es gelingt, Winsen als zukunftsorientierte Stadt bzw. Region zu etablieren und auch entsprechende Bildungseinrichtungen anzusiedeln, ziehen attraktive gastronomische Angebote und kreative und moderne Einkaufsmöglichkeiten meist automatisch nach. Unabhängig davon müssen wir den regionalen Handel natürlich mit weiteren Einzelmaßnahmen unterstützen. Das wären z.B. "Junge Stadt - junge Ideen", Fuß- und Fahrradfreundlichkeit, gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, intelligente Verknüpfung von Online- und Offline-Handel, integratives Stadtmarketing, gemeinsam mit dem Handel neue Services für die potentiellen Zielgruppen entwickeln und kurze Wege/Bündelung des Einzelhandels in der Innenstadt sowie Gestaltung des öffentlichen Raums (Stadtmobiliar, Architektur, Sanierung, Grün, Platzgestaltung, Barrierefreiheit).
WOCHENBLATT: Und nun noch zwei private Frage: Fleisch oder Fisch?
Menge: „Die Beiträge der Rinderhaltung zum Treibhauseffekt sind ähnlich groß wie die des gesamten Autoverkehrs, wenn wir die Waldrodung fürs Rind und für Futtermittel einbeziehen.“ (Ernst Ulrich von Weizsäcker, deutscher Naturwissenschaftler und Politiker, *1939). Beides, aber selten. Wenn Fleisch, dann aus artgerechter Haltung, Fisch ASC- oder MSC-zertifiziert.
WOCHENBLATT: Sekt oder Wein?
Menge: Trockener Rotwein.

André Wiese | Foto: Wiese
Susanne Menge | Foto: Menge
Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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