Kreativ fürs bessere Klima
"Fridays for Future"-Vertreter sprachen mit Politik und Bund über die Bewegung

Die Proteste für den Klimaschutz boten einiges an Diskussionsgrundlage Foto: jab
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jab. Stade. Große Vergleiche wurden im Schwedenspeicher herangezogen, um die "Fridays for Future"-Bewegung mit ihrem Leitbild Greta Thunberg zu beschreiben und einzuordnen - von den '68-Studenten in Frankreich bis hin zu den Montagsdemonstranten in der ehemaligen DDR. In der Podiumsdiskussion mit Vertretern der Bewegung, aus Politik und des BUND sowie der Schulen gab es zu den Protesten viele lobende, aber auch fordernde Worte.

Wilken Enegel und Finn Krüger sind Mitglieder des Organisationsteams von "Friday for Future" in Stade. Sie sprachen mit Heiner Baumgarten, Kreisvorsitzender des BUND Stade, Jörg Moser-Kollenda, Schulleiter der Integrierten Gesamtschule (IGS) Stade, Michael Quelle vom Rosa-Luxemburg-Club, Dr. Barbara Zurek, Ratsmitglied von den Grünen, sowie Lars Kolk, Stadtbaurat der Stadt Stade, über die Ziele. Der Projektleiter von "THINK TANK STADE", Matthias Weber, führte das zahlreich erschienene Publikum durch den Abend.

Die Bewegung sei aus einer Situation entstanden, in der es nicht mehr so weiterging wie bisher, sagt Heiner Baumgarten. Ausgerechnet von den Jugendlichen, von denen behauptet werde, dass sie sich nicht mehr engagieren, werden immer neue, kreative Aktionen gestartet. Kolk fordert von den jungen Leuten, dass sie sich institutionalisieren müssen und nicht nur fordern können. Im Ehrenamt bei BUND und in der Ratsarbeit könnten sie sich einbringen. Kolk wirft dabei ein: "Kommunalpolitik ist nicht sexy."

Dagegen positionieren sich Enegel und Krüger. Die Protestler fordern von der Politik jetzt das ein, was sie mit dem Pariser Klimaschutzabkommen versprochen habe, so Wilken Enegel. Bis die jungen Leute so weit seien, in der Politik selbst mitzuwirken - und zwar dort, wo wichtige Dinge entschieden werden -, sei es zu spät, meint Kröger. Zudem werde die Jugend zu wenig in politische Entscheidungen miteinbezogen. Dem stimmt Baumgarten zu: "Es braucht junge Leute in der Politik." Der Druck müsse "von außen" immer größer werden, damit den jungen Leuten Platz gemacht wird.
Zurek hofft zudem, dass die Diskussionen um den Klimawandel und den Klimaschutz durch die Proteste mehr Auftrieb erhalten. Quelle hebt hervor, dass die Bewegung sich nicht nur auf ihr eigenes Wirken beschränke, sondern sich auch mit anderen Protestaktionen zusammenschließe und so solidarisiere.

Aber nicht nur internationale Politik wird durch "Fridays for Future" kritisiert. Auch regional setzen sie sich für den Klimaschutz ein. Im Fall Stade stehen vor allem das geplante LNG-Terminal und Kohlekraftwerk sowie die ortsansässigen Unternehmen im Fokus. Mit der DOW stehe die Bewegung bereits in Kontakt. Enegel erhofft sich durch solche offenen Dialoge nachhaltige Kompromisse. Kolk sprach sich in diesem Zusammenhang weiter für das Terminal aus und betonte die Wichtigkeit für Stade: "Eine so große Investition zieht immer weitere Investitionen nach sich, beispielsweise in die Infrastruktur." Zurek machte ihre Position dagegen deutlich: "Stade ist bekannt dafür, lokal zu denken und zu handeln. Gibt es Zielkonflikte bei den Investitionen, fällt der Klimaschutz weg. Klimaschutz, ja gern, aber nur wenn's nicht weh tut."

Auch Baumgarten stellt das Denken vom stetigen Wachstum in Stade in Frage. Die Vertreter von "Fridays for Future" sind sich einig, dass sie durch ihre Demonstrationen für mehr Klimaschutz auch Kapitalismuskritik äußern. Durch den "Earth Overshoot Day", der Tag, an dem alle Ressourcen für das laufende Jahr frühzeitig verbraucht wurden, so Enegel, werde deutlich, dass eine Änderung des Wirtschaftssystems zwingend notwendig sei.

Zudem fordert die Bewegung ein Umdenken in der Mobilität. Baumgarten kritisiert die Investitionen in die Straßen, die besser in den Öffentlichen Personennahverkehr fließen sollten. "Eine ehrliche Verkehrswende muss auch gewollt sein." Auch Krüger spricht sich für mehr Subventionen in diesem Bereich aus. Kolk hingegen wirft ein, dass der ÖPNV nicht Sache der Stadt Stade sei, sondern die des Landkreises. Zudem sei Stade keine klassische Pendlerstadt für Hamburg. Im Gegenteil kommen die meisten Menschen nach Stade, um hier zu arbeiten, so Kolk.

Auch wenn die Vergleiche mit den Montagsdemonstranten laut Moser-Kollenda noch etwas zu groß seien, wisse man nie, wie in 30 Jahren rückblickend über diese Bewegung gedacht werde. Sein Wunsch: "Dass es gelingt, so weiterzumachen und dass sie politische Entscheidungen beeinflusse können."

Solang könne aber jeder seinen Beitrag leisten, so Enegel. Die Aktivisten sind überzeugt davon, dass sich dadurch viel ändern lässt. Krüger: "Klimaschutz ist kein Lifestyle."

Redakteur:

Jaana Bollmann aus Stade

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