Ist die Inklusion gescheitert?
Eltern kämpfen um die Erhaltung der Förderschule

Wiebke (li.) und Axel Kaiser sorgen sich um die schulische Zukunft ihrer Tochter Vivian | Foto: Kaiser
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sla. Stade. Wiebke und Axel Kaiser sind verzweifelt. Sie wissen momentan nicht, auf welcher Schule ihre  lernbeeinträchtigte Tochter, die Pflegestufe II hat, künftig gehen kann. Aktuell besucht die 17-jährige Vivian  die Förderschule "Friedrich Fröbelschule" in Stade. Bei der Stader BBS3 könnte Vivian auch ohne Hauptschulabschluss einen Schulplatz bekommen. Doch die Eltern sind in großer Sorge, das Vivian hier untergeht. Die Eltern favorisieren stattdessen die Jugendwerkstatt in Stade. Grund: Die Umsetzung der Inklusion funktioniert größtenteils nicht, sagen die Eltern und stehen mit ihrer Meinung nicht alleine da. 
"Bereits im Kindergarten wurde bei Vivian festgestellt, dass mit ihr etwas nicht stimmt", schildert Wiebke Kaiser. Seitdem ließen die Eltern nichts unversucht, um ihre Tochter zu unterstützen. 2014 wurde Vivian schließlich die Sonderpädagogische Unterstützung im Bereich Lernen zugesprochen und sie erhielt Frühförderung bei der Lebenshilfe. Im Sommer wird Vivian in der Förderschule ihr zehntes Schuljahr abschließen. Durch die Corona bedingte Fehlzeit in der Schule hat sie zusätzlich sehr mit der jetzt steigenden Anforderung bezüglich des Hauptschulabschlusses zu kämpfen. Das beeinträchtigt auch das Familienleben und zerrt an den Nerven der Eltern. Denn sie kämpfen bereits seit Jahren dafür, dass ihre Tochter in der Schule mitkommt.
 "Die Inklusion mag ein schöner Gedanke sein, funktioniert aber im wahren Leben überhaupt nicht", sagt Wiebke Kaiser. Dabei könne man den Lehrern keinen Vorwurf machen. Wie sollen sie sich denn die Zeit für diese Kinder in einer gemischten Klasse nehmen, fragt die Mutter. "In der Realität sieht es so aus, dass Inklusionskinder ein paar lächerliche Förderstunden bekommen, den Rest der Zeit sitzen viele im Unterricht und verstehen nur Bahnhof", so Wiebke Kaiser. 

In ein paar Jahren soll das Modell der Förderschule eingestellt werden, was das für diese Kinder bedeutet, wird jeder verstehen, der ein Inklusionskind hat, sagt die Mutter.
"Da wir unsere Tochter nicht weiterführend auf der BBS sehen, geschweige denn bereit für eine Ausbildung, wollten wir sie für die Jugendwerkstatt in Stade anmelden.  Für die  Eltern war das eigentlich der Rettungsanker, nach dem sie gesucht haben. 
Beim Gespräch mit einer Sozialpädagogin der BBS 3 in Stade,  erfuhren die Eltern, dass die Plätze in der Jugendwerkstatt sehr begrenzt seien und man müsse sehr gute Gründe anführen müsse. 
Die Sozialpädagogin würde es gerne sehen, wenn Vivian bei der BBS3  zur Schule geht "Wir sind nach wie vor anderer Meinung", sagt Wiebke Kaiser. Sie hat Vivians Befunde der Sozialpädagogin vorgelegt und die Schuldirektorin wird nun entscheiden, ob die 17-Jährige in die Werkstatt kann. Sie wird dann an der BBS 3 als Schülerin geführt, geht aber in die Jugendwerkstatt.

Petition zum Erhalt der Förderschule

Mit einer Petition fordern Eltern das Land Niedersachsen auf, für den Erhalt der Förderschule über das Jahr 2028 hinaus Sorge zu tragen und das bisher angekündigte Ende der Beschulung für das Schuljahr 2022/2023 zu streichen. Ferner müssen mehr Lehrer für den Förderbereich ausgebildet werden, da auch im inklusiven Bereich ein deutlicher Förderschullehrermangel herrscht. Sie fordern eine Wahlfreiheit für Eltern, deren Kinder einen Förderbedarf Lernen attestiert bekommen haben. Die Förderschule Lernen sehen sie als substanziell notwendig an, um jedes Kind optimal fördern zu können. Nicht jeder Schüler mit Förderbedarf Lernen sei auf einer Regelschule beschulbar.
Der Höchstförderbedarf mit maximal drei Stunden an inklusiven Schulen pro Schüler/Woche wird von den Eltern als viel zu gering betrachtet, zumal aufgrund der Lehrerknappheit im Förderschulbereich die Maximalförderung an allgemeinbildenden Schulen in der Regel nicht gewährleistet ist. Eine optimale, dem Förderschulkind angemessene Förderung kann nur in den seltensten Fällen geleistet werden. Es gibt Kinder, die im geschützten Raum einer Förderschule gefördert werden müssen, frei von psychischem, sozialem und emotionalem Druck.

Redakteur:

Susanne Laudien aus Buxtehude

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