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Neue Regeln, alte Risiken
E-Scooter-Boom im Landkreis Stade – Unfallzahlen steigen

Gerade junge Menschen sind häufig in E-Scooter-Unfälle verwickelt – ob am Handy oder zu zweit auf dem Roller, fehlende Verkehrskenntnis sorgt für hohes Risiko | Foto: AdobeStock/wellphoto
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  • Gerade junge Menschen sind häufig in E-Scooter-Unfälle verwickelt – ob am Handy oder zu zweit auf dem Roller, fehlende Verkehrskenntnis sorgt für hohes Risiko
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Für die einen sind sie praktisch, leise und modern – für andere schlicht ein Sicherheitsrisiko: E-Scooter werden immer beliebter. Doch mit ihrer wachsenden Anzahl steigen auch die Unfallzahlen. Erst kürzlich wurde im Landkreis Stade eine Dreizehnjährige auf einem E-Scooter von einem Fahrschulauto erfasst und schwer verletzt. Laut Statistischem Bundesamt gab es im vergangenen Jahr deutschlandweit rund 12.000 Unfälle mit Verletzten – fast 30 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 27 Menschen kamen bei E-Scooter-Unfällen ums Leben. Nun reagiert auch die Bundesregierung, doch ist das genug?

Klein, instabil – und oft falsch genutzt

Insa Cordes, Bezirksvorsitzende des Fahrlehrerverbandes Niedersachsen für den Bezirk Elbe-Weser und selbst Fahrlehrerin, sieht täglich, wo das Problem liegt. „E-Roller werden häufig spontan und ohne große Vorkenntnisse genutzt […] Dadurch kommt es häufiger zu Regelverstößen und riskantem Verhalten, wie das Fahren auf Gehwegen oder das Nichtanzeigen von Richtungswechseln.“

Insa Cordes, Bezirksvorsitzende des Fahrlehrerverbandes Niedersachsen für den Bezirk Elbe-Weser | Foto: Babsis Atelier
  • Insa Cordes, Bezirksvorsitzende des Fahrlehrerverbandes Niedersachsen für den Bezirk Elbe-Weser
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Das Risiko beginne schon bei der Bauweise: kleine Räder, hohe Standfläche, wenig Stabilität. So seien E-Roller besonders bei schlechten Straßenverhältnissen weitaus anfälliger für Stürze als etwa Fahrräder oder schnellere Motorroller, für die eine Fahrerlaubnis benötigt wird, so Cordes.

Die Folge: viele Unfälle – häufig durch Unwissen. Cordes plädiert für verpflichtende Schulungen. „Eine solche Maßnahme könnte eventuell dazu beitragen, das Bewusstsein für Verkehrsregeln zu stärken und die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen.“

„Erhöhtes Konflikt- und Unfallpotenzial“

Auch Rainer Bohmbach, Sprecher der Polizeiinspektion Stade, sieht Handlungsbedarf. „Es besteht ein erhöhtes Konflikt- und Unfallpotential durch die Roller, da diese oft rücksichtslos geführt werden. Stürze führen nicht selten zu Verletzungen der Scooterfahrer. Im Falle eines Zusammenpralls mit einem Auto stehen die Chancen für den E-Scooterfahrer eher schlecht. Zusammenstöße mit Fußgängern oder anderen Verkehrsteilnehmern sind durchaus für alle Beteiligten gefährlich.“

Polizeisprecher Rainer Bohmbach | Foto: Archiv/Polizei
  • Polizeisprecher Rainer Bohmbach
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Die Polizei registriert regelmäßig Verstöße im Landkreis: Fahren zu zweit, verbotswidrig auf Gehwegen oder mit überhöhter Geschwindigkeit. Eine nicht angepasste Fahrweise und das Nutzen der falschen Straßenseite zählen laut Bohmbach zu den häufigsten Unfallursachen. Er fordert mehr Aufklärung – und schließt auch eine Helmpflicht nicht aus: Viele Verletzungen ließen sich dadurch vermeiden.

Blinker, Bußgelder, Besserung?

Die Bundesregierung hat reagiert. Ab 2027 müssen neue Roller mit Blinkern ausgestattet sein. Städte sollen über Abstellflächen entscheiden dürfen, um das Problem von falsch abgestellten Scootern zu entschärfen. Die Bußgelder steigen: Gehwegfahren und Mitnahme einer zweiten Person kosten künftig je 25 Euro. Außerdem sollen die Regeln stärker an die für Radfahrende angeglichen werden.

Doch Expertinnen und Experten bleiben skeptisch. Technik und Strafen allein reichen nicht. Was fehle, so Cordes, sei ein systematisches Bewusstsein für Verkehrssicherheit – besonders bei jungen Fahrenden. Das Mindestalter liegt bei vierzehn Jahren – das senkt die Hürde, erhöht aber das Risiko.

Reicht das?

Noch immer dürfen E-Scooter ohne Schulung, ohne Helm und ohne Fahrerlaubnis gefahren werden. Cordes und Bohmbach sind sich einig: Wirkliche Sicherheit beginnt im Kopf.

Könnte eine Helmpflicht bei E-Scootern die Schwere von Unfällen vermeiden? | Foto: AdobeStock/Prostock-studio
  • Könnte eine Helmpflicht bei E-Scootern die Schwere von Unfällen vermeiden?
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„Gerade jüngere Fahrer ohne vorherige Erfahrung im Straßenverkehr sind häufiger in Unfälle verwickelt oder missachten Verkehrsregeln, was das Unfallrisiko erhöht. Daher ist es besonders wichtig, dass auch ohne Fahrerlaubnispflicht gezielte Aufklärungsmaßnahmen und Trainings angeboten werden, um das Bewusstsein für sicheres Fahren und die Einhaltung der Verkehrsregeln zu stärken“, so Cordes.

Die neuen Regeln setzen ein Signal – aber ohne Bildung, Bewusstsein und Helm bleibt der Roller ein gefährliches Spielzeug.

Gerade junge Menschen sind häufig in E-Scooter-Unfälle verwickelt – ob am Handy oder zu zweit auf dem Roller, fehlende Verkehrskenntnis sorgt für hohes Risiko | Foto: AdobeStock/wellphoto
Könnte eine Helmpflicht bei E-Scootern die Schwere von Unfällen vermeiden? | Foto: AdobeStock/Prostock-studio
Gefährliche Freiheit – E-Scooter sind vielen ein Dorn im Auge | Foto: AdobeStock/Studio Romantic
Insa Cordes, Bezirksvorsitzende des Fahrlehrerverbandes Niedersachsen für den Bezirk Elbe-Weser | Foto: Babsis Atelier
Polizeisprecher Rainer Bohmbach | Foto: Archiv/Polizei
Redakteur:

Pauline Bellmann aus Buxtehude

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