Landkreis Harburg
Mehr Fälle häuslicher Gewalt

Jede vierte Frau in Deutschland wird laut einer Studie mindestens einmal im Leben Opfer häuslicher Gewalt  | Foto: Miriam Doerr / fotolia
  • Jede vierte Frau in Deutschland wird laut einer Studie mindestens einmal im Leben Opfer häuslicher Gewalt
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In Hamburg-Harburg hat am Montagmorgen ein 51-Jähriger seine gleichaltrige Lebensgefährtin bei einem Streit lebensgefährlich verletzt. Ein extremer Fall, der sich später in der Polizeistatistik als häusliche Gewalt wiederfinden wird, und er - mal wieder - für Entsetzen in der Bevölkerung sorgt.

Häusliche Gewalt ist jedoch kein Einzelfall, findet aber meist im Verborgenen statt. Und galt lange als Tabuthema. Doch seit die Polizei im Landkreis Harburg einen noch stärkeren Fokus auf diesen Bereich gelegt hat, steigen auch die Fallzahlen. Wie viele Fälle es genau sind, will Kriminalhauptkommissar Carsten Bünger, Präventionsbeauftragter der Polizeiinspektion Harburg, nicht sagen. Denn von nackten Zahlen hält er nicht viel. "Es werden nur die Fälle erfasst, die auch angezeigt werden. Es gibt aber ein großes Dunkelfeld."

Opfer von häuslicher Gewalt kann jeder werden, egal, zu wie alt er ist und zu welcher gesellschaftlichen Schicht er gehört. Bünger: "Etwa 80 Prozent der Opfer sind weiblich." Heißt: Bei jeder fünften Tat ist ein Mann das Opfer.

Bei häuslicher Gewalt ist die gesellschaftliche Erwartungshaltung weit verbreitet, dass sich die Opfer einfach vom gewalttätigen Partner trennen sollen, um zukünftig vor weiteren Übergriffen geschützt zu sein. Kehrt das Opfer zum Täter/zur Täterin zurück oder wird die erlebte Gewalt verharmlost, löst dieses Verhalten im sozialen Umfeld der Opfer häufig Unverständnis und Ohnmacht aus. Es entstehen Zweifel, ob das Opfer die Situation überhaupt verändern will. Viele Opfer verlieren an diesem Punkt der Gewaltspirale die Unterstützung durch das Umfeld, zum Teil wird das Opfer selbst verantwortlich gemacht: Die Schuld für die Gewalt in der Beziehung wird auf das Opfer übertragen.

"Opfer häuslicher Gewalt können aus vielen Gründen nicht in der Lage sein, die Trennung zu vollziehen. Oft dauert es Monate bis Jahre, bis die Betroffenen den Mut, die Kraft und die Hilfe finden, die sie benötigen, um diesen Schritt zu gehen", weiß Bünger. "Familie, Freunde, Personen aus dem Umfeld, aber auch Beratungsstellen, die Polizei und andere Behörden dürfen nicht aufhören, den Betroffenen Hilfe und Unterstützung anzubieten. Der Weg aus der Gewaltspirale ist eben nicht einfach."

Dabei muss der Weg gar nicht über die Polizei laufen. "Allerdings haben unsere Beamten die Möglichkeit, sofort etwas zu unternehmen, um die Situation zu beruhigen", so Bünger weiter. Ein gutes Instrument ist dabei die Wegweisung. Dabei kann die/der Gewalttätige bis zu zehn Tage aus der Wohnung verwiesen werden. Die Polizei überprüft regelmüßig, ob sich die/der Weggewiesene auch an das Verbot hält. Denn ein Verstoß ist eine Straftat. Das Opfer könne sich aber z.B. auch an ein Krankenhaus wenden und dort erst einmal die Spuren der Gewalt sichern lassen, um unter Umständen später Anzeige zu erstatten.

Doch wann fängt häusliche Gewalt überhaupt an? "Eigentlich schon bei Streitigkeiten", sagt Carsten Bünger. "Vor allem, wenn es dabei zu Beschimpfungen oder Handgreiflichkeiten kommt." Der Beamte appelliert, wachsam in seinem Umfeld zu sein und beim kleinsten Verdacht dem Opfer Hilfe anzubieten oder Anzeige zu erstatten. Nur so kann ein Fall, wie der eingangs erwähnte in Hamburg, verhindert werden.

Warum berichtet die Polizei so wenig darüber?

Statistisch gibt es im Landkreis Harburg jeden Tag beinahe zwei Fälle an häuslicher Gewalt. Doch nur selten ist in der Pressemeldung der Polizei darüber etwas zu lesen. Warum?

"Wir müssen dabei immer zwischen dem öffentlichen Interesse und den schutzwürdigen Interessen der Betroffenen abwägen", erklärt Polizeisprecher Jan Krüger. "Letzteres ist dabei in der Regel höher anzusiedeln. Denn das Opfer darf für das Umfeld nicht identifizierbar sein." Hinzu komme, dass sich solche Taten in der Regel in den vier Wänden der Beteiligten abspielen und die Öffentlichkeit davon kaum etwas mitbekommt. Außer vielleicht die direkten Nachbarn.

"Wenn wir dann am nächsten Tag verkünden, was sich dort abgespielt hat, wird das Opfer nochmal an den Pranger gestellt", so Krüger.

Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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